Die EU erneuert die Vorgabe für Biosprit. Der Nahrungsmittelanbau soll künftig Vorrang vor Kraftstoff haben Foto: dpa

Die EU erneuert die Vorgabe für Biosprit. Zwar soll es bei dem Ziel bleiben, dass bis 2020 zehn Prozent des Sprits, der im Verkehr verbraucht wird, aus erneuerbaren Quellen stammen muss. Doch der Nahrungsmittelanbau soll künftig Vorrang vor Kraftstoff haben.

Brüssel/Strassburg - Endlose Rapsfelder, die gerade in diesen Tagen leuchtend gelb blühen – diese Zeiten dürften vorbei sein. Denn der massenhafte Anbau der Pflanze als Grundbestandteil für Biosprit wird sich nicht mehr lohnen. Das Europäische Parlament in Straßburg hat am Dienstag einen jahrelangen Streit über den grünen Kraftstoff der ersten Generation beendet.

Zwar soll es bei dem Ziel bleiben, dass bis 2020 zehn Prozent des Sprits, der im Verkehr verbraucht wird, aus erneuerbaren Quellen stammen muss. Doch dürfen nur noch höchstens sieben Prozent aus Mais, Palmöl und Raps gewonnen werden. Mindestens 0,5 Prozent sollen die Biosprit-Lieferanten der Zukunft liefern: Dazu zählen Abfall, Algen und Bakterien.

„Die Zukunft beim Biosprit muss aus den Stoffen der zweiten Generation kommen“, sagte der SPD-Europa-Abgeordnete Jo Leinen nach dem Beschluss der EU-Volksvertretung.

Teller oder Tank - vor einigen Jahren eskalierte die Diskussion

Teller oder Tank – unter diesem Motto war die Diskussion vor einigen Jahren eskaliert. Um die plötzlich aufgebrochene Nachfrage nach alternativen Kraftstoffen vor allem in den Industrieländern stillen zu können, hatten Landwirte in aller Welt Ackerbauflächen umgewidmet und Nutzpflanzen angebaut.

In der Folge kam es zu einer spürbaren Verknappung von Nahrungsmitteln und anschließenden Preisexplosionen. An der Warenterminbörse stiegen die Kosten für Weizen zeitweise um 70 Prozent, der Zuckerpreis erreichte wegen der zusätzlichen Nachfrage ein 30-Jahres-Hoch.

Es sei „unmoralisch“, argumentierten die Umweltschützer, wenn die Menschen in den unterentwickelten Ländern nur deshalb hungern müssten, weil man in der Ersten Welt ökologisch sauber Auto fahren wolle.

Biokraftstoff doppelt so gefährlich wie normaler Sprit

Hinzu kam die Erkenntnis, dass Biokraftstoff wegen der damit verbundenen Klimabelastungen bei der Umwidmung von Anbauflächen doppelt so gefährlich sei wie normaler Sprit. Berechnungen ergaben noch 2011, dass Europa nach Schätzung von Forschern bis zu 69 000 Quadratkilometer zusätzliches Ackerland bräuchte, um seine Biokraftstoffziele erreichen zu können. Das wäre ein Fläche zweimal so groß wie Belgien.

Bevor es dazu kommen konnte, zog die Europäische Kommission Konsequenzen und stellte die damals hohe Förderung von Nutzlandflächen (rund sieben Milliarden Euro), die nur für Biosprit angelegt worden waren, ein.

Der Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis aus Straßburg, bemängelte aber, dass es zunächst lediglich Zielwerte für die Zeit bis 2020 gebe.