An der Kaltentaler Abfahrt ist die Situation für Radfahrer trotz geltenden Überholverbots gefährlich. Foto: Andreas Rosar

Die versuchsweise Einrichtung von Radwegen an der Kaltentaler Abfahrt bergauf und bergab ist beschlossene Sache. Dafür werden eine Reihe von Parkplätzen entlang der Böblinger Straße wegfallen.

Die Stadt wird an der Kaltentaler Abfahrt kurzfristig einen provisorischen Radweg im Abschnitt zwischen der Schwarzwaldstraße und der Stadtbahnhaltestelle Waldeck einrichten. Der Ausschuss für Stadtentwicklung billigte am Dienstag mit den Stimmen der ökosozialen Mehrheit die entsprechenden Planungen der Stadt. CDU, FDP, Freie Wähler und AfD konnten sich mit ihrer Forderung, das Thema nochmals zu vertagen, nicht durchsetzen.

Der sogenannte Pop-up-Radweg soll zu mehr Sicherheit der Radler auf dem relativ engen Straßenabschnitt durch Kaltental führen. Zwar stehen seit Januar an der Böblinger Straße in Kaltental Verkehrsschilder, die Autos auf das geltende Überholverbot hinweisen, weil dort die in der Straßenverkehrsordnung vorgeschriebene Distanz von 1,50 Metern beim Überholvorgang nicht einzuhalten ist. Auf Abschnitten mit bis zu 600 Meter Länge müssten sie eigentlich hinter Radlern herfahren – bergauf wie bergab.

Stadtrat: „Auf diesem Abschnitt fährt immer die Angst mit“

Sowohl Messungen von Radlern, die an dem Projekt Open Bike Sensor teilnehmen, als auch Videoauswertungen der Stadt hatten ergeben, dass trotzdem die meisten Autofahrer zum Überholen ansetzen und in den meisten Fällen den Vorgang auch vollziehen. „Auf diesem Abschnitt fährt bei den Radfahrern die Angst immer mit“, schilderte Puls-Stadtrat Christoph Ozasek seine Eindrücke.

Für die Radspuren müssen nach Berechnungen der Verwaltung insgesamt 104 Stellplätze entlang der Route entfallen – ein Thema, das bei den bürgerlichen Fraktionen immer noch Reflexe auslöst. Während Christine Lehmann (Grüne) den Wegfall der Parkplätze, auf denen unter anderem auch Wohnmobile und Anhänger abgestellt werden, für zumutbar erklärte und an die Autobesitzer appellierte, private Parkflächen am Wohnort zu nutzen, hielt CDU-Fraktionschef Alexander Kotz dagegen. Er halte die Pläne zwar im Grundsatz für sinnvoll, plädiere aber dafür, zunächst versuchsweise nur bergauf eine Pop-up-Bikelane einzurichten. Er verwies darauf, dass es auch viele Dienstfahrzeuge von Gewerbetreibenden gebe, die keinen privaten Abstellplatz oder eine Garage hätten. Zudem seinen Garagen heute zumeist mit Fahrrädern und anderen Gegenständen belegt. FDP, Freie Wähler und auch die AfD assistierten.

CDU-Fraktionschef: Nicht nur mit dem Finger auf Autofahrer zeigen

SPD, Linksbündnis und die Puls-Fraktionsgemeinschaft dagegen votierten für den Verkehrsversuch. „Der öffentliche Raum ist nicht für abgestellte Autos reserviert“, so Luigi Pantisano (Linksbündnis). Seine scherzhafte Bemerkung, in Italien würde man Autofahrern, die trotz Garagen auf öffentlichem Raum parkten, einfach die Reifen durchstechen, quittierte Alexander Kotz mit Vorwürfen, die ökosoziale Mehrheit zeige immer nur mit dem Finger auf die Autofahrer, es gebe aber auch unter Radfahrern solche, die sich nicht an die Regeln hielten.

Die Stadt will nun auf einem noch unbebauten künftigen Kita-Areal an der Christian-Belser-Straße 30 zusätzliche Parkflächen anlegen, um den Bedarf der Anwohner und Gewerbetreibenden zu befriedigen. Nicht umsetzen will die Stadt allerdings den Vorschlag, zu kontrollieren, wie viele private Garagen und Tiefgaragenstellplätze in Kaltental zweckentfremdet genutzt werden: Das dürfe man gar nicht, so ein Vertreter des Stadtplanungsamts.