Jürgen Baumann (3.von links) erklärt, was alles gemacht worden ist. Foto: avanti/Ralf Poller

Wer auf dem Stromberg-Murrtal-Radweg unterwegs ist, muss an der Geisterhöhle in Kirchberg nun nicht mehr absteigen und schieben.

Wer auf dem Stromberg-Murrtal-Radweg unterwegs ist, kann sich jetzt noch mehr auf die Schönheit der Strecke im Bereich von Kirchberg konzentrieren. Denn ein 300 Meter langes Teilstück, auf dem der Weg steil ansteigt und dann hoch über der Murr verläuft, wurde saniert. Bislang war das eine Schiebestrecke und eher „geisterhaft“, wie der Landrat des Rems-Murr-Kreises, Richard Sigel, scherzte. Nun sei sie jedoch zauberhaft.

Das Eschentriebsterben brachte den Stein ins Rollen

Der unebene und unbefestigte Schotterbelag wurde naturschutzkonform durch eine feste, Sand-Wasser-gebundene Fahrbahnoberfläche ersetzt, wie sie auch andernorts in den Forsten zu finden ist. Der Radweg zum steilen Murrufer hin ist jetzt zudem teilweise durch ein Geländer abgesichert. Denn auch der Weg selbst fällt in Richtung Murr ab. „Das Wasser soll auf dem kürzesten Weg abfließen können“, erklärte Jürgen Baumann vom Geschäftsbereich Forst im Landratsamt. Zudem wurde das Teilstück außerdem noch auf zweieinhalb Meter verbreitert. „Damit entspricht es den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA), weil die Radler jetzt problemlos aneinander vorbeikommen“, erklärte Torsten Sobotta von der Stabsstelle Radwege in der Behörde. Nur an einer Stelle fehlen wegen eines Felsens ein paar wenige Zentimeter Breite.

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Bevor es so weit war, wurden mehrere Varianten geprüft. Die jetzige „war die unwahrscheinlichste“, sagte Gudrun Wilhelm (Freie Liste Kirchberg), die sich im Kreistag schon für den Bau des Radwegs zwischen Schweißbrücke und Kirchberg stark gemacht hatte. Dass nun doch diese Variante umgesetzt wurde, könnte man mit etwas Fantasie guten Geistern zuschreiben. Tatsächlich war es aber ein böser Pilz, dem schon viele Eschen zum Opfer gefallen sind, die auch entlang dieses Wegs gefällt werden mussten. „Der sowieso nicht gute Weg wurde durch die forstlichen Maßnahmen völlig verschlammt und ruiniert, sodass man auf die Idee kam, doch noch einen gescheiten Radweg zu machen“, erklärte Bürgermeister Frank Hornek.

Hoffnung auf eine Auszeichnung vom ADFC

Nun habe man also nicht nur einen Meilenstein, sondern auch einen Mosaikstein, der das ergänze, was die Kreise Rems-Murr und Ludwigsburg mit dem Radweg Schweißbrücke-Kirchberg umgesetzt hätten. „Und die verbleibenden zwei Kilometer machen wir als Gemeinde vielleicht auch noch, denn da ist der Weg in Selbstauflösung begriffen“, so Hornek. Dann könne man vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft von Murr bis Murrhardt ungestört durchradeln.

Beim Gemeinderat stieß das Vorhaben an der Geisterhöhle von Anfang an auf offene Ohren. Dabei mussten dafür immerhin 36 000 Euro in die Hand genommen werden, Geld für die notwendige Pflege kommt noch hinzu. Das fachliche Know-how lieferte das Landratsamt, verbunden mit einer Hoffnung: „Wir rechnen damit, dass der Radweg, der bislang vom ADFC mit drei Sternen ausgezeichnet war, nun im Frühjahr auf vier Sterne hochgestuft wird“, sagte der Landrat. „Denn er ist jetzt schon sehr gefragt.“

„Wenn’s an der Geisterhöhle klopft, wird der Wein gut“

Gudrun Wilhelm verriet den beim offiziellen Termin Anwesenden auch noch, wie die Geisterhöhle zu ihrem Namen kam: „Hier waren früher Weinberge, und man hat gesagt: ‚Wenn’s an der Geisterhöhle klopft, wird der Wein gut.’“ Dass diese Beobachtung keineswegs unsinnig war, stellte man erst Jahre später fest, als man der Ursache des Klopfens auf den Grund kam: Es stammt vom Wasser in der Tropfsteinhöhle und war nur in den Jahren zu hören, in denen der Boden ausreichend Feuchte abbekam.

Aber wer weiß, vielleicht sind dort doch auch Geister unterwegs. Zumindest mag sich das der Bauunternehmer gedacht haben, der nur ein Wochenende lang Bagger, Dumper und Radlader dort geparkt hatte. Denn als er am Montag weiterarbeiten wollte, gaben alle drei Maschinen keinen Mucks mehr von sich. Unbekannte hatten den gesamten Diesel geklaut. Ganz schön geisterhaft.