Flüchtlinge aus dem Sudan sitzen vor einer Ernährungsklinik (Archivbild). Foto: dpa/Sam Mednick

Seit vier Monaten bekämpfen sich die Armee und die RSF-Miliz im Sudan. Das Land versinkt in einer humanitären Krise – das Gesundheitssystem ist zusammengebrochen, fast die Hälfte der Menschen hungert, Leichen verwesen auf offener Straße.

Im Sudan ist kein Ende der Gewalt in Sicht. Am Dienstag ging die militärische Auseinandersetzung zwischen der Armee und der RSF-Miliz in den fünften Monat. „Das strategische Gesamtbild hat sich seit Beginn der Kämpfe kaum verändert“, sagte Afrika-Experte Ben Hunter von der britischen Beratungsfirma Verisk Maplecroft der Deutschen Presse-Agentur. Keine der beiden Seiten sei in der Lage, entscheidende Offensiven durchzuführen.

Seit dem 15. April kämpft im Sudan die Armee unter De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan gegen die paramilitärische Miliz Rapid Support Forces (RSF) des ehemaligen Vizemachthabers Mohammed Hamdan Daglo. Die Generäle hatten sich gemeinsam an die Macht geputscht, die versprochene Demokratisierung jedoch immer wieder hinausgezögert. Die beiden ehemaligen Verbündeten zerstritten sich in Fragen der Machtteilung.

Leichen verwesen auf offener Straße

Als Folge steuert das Land ungebremst in eine humanitäre Katastrophe. Gut 20 Millionen Sudanesen, das ist fast die Hälfte der Einwohner des Landes, sind laut Vereinten Nationen von einer schweren Hungerkrise betroffen. In der Hauptstadt Khartum spielen sich nach Augenzeugenberichten grauenhafte Szenen ab. Das Gesundheitssystem der Stadt ist fast vollständig zusammengebrochen. Leichen verwesen in der Sommerhitze bei Temperaturen um die 40 Grad Celsius auf offener Straße.

In den vergangenen sechs Wochen habe die sudanesische Armee einige Rückschläge erlitten und die Kontrolle über verschiedene strategisch wichtige Gebiete verloren, so Hunter. Die Armee habe daher seit Anfang August verstärkt Ziele in Khartum aus der Luft angegriffen. Einen eindeutigen Vorteil habe in der Hauptstadt dennoch keine der beiden Parteien, so Hunter.

Vereinte Nationen gehen von schweren Kriegsverbrechen aus

Laut eines aktuellen Berichts des Konflikt-Datenanalysten Insecurity Insight fokussierten sich rund 60 Prozent der Gefechte auf den Bundesstaat Khartum. Aber auch in der westlichen Region Darfur kommt es demnach zu schweren Zusammenstößen.

Die Region galt schon vor dem Konflikt als Hochburg der RSF. Diese hat ihre Wurzeln in der Region im Westen des Landes. Noch immer hat die Miliz hier die Oberhand. Insbesondere die ländlichen Gebieten liegen fest in der Hand der RSF. Dort wüten die Kämpfer mit brutaler Härte und fachen lange bestehende ethnische Konflikte erneut an. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass die RSF-Milizen in Darfur schwere Kriegsverbrechen begangen haben.