PV-Anlage der Stadtwerke auf dem Dach des neuen Melanchthon-Kindergartens auf dem Parkplatz beim Max-Graser-Stadion, im Hintergrund der Kappelberg Foto: Stadtwerke Fellbach

Vor 25 Jahren haben die Stadtwerke Fellbach die Stromversorgung übernommen. Die Bilanz kann sich sehen lassen, meint Geschäftsführer Gerhard Ammon. Zum Jubiläum verspricht er eine deutliche Preissenkung.

Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass für die Stadtwerke Fellbach (SWF) ein neues Zeitalter begonnen hat. Im September 1998 übernahmen sie die Stromversorgung von den Neckarwerken Stuttgart. Und zum 1. Januar 1999 wurde der seitherige Eigenbetrieb der Stadt Fellbach als Stadtwerke Fellbach GmbH neu gegründet.

Die Neckarwerke verloren damals nur einen kleinen Teil ihres Netzes. „Für die Stadtwerke Fellbach“, sagt deren Geschäftsführer Gerhard Ammon, „war es jedoch ein riesiger Schritt in die Unabhängigkeit, der viele weitere Entwicklungen der kommenden Jahre erst ermöglichte.“

Nicht eigens für das 25-Jahr-Jubiläum angesetzt, aber zeitlich durchaus gelegen, kann Ammon zudem den Kunden versprechen: „Wir werden 2024 eine deutliche Preissenkung im Bereich Gas und Strom haben.“ Genaue Zahlen könne er „noch nicht im Detail“ nennen, aber es handle sich um spürbar niedrigere Zahlungen.

Das Stromnetz kostete damals circa 32 Millionen Euro

Die Stadtwerke hatten seinerzeit sofort einen Kundenstamm von 100 Prozent in Fellbach. „Wir hatten schlagartig rund 20 000 Kunden“, erläutert Ammon im Gespräch mit unserer Redaktion. Das Stromnetz inklusive Straßenbeleuchtung kostete damals circa 32 Millionen Euro. Die Neckarwerke beteiligten sich mit circa 9 Millionen Euro (das entsprach 25,1 Prozent des Kaufpreises) und erwarben damit einen Anteil von 12,01 Prozent an den Stadtwerken. Zuvor wurden die Mitarbeiter der Stadtwerke über Monate auf die Übernahme des Stromnetzes und der Stromkunden vorbereitet. Die technische Betriebsführung erfolgte anfangs durch die Neckarwerke. Viele Aufgaben im Niederspannungsnetz konnten aber bald von den Gas- und Wassermonteuren der Stadtwerke abgedeckt werden. Heute finden Arbeiten im Stromnetz in einem Mix aus Betriebsführung, Fremdvergaben und Eigenleistungen statt.

Für Ammon steht fest: „Die Übernahme der Stromversorgung war Ausgangspunkt einer eindrucksvollen Entwicklung der Stadtwerke Fellbach.“ Denn seit 1998 sind zahlreiche Aufgabenbereiche dazugekommen. Da ist etwa die bundesweite Strom- und Gasversorgung von Industrie- und Privatkunden. Wichtig ebenfalls war die Wärmeversorgung als eigene Sparte. Ablesen lässt sich das an den 90 Heizzentralen und 52 Blockheizkraftwerken. „Gerade das Thema Bau von BHKWs haben wir stark vorangetrieben“, sagt Ammon. Schulzentren oder Hallenbäder wurden entsprechend ausgestattet.

Entwickelt hat sich insbesondere der Strombereich. Während es beispielsweise 1999 noch keine einzige Photovoltaikanlage gab, sind es aktuell 46 eigene PV-Anlagen der Stadtwerke in Fellbach. Die Mitarbeiter seien zur Inspektion „auf viele Dächer hinaufgestiegen“, um die Möglichkeiten und Chancen zu eruieren. „Wir sind weit vorne dran im Vergleich mit anderen Stadtwerken“, ist Ammon überzeugt. Die 46 Anlagen haben eine Nennleistung von circa 2500 Kilowatt-Peak, „das entspricht 500 Einfamilienhäusern, die wir mit Photovoltaik ausgestattet hätten.“

Der Windpark Hochsträß ist das öffentlichkeitswirksamste Projekt

Das öffentlichkeitswirksamste Projekt, wenn auch nicht direkt vor der Fellbacher Haustür, sondern auf der Schwäbischen Alb gelegen, ist der Windpark Hochsträß in Gerstetten-Gussenstadt im Landkreis Heidenheim. Die ersten vier jeweils circa 100 Meter hohen Windräder gingen bereits 2001 in Betrieb. Bis in circa einem Jahr wird das Quartett ersetzt durch ein Duo – zwei „Giganten“, deren Flügelspitzen 244 Meter in den Himmel über der Alb ragen. Damit lassen sich circa 8000 Haushalte in Fellbach versorgen, bei einer beachtlichen CO2-Vermeidung von circa 15 000 Tonnen im Jahr.

Als weitere Schwerpunkte der vergangenen Jahre nennt Ammon die Beteiligung an einem Offshore-Windpark, Biogasanlagen, die Übernahme der Straßenbeleuchtung und die Mitwirkung an dem Konzern Städtische Holding mit Stadtwerken, Dienstleistungsgesellschaft und der Wohnungs- und Dienstleistungsgesellschaft WDF. Es gibt die Stiftung Ebersberger Sägemühle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen in Fellbach. Und die Stadtwerke fördern auch die Kultur in Fellbach, etwa durch das Festival „Live im Park“, das an zehn Donnerstagen im Sommer jeweils 2000 bis 3000 Menschen zu Konzerten auf dem Guntram-Palm-Platz lockt.

Eindrucksvoll sind die von Ammon vorgelegten Daten im Vergleich der vergangenen 25 Jahre: Die Zahl der Mitarbeiter stieg von 38 auf 104, „wir sind also kein unbedeutender Arbeitgeber in Fellbach“. Der Umsatz stieg von 34 Millionen Euro (davon Strom 21 Millionen) im Jahr 1999 auf zuletzt 90 Millionen Euro (52 Millionen).

Sein Ziel sei seit jeher gewesen, „Technik und Umweltschutz zu verbinden“, sagt Ammon, der nach seinem Maschinenbau-Studium als Klimaschutzbeauftragter in Fellbach begann, danach Technischer Betriebsleiter wurde und seit 2016 alleiniger Geschäftsführer der Stadtwerke Fellbach ist. Es gehe darum, dass auf absehbare Zeit nur noch erneuerbare Energien genutzt werden dürfen. Seine Vision sei, so der 57-Jährige, „das noch zu erleben – wenn nicht im Beruf, so doch als Mensch“.