Robert Schäfer, der künftige Vorstandsboss beim VfB Stuttgart? Foto: dpa

Brisante Nachricht vor der VfB-Mitgliederversammlung am kommenden Sonntag: Robert Schäfer, ehemaliger Vorstandsboss von Fortuna Düsseldorf, soll in gleicher Funktion beim VfB Stuttgart einsteigen.

Stuttgart - Angeblich sind sich beide Parteien schon einig, es fehlt nur noch die Vertragsunterschrift. Robert Schäfer, 43, der frühere Vorstandsvorsitzende des Fußball-Bundesligisten Fortuna Düsseldorf, soll offenbar den Vorstandsvorsitz beim VfB Stuttgart Fußball AG übernehmen. Nach Recherchen der Stuttgarter Nachrichten und der Westdeutschen Zeitung verhandelt der gelernte Jurist aktuell über die Auflösung seines bis 2021 laufenden Kontrakts mit den Fortunen.

Vollzug erst nach der Mitgliederversammlung?

Was bedeutet: Schäfer könnte wohl schon in den nächsten Wochen seine neue Aufgabe antreten. Er selbst spricht auf Nachfrage schmallippig von „Spekulationen“, die er nicht kommentieren wolle. Auch beim VfB Stuttgart hält man sich bedeckt – möglich, dass man die Personalie erst nach der Mitgliederversammlung an diesem Sonntag in der Mercedes-Benz-Arena bekannt geben will.

Präsident und Aufsichtsratschef Wolfgang Dietrich steht bei Teilen der weiß-roten Fangemeinde heftig in der Kritik, er sieht sich bei der Mitgliederversammlung am kommenden Sonntag mit 65 Abwahlanträgen konfrontiert. Einer der Vorwürfe gegen ihn: Er mische sich als Aufsichtsratschef der VfB Fußball AG zu sehr ins operative Geschäft des Vorstands ein, auch weil dort noch immer ein Vorstandschef mit sportlicher und wirtschaftlicher Expertise fehle. Schäfer soll jetzt, zwei Jahre nach der Ausgliederung, offenbar die Lücke im Vorstand der AG füllen. Bisher agieren im operativen Bereich der Aktiengesellschaft die Vorstände Stefan Heim (Finanzen), Jochen Röttgermann (Marketing) und Thomas Hitzlsperger (Sport). Ob Schäfer die Aufgabe auch noch für den Fall übernimmt, dass die VfB-Mitglieder im Oktober einen neuen Präsidenten wählen müssen, blieb zunächst offen.

Funkel als Stolperstein

Der in Darmstadt geborene Manager arbeitete nach dem Studium als Projektchef der International Management Group IMG) in München. Eine seiner Aufgaben: Die Vermarktung des TSV 1860 München. Von 2010 an führte er drei Jahre lang die Geschäfte der Löwen. Als den Sechzigern die Insolvenz drohte, nahm der Verein den jordanischen Investor Hasan Ismaik an Bord. Schäfer musste gehen. 2014 heuerte er als Geschäftsführer beim damals stark verschuldeten Zweitligisten Dynamo Dresden an. 2016 wurde er zum Vorstandsvorsitzenden des Zweitligisten Fortuna Düsseldorf berufen. Im Frühjahr 2019 musste er dort seinen Stuhl räumen. Schäfer hatte in der Winterpause mit Trainer Friedhelm Funkel ohne Not über eine frühzeitige Vertragsverlängerung verhandelt. Als keine Einigung möglich war, gab er die Trennung zum Saisonende bekannt. Und dies, obwohl Funkel signalisiert hatte, dass er ohnedies nur im Falle des Klassenverbleibs bei der Fortuna bleiben wolle. In Teilen der Fangemeinde brach ein Sturm der Entrüstung los, Funkels Vertrags wurde verlängert, der Aufsichtsrat setzte Schäfer kurze Zeit später den Stuhl vor die Tür. Und dies offenbar nicht nur, weil er in der Causa Funkel unglücklich agiert hatte. Auch sein hartleibiger Führungsstil stieß bei den Vereinskontrolleuren dem Vernehmen nach auf Widerstand.

Spekulationen über Veh und Wehrle

So oder so: In VfB-Führungskreisen stößt die Personalie Robert Schäfer offenbar nicht nur auf Zustimmung. Hinter vorgehaltener Hand wurde zuletzt auch der Name von Ex-Trainer Armin Veh gehandelt, jetzt Geschäftsführer beim 1. FC Köln (Sport) – und der von FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle (Finanzen). Der gebürtige Bietigheimer, bis 2013 Assistent der VfB-Geschäftsleitung, hat ebenso wie der VfB-Meistertrainer von 2007 nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er es sich vorstellen könnte, irgendwann zum VfB Stuttgart zurückzukehren. Er hatte dem VfB den Rücken gekehrt, als Gerd E. Mäuser für kurze Zeit das Präsidentenamt innehatte (2011 bis 2013). Wehrles Vertrag bei den Rheinländern läuft allerdings bis 2023. Der Kontrakt von Armin Veh endet dagegen schon 2020. Nach Informationen unserer Zeitung soll er intern bereits signalisiert haben, dass er beim Bundesliga-Aufsteiger nicht verlängern will. Anstehende Neuwahlen im Präsidium und interne Machtkämpfe will sich der VfB-Meistertrainer von 2007 offenbar nicht mehr antun. Der gebürtige Augsburger verriet unter Vertrauten, dass er sich eine Aufgabe in führender Funktion in einem anderen Verein vorstellen könnte. „Am liebsten als Präsident“, wie er schon in früheren Jahren betonte.