Reinhold Würth staunt immer wieder über die Landesmuseums-Schätze Foto: picture alliance / Marijan Murat

Mit 14 hat für Reinhold Würth 1949 das Arbeitsleben begonnen. Jetzt feiert der Unternehmer, der auch als Kulturförderer hohes Tempo vorlegt, sein 70. Arbeitsjubiläum. Auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist dabei. Geehrt wird Würth auch in Stuttgart – für sein Engagement für das Landesmuseum Württemberg.

Stuttgart - Viele Worte macht Reinhold Würth nicht gern. Die Dinge, so lässt er auch Gäste in der Firmenzentrale der Adolf Würth & Co. KG in Künzelsau spüren, müssen laufen. Halt aber. Hier beginnt schon die Herausforderung: Denn nicht, dass getan wird, was zu tun ist, interessiert den Stiftungsaufsichtsrat der Würth-Gruppe. Geschwindigkeit, Begeisterung und Mehrwert ist der Dreiklang, den Reinhold Würth erwartet – und ist zugleich immer spürbar Eckpfeiler der Firmenkultur.

Schneller sein, weiter hinausschauen

Natürlich – da schwingt etwas mit von der Losung, schneller zu sein als andere, weitere Wege zu gehen als andere, in kürzerer Zeit mehr und mehr verschiedenartige Lösungen zu entwickeln. Doch da ist noch etwas anderes – da ist auch die Aufforderung, über scheinbare Begrenzungen hinaus zu schauen. In den Worten von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne): „Den Spruch, den wir mal für unsere Digitalisierungsstrategie ausgedacht haben: ,Heimat, hightech, highspeed‘, passt perfekt zu Würth, wenn man noch ein Wort hinzufügt: ,high culture‘.“

Mit 19 wird Reinhold Würth Unternehmer

An diesem Dienstag fährt Kretschmann nach Künzelsau. Im Carmen Würth Forum wird gefeiert – das 70. Arbeitsjubiläum von Reinhold Würth. Mit 14 beginnt er 1949 seine Lehre. Mit 19 übernimmt er Verantwortung für den kleinen väterlichen Betrieb und macht daraus ein weltweit operierendes Handelsunternehmen mit heute mehr als 77 000 Beschäftigten.

Winfried Kretschmann sieht eigenen Würth-„Spirit“

Gibt es ein Geheimnis für den Erfolg? Reinhold Würth fängt mit der Frage bis heute spürbar wenig an. Ist nicht alles gesagt mit der Art, wie er Arbeit versteht? Winfried Kretschmann zieht eine andere Linie. „Den Spirit des Unternehmens“, sagt der Ministerpräsident, „bringt Reinhold Würth auf den Punkt mit dem Satz: ,Der Mensch steht im Mittelpunkt.‘ Es bedeutet auch, dass menschliche Qualifikation genauso wichtig ist wie fachliche“. Diese Haltung begründet für Kretschmann denn auch Reinhold Würths „großes Engagement für die Region und das Land, sei es in der Kunst, in der Bildung, in der Musik oder der Kultur“.

Hohenloher und Europäer

Für Cornelia Ewigleben, Erfolgsdirektorin des Landesmuseums Württemberg in Stuttgart, ist Reinhold Würth längst mehr als ein Förderer. „Er bezeichnet sich selbst als heimatverbundenen Hohenloher, liberalen Baden-Württemberger, geschichtsbewussten Deutschen und leidenschaftlichen Europäer“, sagt Ewigleben – „das Landesmuseum Württemberg bietet hier viele Anknüpfungspunkte“. Fast untrennbar ist die Wandlung des Landesmuseums zu einem betont offenen Haus mit dem Wirken von Reinhold Würth als Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung des Landesmuseums verbunden. „Mit ihm“, sagt Cornelia Ewigleben, „hat man eine Person vor sich, die im Laufe der Jahre eine große Kennerschaft der Kunst erworben hat und ein breites Interesse an kulturhistorischen Themen mitbringt“. Mehr noch: „Reinhold Würth hat viel Erfahrung bei musealen Themen, so dass ihm Notwendigkeiten bei Abläufen und Verfahren etwa von Ausstellungen nicht erläutert werden müssen.“

Engagament für das Landesmuseum Württemberg

Immer wieder lässt sich Würth für die Ideen des Landesmuseum-Teams begeistern. Auch für das Projekt „Im Glanz der Zaren. Die Romanows, Württemberg und Europa“. Die Große Landesausstellung lockt von Oktober 2013 bis April 2014 Besucher aus ganz Europa nach Stuttgart. Auf eine Gruppe wartet Besonderes – auf Würth Initiative hin wird der Ausstellungskatalog auch in Russisch veröffentlicht.

Aufruf für den freien Eintritt

Man darf von einer Zäsur sprechen, wenn Reinhold Würth an diesem Mittwoch in Stuttgart mit einer Festveranstaltung als Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung des Landesmuseums verabschiedet wird. Theresia Bauer (Grüne), baden-württembergische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, wird den Taktgeber und Ermöglicher ebenso würdigen wie EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU). Auch Cornelia Ewigleben wird sprechen – und sicher auch über ein Thema, das sie in besonderer Weise mit Reinhold Würth verbindet. „Gerade bei Museumsbesuchen“, ist Würth überzeugt, „sollten alle Menschen unabhängig von ihrem Einkommen gleichgestellt sein: Es darf nicht sein, dass eine vierköpfige Familie aufgrund ihres Einkommens überlegen muss, ob man sich den Besuch einer Sonderausstellung im Museum leisten kann oder nicht.“

Landesmuseum Württemberg steigert Besucherzahlen

Alle Museen des Unternehmens Würth bieten folgerichtig den Besucherinnen und Besuchern freien Eintritt. Ein Impuls, den Cornelia Ewigleben nur zu gerne aufgreift. „Reinhold Würth“, sagt Ewigleben, „hat zusammen mit der Fördergesellschaft den freien Eintritt in die Schausammlungen bei uns möglich gemacht. Dadurch konnten wir im Jahr 2018 im Alten Schloss unsere Besucherzahlen verdoppeln und im Museum der Alltagskultur – Schloss Waldenbuch – um 60 Prozent erhöhen“.

Ein „kulturpolitisches Signal“?

Und Ewigleben sendet auch gleich eine Botschaft an die Politik: „Wir hoffen“, sagt sie, „dass diese vorbildhafte Entscheidung unseren Träger, das Land Baden-Württemberg, überzeugt, zukünftig den freien Eintritt weiterhin zu ermöglichen. Es wäre ein wichtiges kulturpolitisches Signal an die Bürgerinnen und Bürger“.

Ein Lieblingsstück: Winterhalters Olga-Porträt

Immer wieder taucht Reinhold Würth im Alten Schloss in die Schätze des Landes ein. Hat er auch ein Lieblingsstück? „Ich denke“, sagt Cornelia Ewigleben, „ein Objekt, an dem sein Herz besonders hängt, ist das Porträt der Kronprinzessin Olga von Franz Xaver Winterhalter“. Das Bild wurde bei einer Auktion in London erworben – Dank der Unterstützung durch die Fördergesellschaft des Landesmuseums mit der Adolf Würth GmbH & Co. KG. „Heute“, sagt Ewigleben, „ist es ein Highlight unserer Schausammlung „LegendäreMeisterWerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg’“.

Würth: „Landemuseum fördert Wir-Gefühl im Südwesten“

Auch wenn sich Reinhold Würth von der Spitze der Fördergesellschaft zurückzieht – dem Landesmuseum wird er sicher verbunden bleiben. „Für mich“, sagt er, „leitet sich die Motivation zur Kulturförderung aus Artikel 14 des Grundgesetzes ab, in dem die Sozialverpflichtung des Eigentums postuliert wird“. Und er ergänzt: „Gerade das Landesmuseum Württemberg fördert in besonderem Maße ein Wir-Gefühl der Menschen im Südwesten, unabhängig von Herkunft, Religion und Stand.“

„Eine Herzensangelegenheit“

Und dann nimmt Reinhold Würth, für den „der Auftrag, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen“, Gewicht hat, für einen Moment alles Tempo heraus. „Ja“, sagt er, das sei die Verbindung zum Landesmuseum Württemberg – „eine Herzensangelegenheit“.

Info – Würth und die Kulturförderung

1945 wird die Adolf Würth GmbH & Co. KG als Schraubenhandlung gegründet. 1954 übernimmt Reinhold Würth, heute Stiftungsaufsichtsrat der Würth-Gruppe, das Unternehmen. Aktuell ist die Würth-Gruppe in mehr als 80 Ländern tätig und beschäftigt weltweit mehr als 77 000 Mitarbeiter. 2018 betrug der Umsatz 13,6 Milliarden Euro. Vorsitzende des Beirats der Würth-Gruppe ist Bettina Würth, Tochter von Reinhold und Carmen Würth. Operativ führt Robert Friedmann, Sprecher der Konzernführung der Würth-Gruppe, das Unternehmen.

1987 gründen Reinhold und Carmen Würth die Stiftung Würth. Das Stiftungskapital beträgt derzeit 7,6 Millionen Euro. Gefördert werden Projekte in den Bereichen Kunst und Kultur, Forschung und Wissenschaft sowie Bildung und Erziehung. Hierzu gehören Stiftungsprofessuren ebenso wie Preise oder langjährige Partnerschaften – im Kulturbereich etwa mit dem Landesmuseum Württemberg.

1991 eröffnet das Museum Würth am Stammsitz in Künzelsau, 2001 die Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall. 2017 wird in Künzelsau das Carmen Würth Forum als Konzert- und Veranstaltungshalle eröffnet. 2020 wird ein Erweiterungsbau mit Kongressräumen und einem Museum für Hauptwerke der Sammlung Würth eröffnet. Weitere Kunstforen gibt es heute an zehn europäischen Würth-Standorten. Getragen werden die Kunstaktivitäten durch die Adolf Würth GmbH & Co. KG. Die Leitung hat C. Sylvia Weber.

2019 sind die kulturellen Projekte fester Bestandteil der unternehmerischen Aktivitäten der Adolf Würth GmbH & Co. KG. Konzerte und Lesungen bestimmen das Programm im Carmen Würth Forum in Künzelsau. Von diesem Montag an ist in der Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall unter dem Titel „Lust auf mehr“ Neues aus der Sammlung Würth zur Kunst nach 1960 zu sehen.