Der Tod – mindestens – einer Nilgans hat in Fellbach einen Schwimmbadchef stolpern lassen. Foto: Gottfried Stoppel

Nach dem Tod von Tieren im Fellbacher Erlebnisbad F3 wurde der Schwimmbadchef fristlos gefeuert. Die Sache ist keine Lappalie, findet unser Redakteur Phillip Weingand.

Seit 2021 stand der nun geschasste Geschäftsführer dem Erlebnisbad F3 vor. Das Bad gehört mit einer halben Million Besuchern pro Jahr zu den großen Erlebnisbädern in der Region – und der Job, das finanziell angeschlagene F3 über Wasser zu halten, war nicht leicht. Vor allem nicht in Zeiten von Corona, Energiekrise und Fachkräftemangel. Kann es sich ein Betreiber – in dem Fall die Stadt Fellbach – leisten, einen Bäderfachmann loszuwerden, gar fristlos, mit der entsprechenden öffentlichen Aufregung?

Ob an der Kritik an seinem Umgang mit dem F3-Personal etwas dran ist, lässt sich als Außenstehender schwer beurteilen. Dass er sich einige Menschen zum Feind gemacht hatte, hat wohl dazu beigetragen, dass der Vorgang solche Wellen geschlagen hat. In Zeiten von Handykameras und Social Media kann jeder Fehltritt in einer verantwortungsvollen Position der letzte sein. Das muss einem Vollprofi bewusst sein.

Zumal es nicht nur um ein einmaliges Versehen geht. Der Geschasste hat selbst zwei Verstöße gegen das Tierschutzgesetz zugegeben – nach anfänglichem Leugnen. Die Ermittlungen zu den weiteren Vorwürfen laufen noch. Gänsekot hin oder her: Es geht um Straftaten, und dem Chef eines Familien-Ausflugsziels sollte nicht derart die Hand ausrutschen.

Was geschieht nun mit den Gänsen im F3 Fellbach?

Ob die Entscheidung des F3-Aufsichtsrates, dem F3-Chef zu kündigen, aus echter Tierliebe geschehen ist? Oder hatte die Stadt Fellbach nur keine andere Wahl, um sich vor einem drohenden Shitstorm zu schützen? Die wahren Gründe sind, wenn wir dem Renaissance-Denker Niccolò Machiavelli glauben dürfen, egal. Dieser war überzeugt, dass Herrschende ihr Handeln zwar durch Moral rechtfertigen sollten – diese aber auch ohne Zögern fallen lassen müssten, wenn Umstände es erfordern. Ob die Stadt Fellbach auch so handeln wird, wenn sie Wege sucht, die Gänse im F3 loszuwerden?

Am 1. August endet die offizielle Schonzeit für Nilgänse. Vielleicht wäre die Stadt aber gut beraten, nach dem Trubel um den Tod der Tiere mit Bedacht vorzugehen. Einen gänsetötenden Schwimmbadchef zu feuern, um danach einen Stadtjäger anzuheuern, der die Tiere erschießt? Ein Gehege für die F3-Gänse als publikumswirksame (und koteindämmende) Maßnahme ist vermutlich rechtlich nicht zu machen. Aber vielleicht wäre eine professionelle Umsiedelung der Tiere machbar. Immerhin, und das ist kein emotionales, sondern ein rationales Argument, waren die Gänse für manche Familien ein echter Besuchsgrund im F3.