Es gibt bisher zu wenige Autos mit Stern und neuester Abgastechnologie, zumindest bei Gebrauchten. Foto: dpa

Daimler will alte Diesel nur gegen Autos mit neuester Abgastechnologie umtauschen, die es aber noch nicht gibt. Dieser Spagat darf nicht nur auf Kosten der Kunden gehen, kommentiert StN-Autor Klaus Köster.

Stuttgart - 80 Milligramm Stickoxide darf ein Dieselauto pro Kilometer in die Luft pusten – doch jahrelang wurden die Grenzwerte nur im Labor eingehalten. Dass die Branche sich unter dem öffentlichen Druck des Dieselskandals langsam dazu durchrang, endlich eine für die Straße statt für den Prüfstand optimierte Dieseltechnologie zu entwickeln, ist da nur zu begrüßen. Die Frage ist nur, wie diese Technologie schnellstmöglich auf die Straßen kommt.

Versäumnisse wirken nach

Der Daimler-Konzern zahlt seit Kurzem wie die anderen deutschen Hersteller auch eine Prämie für den Austausch alter Diesel gegen schadstoffärmere Neu- und Gebrauchtwagen – und hat sich durch seine Strategie in ein Dilemma gebracht. Denn der Konzern fördert nur den Kauf von Mercedes-Autos mit den Schadstoffklassen Euro 6c und 6d-Temp – also die bisher einzigen Fahrzeuge, deren Zulassung an das Bestehen realitätsnaher Tests geknüpft ist. Doch weil diese Autos erst seit Kurzem produziert werden, sind sie als Gebrauchte kaum zu bekommen, so dass die gut gemeinte Prämie vorerst weitgehend ins Leere läuft.

Die Versäumnisse bei Neuwagen holen den Konzern nun mit Verzögerung am Gebrauchtwagenmarkt wieder ein. Das wird sich in den kommenden Monaten allmählich ändern, wenn die Autos mit neuester Technologie kommen – hilft aber den Besitzern von Altdieseln nicht weiter, die nun womöglich auf einen teureren Neuwagen ausweichen müssen. Weil sich Gebrauchtwagen nun einmal nicht aus dem Boden stampfen lassen, muss sich Daimler etwas anderes einfallen lassen, um die zu Recht verschnupften Möchtegern-Kunden bei Laune zu halten. Ein Nahverkehrs-Ticket als Überbrückung wäre sicher nicht zu viel verlangt – und ein weiterer Anreiz, die Versäumnisse der Vergangenheit zügig zu beseitigen.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de