Babis Pathekas in den Räumen des Irodion am Fellbacher Bahnhof, die nun Geschichte sind. Foto: Gottfried Stoppel

Jahresrückblick und Ausblick: Das Irodion am Fellbacher Bahnhof hatte am Jahresende zum letzten Mal offen – dann kommt der Umzug in das Restaurant Alte Kelter, wo bereits umgebaut wird. Auch bei anderen Gastrobetrieben gab es Veränderung.

Die beiden Kolleginnen kommen aus dem Restaurant Irodion am Fellbacher Bahnhof. Es ist ein Tag Mitte Dezember. „Wir waren heute das letzte Mal hier“, sagen die Frauen, „leider.“ Den Mittagstisch in dem griechischen Restaurant hätten sie über viele Jahre sehr geschätzt. „Die Portionen sind für uns genau richtig, man fällt nicht in ein Food-Koma“, sagen die beiden. Sie arbeiten in einem der Büros um die Ecke. „Wir bedauern den Umzug des Restaurants sehr“, sagen sie. Denn der neue Standort im Restaurant Hotel Alte Kelter ist zu weit weg für sie: „Wir haben eine knappe Pause, da schaffen wir es leider nicht in den Kelterweg.“

Für manche Stammkunden ist der Weg künftig zu weit für den Mittagstisch

„Wir sind regelmäßig zum Mittagstisch hier“, sagt eine Dreiergruppe. Die Kollegen arbeiten als Lehrkräfte im nahen Schulcampus, „Es geht schnell, es ist ein guter Service“, sagen sie unisono. Für die Stunde Mittagspause sei das Angebot ideal , ihre Schule liegt wenige Meter entfernt. „Es ist schade und ärgerlich“, sagt Falk Rolla über das Aus am Bahnhof. Ein Teil der Gäste werde nicht mitkommen können nach dem Wechsel.

Babis Pathekas, der das Irodion mit seinem Bruder Dimitrios führt, schüttelt immer wieder Hände, wünscht ein gutes neues Jahr und ein baldiges Wiedersehen. Immer wieder muss er erklären, warum er mit dem Restaurant umzieht. Die Räume werden künftig für Büroflächen genutzt. Daher hatten die Fellbacher Stadtwerke als Vermieter und Eigentümer den Pachtvertrag nicht verlängert und Eigenbedarf angemeldet – in zwölf Büros sollen dort 26 bis 34 Arbeitsplätze entstehen.

Das Aus am Standort hatte für Aufregung und Unterschriftenaktionen gesorgt

Der Umzug des Irodion hatte für große Aufregung gesorgt, viele Gäste hatten ihren Unmut auch in Unterschriftenlisten ausgedrückt. Die Stadt Fellbach und die Stadtwerke hatten signalisiert, dass sie den Betrieb bei der Suche nach neuen Räumen unterstützen. Das Irodion-Team hat über private Kontakte die neue Weichenstellung gesetzt und das Restaurant Alte Kelter im neuen Jahr übernommen: Am 18. Dezember rückten dort bereits Handwerker an.

Heike Schmitt führt den Hotelbetrieb weiter

Heike Schmitt, die sowohl das Restaurant als auch das Hotel führte, zog sich aus dem Restaurantbetrieb zurück. „Nach vielen Jahren der gemeinsamen Zeit und herzlichen Begegnungen habe ich die Entscheidung getroffen, unser geliebtes Restaurant in die Hände neuer Pächter zu übergeben. Seit diesem Jahr übernehmen die neuen Pächter nun das kulinarische Ruder, und wir sind zuversichtlich, dass sie die Traditionen unseres Restaurants mit einer neuen Karte fortführen und gleichzeitig mit frischem Wind neue Akzente setzen werden“, heißt es auf ihrer Homepage. Sie konzentriert sich nun auf die Aufgaben der Hotellerie, „in dem Wissen, dass das Restaurant in guten Händen bleibt“.

Mehr Farbe und Helligkeit sollen in die Räume kommen

Die Eltern von Heike Schmitt, Otto Eber-hardt und Hannelore Eberhardt, haben das Haus 1979 errichtet. Porträts von ihnen hängen im Gastraum wie historische Zeichnungen von der Kelter. Einige dieser Andenken werden einen neuen Platz im Haus, etwa im Frühstücksraum der Hotelgäste finden, erzählt Heike Schmitt. Das Restaurant wird grundlegend renoviert. Pathekas will mehr Farbe und Helligkeit in die Räume bringen. Raumausstattermeister Dennis Dexl aus Waiblingen-Hegnach hat bereits die Räume des Irodion am Bahnhof gestaltet, in einem ähnlichen Stil soll auch der neue Standort künftig aussehen, berichtet er.

Einige Investitionen stehen an, macht Pathekas deutlich. Leider könne nur ein Teil der Einrichtung und des Mobiliars mitgenommen werden. Einiges ist fest verbaut wie die Raumteiler, auch die Garderobe und vieles mehr sind nicht geeignet am neuen Standort. Das Restaurant habe künftig weniger Plätze. Hier seien es rund 130 Plätze, in Zukunft rund 90 Plätze. Pluspunkt sei der schöne Garten mit Blick auf den Kappelberg. Im Erdgeschoss gibt es übrigens auch eine Kegelbahn – im Stil der Zeit, als das Haus gegründet wurde. In den derzeit schwierigen Zeiten einen Umzug zu stemmen, das sei eine große Belastung, macht Pathekas deutlich. 2024 schlägt zudem die Wiedererhöhung der Mehrwertsteuer zu Buche.

Auch an anderer Stelle gab es Veränderungen in der Gastrolandschaft von Fellbach. So hat sich Ende Dezember 2023 Selma Mittendorf im Wirtshaus zom Schiller nach vielen Jahren verabschiedet. Auch beim Knaudl gibt es einen neuen Standort. Das schwäbische Lokal wird künftig im Fellbacher Oberdorf Gäste empfangen, in der ehemaligen Linde von Klaus und Sonja Schäfer.

Norbert Beisser, ein Stammgast im Irodion, macht seinem Ärger noch mal richtig Luft: „Wie kann eine Stadt auf ein paar Büros angewiesen sein?“, fragt er, „und wie viele Restaurants gibt es überhaupt noch, die einen Mittagstisch anbieten?“ Norbert Beisser ist enttäuscht, dass keine andere Lösung gefunden wurde.

Wann genau eröffnet wird am neuen Standort, das ist noch offen

Bis 31. Dezember war das Irodion offen. Danach hieß es umziehen und renovieren. Wann im Kelterweg eröffnet wird, da will sich Pathekas auf ein genaues Datum noch nicht festlegen. Festlegen will sich auf alle Fälle das Ehepaar Jesse. Die beiden aus Unterensingen waren das erste Mal Gast im Irodion und so angetan, dass sie sagten: „Wir kommen auf alle Fälle wieder – auch an den neuen Standort an der Alten Kelter.“