Die Betonung liegt auf Gelb: die Vorhänge in der Gemäldegalerie. Foto: factum/Simon Granville

Das Ludwigsburger Schloss wird mit viel Aufwand und mit viel Geld renoviert. Finanzministerin Edith Sitzmann hat sich vom Fortgang der Arbeiten überzeugt.

Ludwigsburg - Es hat lange gedauert, bis es die Verantwortlichen bemerkt haben: Die Kerzenleuchter im Marmorsaal des Ludwigsburger Residenzschlosses, wurden falsch montiert und die Tapeten und Tapisserien viel zu lang dem Sonnenlicht ausgesetzt. Jetzt korrigieren die Staatlichen Schlösser und Gärten diese Fehler: Das Licht von draußen wird ausgesperrt, während die Leuchter nun die exakte Länge haben, um das Kristall der Kronleuchter so zum Glitzern zu bringen, wie das der erste württembergische König geplant hatte. Das klingt nach wenig, ist aber enorm teuer. Wen wundert’s also, dass sich Finanzministerin Edith Sitzmann ein Bild von den neuen Lichtspielen im Schloss machen wollte, kommt doch das meiste Geld aus ihrem Haus.

Es gehe darum, „dieses wertvolle Kulturgut für nachkommende Generationen zu erhalten“, sagte die Ministerin, die sich von Michael Hörrmann, der Chef der Schlösserverwaltung, durch das Residenzschloss und Schloss Favorite führen ließ. Während die 3,2 Millionen Euro teueren Sanierungsarbeiten am Lustschlösschen abgeschlossen sind, wird die 2016 in Angriff genommene Sanierung von insgesamt 35 Räumen des großen Schlosses noch einige Jahre in Anspruch nehmen. Ihm gehe es manchmal zu langsam, sagte Hörrmann, „aber unsere Restauratoren beginnen nichts, bevor sie nicht das komplette Konzept entwickelt haben“. Das Niveau sei außerordentlich hoch.

Ein Zeltbett war Mode bei den Königen

Das Ziel ist es, diese Räume so aufzubereiten, dass sie dem Zustand von Anfang des 19. Jahrhunderts entsprechen. Dafür müssen in nahezu jedem Raum andere Probleme gelöst werden. So musste etwa ein Tisch mit Marmorplatte von einer „200 Jahre alten Fett- und Staubschicht befreit werden“, sagt Hörrmann. „Da aber nichts davon beschädigt werden sollte, haben das die Restauratoren in wochenlanger Arbeit mit Wattestäbchen gemacht.“

Im Fall des königlichen Gemachs genügt es zum Beispiel nicht einmal, die arg zerschlissenen Seidenvorhänge vom Zeltbett des Königs – eine Marotte in der Napoleonischen Zeit – in mühevoller Kleinarbeit zu rekonstruieren. Die Restauratoren müssen sich auch noch eine Technik für die Hängung ausdenken, mit der sich das Gewicht des Gewebes gleichmäßig verteilen lässt. Andernfalls könnten die empfindlichen Stoffe gleich wieder reißen. Die Kosten allein dafür werden auf 200 000 Euro geschätzt. Insgesamt hat das Land in den vergangenen zehn Jahren acht Millionen Euro für das Residenzschloss bereitgestellt.

Hundertwasser-Ausstellung geht in die Verlängerung

Geht alles nach Plan, sollen die neugestalteten Räume 2023 wieder für das Publikum geöffnet sein. Unklar ist indes noch, wie die vielen dann erstmals gezeigten Kunstgegenstände gesichert werden können. „Bisher sind die Räume ja so gestaltet, dass Gänge für die Besucher bleiben“, sagt Hörrmann. „Wir wollen aber die Räume so präsentieren, wie sei von den Bewohnern genutzt wurden.“

Doch neben dem historischen Kunsthandwerk gibt es im Schloss zurzeit auch Werke der zeitgenössischen Kunst zu sehen – auch darauf wurde der Blick der Besucherin aus dem Stuttgarter Ministerium gelenkt: Die Ausstellung „Friedensvertrag mit der Natur“ zeigt Werke des Künstlers und Umweltaktivisten Friedensreich Hundertwasser. Damit auch in Corona-Zeiten alle Interessenten zum Zuge kommen, wurde die Ausstellung verlängert – sie ist noch bis zum 1. November im Residenzschloss und im Schloss Favorite zu sehen.