Das sanierte Schloss Favorite. Die Sanierung der Saaldecke war besonders aufwendig, da die kunstvollen Stuckelemente nicht beschädigt werden sollten. Foto: Ministerium für Finanzen

Die Arbeiten gestalteten sich aufwendig und dauerten jahrelang an, das Land investierte 3,2 Millionen Euro. Von März an steht das barocke Jagdschloss in Ludwigsburg wieder für Besucher offen – und für Menschen, die auf exklusive Erfahrungen aus sind.

Ludwigsburg - Früher saß Wieland Backes mit übereinandergeschlagenen Beinen darin und sprach auf einfühlsame Art mit den Gästen des SWR-Nachtcafés, künftig wird sich dort so manches Hochzeitspaar verliebt küssen: im Vestibül von Schloss Favorite. Dazwischen hatten jahrelang Bauarbeiter das Ludwigsburger Jagd- und Lustschloss in Beschlag genommen. Nun ist die Sanierung des Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert beendet. Das Land Baden-Württemberg hat dafür 3,2 Millionen Euro ausgegeben.

Von März an öffnet das Schloss wieder für Besucher, wie das Landesministerium für Finanzen mitteilt. Einblicke sind bei Führungen oder Ausstellungen möglich. Den Auftakt im Frühjahr macht eine Schau über die Architektur des Künstlers Friedensreich Hundertwasser. Und es gibt noch eine weitere Möglichkeit, das sanierte Schloss zu begutachten: Für Juli sind drei Termine angesetzt, an denen sich Hochzeitspaare im Schloss trauen lassen können. Darüber hinaus sind Hochzeitsfotos möglich.

„Das Gesamtergebnis ist sehr gelungen“, sagt der Schlossverwalter Stephan Hurst über das sanierte Schloss. „Wir eröffnen im März noch ohne Einrichtung, sodass die Gäste die einmalige Möglichkeit haben, das ursprüngliche Raumgefühl auf sich wirken zu lassen.“

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Die Sanierung hatte im April 2017 begonnen. Ursprünglich lag der Fokus auf der Fassade und dem Dach. Maler strichen die Fassade neu in den Farben rot und gelb. Auch die vergoldeten Verzierungen wurden aufgefrischt. Das Dach wurde mit historischen Biberschwanzziegeln neu eingedeckt. Sie sind handgestrichen, der Name rührt von ihren runden Enden. Schnell wurde klar, dass auch im Innern des Schlosses Arbeiten nötig sind. Dort wurden unter anderem Risse in der Decke und Schäden in den Böden behoben. Auch die ehemaligen Räume des Nachtcafés wurden modernisiert. Die frisch sanierten Erdgeschossräume sollen künftig multifunktional genutzt werden. „Die Wechselausstellungsräume im Erdgeschoss sind sehr modern, aber schlicht gehalten“, verrät Stephan Hurst. So sollen die Exponate gut wirken können.

Besonders aufwendig gestaltete sich die Sanierung der Decke des Festsaals. Der damalige Baumeister hatte sich aufgrund der großen Spannweite für eine Holzbalkenkonstruktion entschieden. Da die Decke unten mit hochwertigen Stuckaturen versehen ist und nicht beschädigt werden soll, musste die angegriffene Holzkonstruktion von oben saniert werden. Ob die Balken noch tragfähig sind, überprüften Experten mit Hilfe von Bohrungen.

Ein Schloss für die Geselligkeit und die Jagd

Im März 1715 wurde Donato Giuseppe Frisoni, der leitende Architekt für Schloss- und Stadtbau, beauftragt, Schloss Favorite zu erbauen. Anlass war ein Umzug: 1718 machte Herzog Eberhard Ludwig das Residenzschloss zum Regierungssitz und verlegte somit seinen Hof von Stuttgart nach Ludwigsburg. Ein solcher Umzug brachte mit sich, dass alle Räume neu belegt oder erbaut werden mussten: Zu den unabdingbaren Bestandteilen des Baurepertoires zählten Kavalierbauten, Verwaltungsbauten, Küchen- oder Gesindegebäude. Jagd- und Lustschlösser boten den feinen Herrschaften im Gegensatz dazu Privatsphäre, Raum für Geselligkeit und dienten dem Aufenthalt zwischen den Ausritten zur Jagd. Gleichzeitig fungierten solche Schlösser als Machtinsignien.