Palmöl steckt in etwa der Hälfte der Produkte im Supermarkt – zum Beispiel in vielen Streichcremes und Süßigkeiten. Foto: dpa

Schon lange steht Palmöl in der Kritik – vor allem, weil für den Anbau Regenwald abgeholzt wird. Doch es gibt auch gesundheitliche Bedenken.

München - Schon lange wird Palmöl wegen der Abholzung von Regenwald für die Anbauflächen kritisiert. Doch nach wie vor ist das Öl in vielen Lebensmitteln zu finden: Es macht Schokocreme schmelziger, Margarine streichfest und Keksfüllungen cremig. Nun warnen Verbraucherschützer: Es gibt auch gesundheitliche Risiken. Ein Überblick.

Inwiefern könnte das Öl ungesund sein?

Bei der Verarbeitung von Ölen können sogenannte Fettschadstoffe entstehen. Bei Palmöl sogar in deutlich höheren Mengen als bei der Raffination anderer Pflanzenöle. Um unangenehme Geruchs- und Geschmacksstoffe zu entfernen, wird das Öl bei Temperaturen von 200 Grad Celsius mit Wasserdampf behandelt. Dabei können 3- Monochlorpropandiol-Fettsäureester (MCPD) und Glycidol-Fettsäureester entstehen. Und diese Verbindungen gelten als möglicherweise krebserregend. Problematisch könnte das besonders für jene sein, die wenig wiegen und damit die tolerierbare Menge der Stoffe im Körper schnell überschreiten: Für Säuglinge und Kinder.

Finden sich größere Mengen dieser Fettschadstoffe in vielen Produkten?

Die Verbraucherzentrale Bayern hat den Gehalt an Fettschadstoffen in palmölhaltigen Snacks, Backwaren und Brotaufstrichen ermittelt. Produkte also, die Kinder gerne essen – oder deren Werbung auf Kinder abzielt. Dann haben die Ernährungsexperten errechnet, welche Mengen dieser Produkte ein Kind üblicherweise am Tag isst – und welche Mengen der kritischen Stoffe es so aufnimmt. „Unsere Berechnungen zeigen, dass ein Kind wahnsinnig schnell über die täglich tolerierbare Aufnahmemenge kommt“, sagt Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern.

Wie viel muss ein Kind essen, um die duldbare Menge zu überschreiten?

Isst ein fünfjähriges Kind mit 18 Kilogramm Körpergewicht zum Frühstück 40 Gramm Knuspermüsli, beim Mittagessen 25 Gramm Backerbsen in der Suppe und zwischendurch fünf Stückchen Schokolade und ein paar Kekse, nimmt es mehr als 41 Mikrogramm 3-MCPD-Fettsäureester auf. Als tolerierbar gelten bei diesem Körpergewicht aber nur 36 Mikrogramm pro Tag. Daniela Krehl findet es durchaus problematisch, dass Kinder schon mit ein paar Süßigkeiten und Fertig-Snacks die Werte reißen. „Dazu kommen Fettschadstoffe aus der Zubereitung von Hauptmahlzeiten oder solche, die in anderen Ölen stecken“, sagt die Verbraucherschützerin.

Was ist über die Fettschadstoffe bekannt?

Das Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) sowie die Europäische Lebensmittelbehörde Efsa warnen schon seit mehreren Jahren vor den in raffinierten pflanzlichen Fetten enthaltenen 3-MCPD- und Glycidol-Fettsäureestern. Glycidol beziehungsweise seine Fettsäureester stuft das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als krebserregend ein, 3-MCPD steht zumindest im Verdacht, das Krebsrisiko zu erhöhen. Besonders für Säuglinge bestehe die Gefahr, problematische Mengen der Stoffe aufzunehmen. Denn Palmöl steckt auch in industriell gefertigter Säuglingsnahrung. Auf Europäischer Ebene sollen deshalb neue Regelungen für den Gehalt an Fettschadstoffen in Lebensmitteln festgelegt werden.

Worauf sollten Verbraucher achten – insbesondere Eltern?

Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale rät Eltern dazu, Produkte ohne Palmöl zu kaufen. „Viele Aufstriche oder Süßigkeiten kommen ohne aus. Da hilft ein Blick auf die Zutatenliste.“ Auch wer seltener zu verarbeiteten Produkten greift und selbst kocht oder bäckt, umgeht ein gesundheitliches Risiko. Kaltgepresste Öle sind bezüglich der Schadstoffe unproblematisch – viele gesättigte Fettsäuren enthält Palmöl aber immer. Die sind dafür bekannt, die Blutfettwerte negativ zu beeinflussen und dadurch auch das Risiko etwa für Diabetes oder Gefäßerkrankungen zu erhöhen. Pflanzenöle mit vielen mehrfach ungesättigten Fettsäuren – etwa Rapsöl, Leinöl – gelten als vorteilhafter.