Daimler hält seine Position zu den Diesel-Beschlüssen der Regierungskoalition in Berlin vorerst offen. Foto: dpa

Die große Koalition erwartet von den deutschen Autobauern Hardware-Nachrüstungen zur Vermeidung von Dieselfahrverboten. VW fordert, dass sich alle Hersteller beteiligen. Was die anderen Konzerne zu den Beschlüssen sagen.

Berlin - Nach langen Diskussionen ist der Durchbruch da: Diesel-Besitzer in besonders betroffenen Regionen sollen ihr Fahrzeug entweder nachrüsten können oder erhalten eine Kaufprämie für ein neues Fahrzeug. Wie reagieren die Autobauer auf die Beschlüsse der Koalition? Wir haben die Reaktionen hier zusammengefasst:

Daimler will Diesel-Umtauschprämie bis 10 000 Euro zahlen

Daimler will Dieselbesitzern beim Kauf eines neuen Mercedes-Benz-Fahrzeugs bis zu 10 000 Euro Umtauschprämie zahlen. Die Erneuerung des Fahrzeugbestands sei das effektivste Mittel, um die Luftqualität in den Innenstädten schnell weiter zu verbessern und gleichzeitig die individuelle Mobilität der Autofahrer zu sichern, teilte der Konzern am Dienstag mit. Man werde sich aber auch an Hardware-Nachrüstungen beteiligen - wie genau das aussehen wird, stand allerdings noch nicht fest.

Die Umtauschprämie, deren genaue Höhe vom Fahrzeugtyp abhängen soll, gibt es in den 14 von der Bundesregierung benannten besonders betroffenen Regionen mit hohen Grenzwertüberschreitungen. Wer einen gebrauchten Mercedes kauft, soll bis zu 5000 Euro Prämie erhalten. Für ganz Deutschland gelte weiterhin die bereits laufende Umtauschaktion, bei der Besitzer von Dieseln mit der Abgasnorm Euro 4 oder schlechter 2000 Euro bekommen. Anders als die neue Prämie gilt diese nicht für Euro-5-Fahrzeuge.

BMW zahlt bis zu 6000 Euro Umtauschprämie – keine Nachrüstung

BMW will Dieselfahrern sofort bis zu 6000 Euro Umtauschprämie zahlen, lehnt Hardware-Nachrüstungen auf Unternehmenskosten jedoch ab. BMW-Fahrer in Regionen mit hohen Stickoxid-Belastung bekämen 6000 Euro Rabatt, wenn sie ihren Euro-4- oder Euro-5-Diesel durch ein Neufahrzeug ersetzten, sagte ein BMW-Sprecher am Dienstag in München. Beim Kauf eines jungen Gebrauchten oder eines Vorführwagens zahle der Konzern 4500 Euro Umtauschprämie.

Das Angebot gelte rückwirkend ab Montag. Der alte Diesel müsse mindestens ein Jahr auf den Halter zugelassen sein, der die Umtauschprämie bekommen will. „Wir konzentrieren uns auf die Flottenerneuerung, weil sie schnell Verbesserungen bringt“, sagte der Sprecher. Die von der Koalition in Berlin ebenfalls vorgeschlagene Nachrüstung alter Dieselautos mit weitereren Abgas-Filtern dauere dagegen zu lange. Sie könne Gewicht, Leistung, Verbrauch und CO2-Ausstoß des Autos verschlechtern. Dazu kämen noch Gewährleistungsfragen.

Eine Umtauschprämie von 2000 Euro biete BMW weiterhin flächendeckend an – die höheren Prämien beschränkten sich auf die von der Koalition benannten 14 Regionen mit hohen Stickoxid-Werten. Zudem verringere BMW den Schadstoff-Ausstoß vieler Fahrzeuge durch freiwillige Software-Updates und habe im Mai 45 Millionen Euro in den vom Dieselgipfel geschaffenen Fonds eingezahlt, sagte der Sprecher.

Volkswagen zahlt im Schnitt bis zu 5000 Euro Umtauschprämie

Volkswagen fordert nach dem Diesel-Kompromiss der Koalition, dass auch andere Autobauer eine Nachrüstung von älteren Dieselmotoren anbieten. „Im Hinblick auf die Nachrüstung gehen wir davon aus, dass die Bundesregierung sicherstellt, dass sich alle Hersteller an den entsprechenden Maßnahmen beteiligen“, erklärte ein VW-Sprecher auf Nachfrage unserer Zeitung. Nachrüstfirmen müssten eine Hardware-Nachrüstung anbieten. „Diese Lösungen müssen vorliegen, zugelassen und dauerhaltbar sein und damit die Kunden überzeugen.“

Verkehrsminister Andreas Scheuer erklärte bei der Vorstellung des Kompromisses, Volkswagen sei grundsätzlich zu Nachrüstungen bereit. BMW und die PSA-Tochter Opel lehnten eine Beteiligung aber ab.

Volkswagen will Dieselbesitzern so schnell wie möglich Umtauschprämien anbieten. Die geplanten Prämien der Volumenmarken des Konzerns sollten im Schnitt bei etwa 4000 Euro für Diesel der Abgasnormen Euro 1 bis Euro 4 liegen – und bei 5000 Euro für Euro-5-Diesel, teilte Volkswagen mit. Die Umtauschprämien seien abhängig vom Modell des Kunden. In den laut Bundesregierung 14 besonders betroffenen Städten mit hohen Grenzwertüberschreitungen bei der Luftbelastung will VW fast eine Million Autobesitzer erreichen.

Der Volkswagen-Konzern sei weiter bereit, einen Beitrag zu leisten, um seinen Kunden uneingeschränkte Mobilität zu sichern und Fahrverbote in besonders belasteten Städten zu vermeiden, sagte Konzernchef Herbert Diess.