Heimstärke zeigen: Die Bundesliga-Handballer der SG BBM Bietigheim wollen zuhause den Klassenverbleib perfekt machen. Foto: Baumann

Mit einem Sieg am letzten Spieltag gegen den VfL Gummersbach können die Bundesliga-Handballer der SG BBM Bietigheim historisches schaffen: den kaum für möglich gehaltenen Klassenverbleib.

Bietigheim - Da hatten die Spielplanmacher der DKB Handball-Bundesliga einen guten Riecher. Am letzten Spieltag empfängt die SG BBM Bietigheim den punktgleichen VfL Gummersbach zum Abstiegsendspiel (Sonntag, 9. Juni, 15 Uhr/Sky) in der Egetrans-Arena. Nach 33 Spielen trennen den Aufsteiger und den Traditionsverein aus dem Westen ganze 20 Tore. Nun musste man kein Prophet sein, um sowohl die SG BBM als auch den VfL Gummersbach im Abstiegskampf zu vermuten. Aber eine solche Konstellation – bei einem Unentschieden könnte sogar noch der Tabellenletzte Ludwigshafen auf einen Nichtabstiegsplatz springen – gab es in der Handball-Bundesliga noch nie. „Auf dieses Endspiel haben wir hingearbeitet“, sagt SG-Trainer Hannes Jon Jonsson.

Verrückte Konstellation im Keller

Dass es zu dieser einmaligen Konstellation im Tabellenkeller kam, daran hatten sowohl Frisch Auf Göppingen als auch die Rhein-Neckar Löwen einen gehörigen Anteil. Während die Göppinger am vergangenen Mittwoch den VfL Gummersbach besiegten, gewannen die Eulen Ludwigshafen völlig überraschend beim Tabellenvierten in Mannheim. „Wir haben die ganze Saison nicht auf die Konkurrenz geschaut“, sagt dazu SG-Geschäftsführer Bastian Spahlinger. Mit Recht. Schließlich hätte sich die SG zeitgleich mit einem Sieg beim SC Magdeburg in eine bessere Ausgangslage bringen können. Nach einer 16:13-Führung baute die Jonsson Truppe aber ab und unterlag mit 19:23 (13:9). „Fehlende Konsequenz im Angriff“, machte der Coach als Ursache aus.

Die Ausgangslage am letzten Spieltag ist jetzt so klar wie spannend: Gewinnt die SG BBM, hat sie den Klassenverbleib sicher. Bei einem Unentschieden oder einer Niederlage wäre der VfL Gummersbach gerettet, sollten nicht zeitgleich die Eulen zuhause gegen den TSV GWD Minden gewinnen – dann wären im Falle eines Remis zwischen der SG und dem VfL die Eulen lachender Dritter. Kein unmögliches Unterfangen, da es für Minden als Tabellenvierzehnter um nichts mehr geht.

Ausverkauftes Haus in Bietigheim

In Bietigheim setzen sie voll auf das Motto, das seit Jahren als Vereinsslogan herhalten muss: „Heimstärke“. Die Macher um Geschäftsführer Spahlinger hoffen am Pfingstsonntag auf ein ausverkauftes Haus. Da bereits alle Sitzplatztickets vergriffen sind, können sich Handball-Fans aus der Region nur noch Stehplatztickets für das Endspiel sichern. „Das wird eine fantastische Stimmung“, ist sich Spahlinger sicher.

Lesen Sie hier: Wolfgang Strobel, Geschäftsführer von Bundesliga-Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten, im Interview

Trotz der Unterstützung von den Rängen wird das Spiel gegen die schwächste Auswärtsmannschaft der Liga (nur zwei Punkte) sicherlich kein Selbstläufer. Neben den eigenen Nerven gilt es für die SG BBM, auch die beiden Gummersbacher Rückraumspieler Ivan Martinovic und Pouya Norouzinezhad Gharehlou in den Griff zu bekommen. Im Hinspiel kassierten die Schwaben unter ihrem damaligen Trainer Ralf Bader eine empfindliche 21:28-Niederlage und bekamen Shooter Martinovic und Spielmacher „Nouri“ nie in den Griff. „Längst abgehakt“, sei das Hinspiel betont Spahlinger.

„Vieles anders seit dem Hinspiel“

Schließlich hat sich seither vieles verändert. In dem Isländer Jonsson sitzt nicht nur ein neuer Trainer auf der Bank. In Michael Kraus holte sich der Aufsteiger Qualität sowie Erfahrungs ins Team – und auch die Stimmung in der Mannschaft habe sich spürbar verändert. „Wir haben eine andere Mentalität in der Truppe“, sagt Spahlinger. Auch ein Verdienst von Jonsson, der in den vergangenen Wochen viel mit seiner Mannschaft im mentalen Bereich arbeitete. Beim wichtigsten Spiel des Jahres dürfte Kraus, der Weltmeister von 2007, aber ausfallen. Seit zwei Wochen fehlt er mit einem Muskelfaserriss –ein Einsatz gegen den VfL scheint ausgeschlossen zu sein.

Aber der 35-Jährige hat den Ehrgeiz, es zumindest zu versuchen und blickt selbstbewusst auf den Pfingstsonntag: „Wir haben eine realistische Chance.“ Sein Trainer antwortet auf die Frage, ob er denn an den Klassenerhalt glaube, mit einem kurzen, aber überzeugenden: „Ja!“

Was würde ein Abstieg bedeuten?

Daran glaubt auch Spahlinger – dennoch plant er im Hintergrund zweigleisig. „Wir wollen uns bis 2021 in der ersten Bundesliga etabliert haben“, sagt der Geschäftsführer und betont, dass „auch ein Abstieg in die zweite Liga daran nichts ändern würde“. Der Kader für die kommende Runde steht, mehr oder weniger ligaunabhängig. Und doch hofft er, dass seine Zweitligaplanung nach dem Spiel des Jahres hinfällig ist.