Lieder setzen die verschiedenartigsten Verbindungskräfte frei. Foto: DLA/Jens Tremmel

Das Literaturmuseum der Moderne bringt in der Ausstellung „Singen!“ das Verhältnis von Lied und Text zum klingen.

Man würde bei dem, was eine Band wie „Ton Steine Scherben“ geboten hat, vielleicht nicht unbedingt von einer Form bürgerlicher Geselligkeit sprechen. Ganz und gar nicht. Doch in der neuen Ausstellung des Marbacher Literaturmuseums der Moderne findet sich neben vergilbten Notendrucken und -handschriften aller Art auch ein Blatt des „Königs von Deutschland“ von Rio Reiser, eine Song-Skizze, mit Ying und Yang nebst Sonnenuntergang: „Rette Deinen Planeten / Rette die Erde jetzt“. Die bürgerliche Kultur, so ließe sich das aus dem Stegreif interpretieren, hat der Welt gehörig zugesetzt. Vielleicht war der Kopf der Kritischen Theorie, Th. W. Adorno, deshalb auch kein Freund vom Singen in freier Natur: Schon im Gesang der Vögel lauerte für ihn das Schreckliche, umso mehr, wenn es sich dabei um jugendbewegte Wandervögel handelte – zu sehr klang das gellende Entsetzen nach, das diese Form der Geselligkeit während des Nationalsozialismus annahm.