Erneuerbare Energien deckten in den ersten drei Monate mehr als die Hälfte des Stromverbrauchs. Foto: dpa/Christian Charisius

Sie beziehen Ökostrom, heizen mit der Wärmepumpe oder zapfen die eigene Solaranlage auf dem Dach an: Immer mehr Firmen im Land setzen auf Erneuerbare – doch nicht überall läuft die Energiewende nach Plan.

Deutsche Unternehmen setzen zunehmend auf grünen Strom: Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Firmen im Land nutzten im Jahr 2022 Strom aus Erneuerbaren Energien. Dies geht aus dem Klimabarometer der KfW-Bank hervor. Die Unternehmen nutzen dafür zum Beispiel einen entsprechenden Stromtarif oder beziehen Energie von der eigenen Solaranlage auf dem Dach, aus Biomasse oder Windkraftanlagen, wie KfW-Autorin Anke Brüggemann erläutert. Ein Blick auf die Wärmegewinnung offenbart allerdings ein düsteres Bild.

Für ihre Erhebung hat die Förderbank im vergangenen Jahr von Februar bis Juni mehr als Elftausend Unternehmen aus Industrie und Gewerbe befragt. Demzufolge haben in dem Zeitraum 4,3 Prozent der Firmen Investitionen getätigt in die Erzeugung und Speicherung von Strom oder Wärme aus Erneuerbaren. Das entspreche rund 160 000 Unternehmen, im Vorjahresvergleich sei das ein Anstieg um 1,6 Prozentpunkte.

Nicht überall läuft die Energiewende nach Plan

Ein Treiber dieser Entwicklung dürften die stark gestiegenen Energiepreise für fossile Energieträger wie Erdgas, Erdöl oder Kohle infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sein, die Investitionen in Erneuerbare attraktiver gemacht haben, heißt es in der KfW-Studie.

Doch nicht überall läuft die Energiewende nach Plan. Ein düsteres Bild offenbart etwa ein Blick auf die Wärmegewinnung der Unternehmen. Diese beruht zum Großteil auf fossilen Energieträgern wie Erdöl oder Erdgas. Nur jedes zehnte Unternehmen gab an, Wärme aus erneuerbaren Energien einzusetzen.

Deutschland will 2045 emissionsfrei sein

Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW appelliert: „Die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien ist zentral für das Gelingen der grünen Transformation im Unternehmenssektor.“ Zahlen untermauern die Bedeutung: Auf Gewerbe, Handel und Dienstleistungen entfallen rund 42 Prozent des deutschen Energieverbrauchs.

Spätestens 2045 will Deutschland emissionsfrei sein, einige Städte und Bundesländer planen das Erreichen der Klimaneutralität sogar schon eher. Ein entscheidender Schritt auf dem Weg dahin: der Ausbau der Erneuerbaren Energien. Der Anteil der regenerativen Energien am Stromverbrauch soll mindestens 80 Prozent betragen. Im ersten Halbjahr 2023 war es immerhin schon mehr als die Hälfte.

Erneuerbare decken mehr als die Hälfte des Stromverbrauchs

Aktuelle Zahlen zum ersten Quartal 2024 untermauern den Trend: So haben Windräder, Solaranlagen und Co. von Januar bis März rund 56 Prozent des Stromverbrauchs gedeckt. Dies geht aus Hochrechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) vom Freitag hervor.

Insgesamt hätten Erneuerbare-Energien-Anlagen in dem Zeitraum rund 75,9 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt und damit rund neun Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Allein Windenergieanlagen an Land hätten mit 39,4 Milliarden Kilowattstunden mehr als ein Viertel des Strombedarfs in Deutschland gedeckt.

Energiebranche: „Noch eine Schippe drauflegen“

„Auch die Wasserkraft trug in den vergangenen Monaten mit 5,3 Milliarden Kilowattstunden Strom für ihre Verhältnisse überdurchschnittlich stark zur Stromerzeugung bei“, hieß es weiter. Dies waren 27 Prozent mehr Strom als im Vorjahreszeitraum. Insgesamt hätten Wasserkraftanlagen vier Prozent des deutschen Bruttostromverbrauchs gedeckt.

„Die zuletzt stetig steigenden Erneuerbaren-Anteile am Stromverbrauch zeigen, dass wir auf einem guten Weg sind“, sagte die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Kerstin Andreae. Der Ausbau Erneuerbarer Energien habe zuletzt deutlich zugelegt. „Das schlägt sich jetzt in der Stromerzeugung nieder.“ Klar sei aber auch, dass man für das Erreichen der Klimaziele „noch eine Schippe drauflegen“ müsse.