Das Volksfest ist eine der Veranstaltungen, die Menschenmassen nach Stuttgart lockt. Foto: Lichtgut - Oliver Willikonsky

Von Umweltschützern gibt es erheblichen Widerstand gegen die Zunahme von großen Events in der Stadt. Doch vonseiten des Stadtmarketings gehören diese klar zur Strategie.

Stuttgart - „Stuttgart braucht nicht noch mehr Großveranstaltungen“, sagt Gerhard Pfeifer, Geschäftsführer des Bunds für Umwelt- und Naturschutz (BUND) in Stuttgart: „Die Innenstadt mutiert immer mehr zur Bühne für Feiern und Feste.“

Damit kritisiert Pfeifer in erster Linie die Ziele des Stuttgarter Stadtmarketings unter der Leitung von Tourismuschef Armin Dellnitz. Der will mit mehr Großveranstaltungen zusätzliche Besucher und Touristen in die Landeshauptstadt locken.

Die Strategie des Stadtmarketings sieht vor, durch neue Veranstaltungen wie die geplanten Lichtinstallationen in der Weihnachtszeit auf dem Schlossplatz und entlang der Königstraße Anlässe zu schaffen, um möglichst viele Menschen zu einer Reise nach Stuttgart zu bewegen. „Es sind nicht nur Hotellerie und Gastronomie, die vom Tourismus leben. Auch Handel und Kultur brauchen einen florierenden Tourismus“, sagt Dellnitz. Und: „Der Tourismus muss wachsen, und es müssen mehr Menschen Lust auf Stuttgart bekommen, um die Stadt in dieser Form lebendig zu halten.“

Weiter sagt Dellnitz: „Dass Stuttgart von Jahr zu Jahr mehr Touristen anlockt, ist kein Selbstläufer. Dafür braucht es Anlässe und entsprechende Impulse.“ Daher gehe man beim Stadtmarketing inzwischen dazu über, nicht nur Vorhandenes zu bewerben, sondern wie im Fall der Weihnachtsbeleuchtung Reiseanlässe selbst zu schaffen.

Nicht nur vom BUND kommt Kritik an dieser Strategie. Unterstützung erhält Pfeifer aus dem politisch linken Lager des Gemeinderats. „Stuttgart braucht keine weitere Expansion zur Eventstadt“, sagt Thomas Adler, Fraktionschef von SÖS/Linke-plus unserer Zeitung. „Wirklich attraktive Städte wie die klassischen urbanen Vorbilder von Siena bis Kopenhagen sind attraktiv ohne den Dauer-Glamour, den das Stuttgarter Stadtmarketing betreibt.“