Die Querspange zwischen Tübinger Straße und Kronprinzstraße: Auch hier gingen Teile des Belages unerwartet schnell kaputt. Foto: /Decksmann

Die Beläge, für die die Stadt Millionen ausgibt, erfüllen häufig nicht die Erwartungen. Mit Asphalt stopft das Tiefbauamt auch mitten in der Stadt oft Löcher, bis Reparaturen möglich sind. Könnte das nicht schneller gehen?

Der Umgang der Stadt mit den Pflasterbelägen in Stuttgart gerät wieder in die Diskussion. Die Umgestaltung des Marktplatzes und der eigentlich angenehme Farbton des neuen Pflasters hätten den Platz ja durchaus aufgewertet, schrieb beispielsweise ein Leser unserer Zeitung, aber er meinte auch: „Scheinbar keiner begreift in Stuttgart die Tatsache, dass man die Substanz anschließend auch kontinuierlich pflegen muss“. An der Kompetenz der Ämter müsse man zweifeln. Sie hätten ja auch Pflasterprojekte beim Kunstmuseum und in der Tübinger Straße „in den Sand gesetzt“.

Der Leser Frieder H. reagierte auf unseren Bericht, dass der neue Belag auf dem Marktplatz nach Veranstaltungen gleich stark verschmutzt war, dass in fingerbreiten Fugen viele Zigarettenkippen hängen bleiben – und dass die CDU-Ratsfraktion Zweifel anmeldete, ob bei der Umgestaltung des Platzes der richtige Belag ausgewählt wurde.

Es geht aber nicht nur um den Marktplatz. Der Stuttgarter Landtagsabgeordnete und Minister Winfried Hermann (Grüne) bemängelte gegenüber unserer Zeitung wiederholt das Erscheinungsbild Stuttgarts. Auf Schritt und Tritt könne man im Zentrum die Missstände bei den Belägen und die Flickerei besichtigen.

Leise bröselt der Muschelkalk

Selbst an Stuttgarts zentralstem Punkt gibt es in der Königstraße viele kleine Löcher im Belag und ein paar Asphalt-Kleckschen. Der flächige Muschelkalkbelag speziell ums Kunstmuseum herum wurde 2006 gelegt. Das Bröseln des Steins zog schon bald Gewährungsleistungsforderungen der Stadt und erste Reparaturen nach sich. Damals hätten Gestaltungswünsche über Aspekte der Praktikabilität gesiegt, sagt Tiefbauamtsleiter Jürgen Mutz. Und er verweist auch auf das Architekturbüro Hascher und Jehle (Museum) und die externen Planer der Museumsumgebung. Davor wolle man in der Königstraße bald weitere der kleinen Steine, die zur Auflockerung zwischen größeren Elementen gelegt wurden, durch härtere Granitwürfel ersetzen, sagt Mutz.

An anderen Stellen in der Stadt sind kaputte Steine und Platten sehr augenfällig durch Asphalt ersetzt, weil die Reparatur noch aufgeschoben ist. Das ist am Karlsplatz und am Alten Schloss der Fall sowie in der Kronenstraße. Sogar in der Unteren Königstraße, wo man nach der Neugestaltung mit dicken Granitelementen für lange Zeit ausgesorgt zu haben glaubte, hielt Asphalt Einzug. Das erklärt Mutz damit, dass man vor Gebäudeeingängen und bei Baumstandorten wegen Unterbauten oder Baumwurzeln mit dünneren Platten arbeiten musste. Allerdings: Zumindest bei der Königstraße 1-3 wird ohnehin in absehbarer Zeit eine Großbaustelle der LBBW-Immobilien entstehen. In der Tübinger Straße ist der Kreuzungsbereich mit der Christophstraße asphaltiert worden. Hier hat die Stadt das Pflaster, das ihr Sorgen machte, beseitigt. Der Asphalt soll nun so beschichtet werden, dass er farblich zu den Restpflasterflächen entlang der Gebäude passt. Gerade habe man den Auftrag vergeben, sagt Mutz. Für die Kreuzung Tübinger Straße/Sophienstraße sowie Sophienstraße/Marienstraße plant man später Gleiches. Eigentlich wollte man 2021 bauen.

Mehr Busverkehr auf den Steinen als erwartet

Auf der Querspange zwischen Tübinger Straße und Kronprinzstraße ging das 2012 verlegte Granitpflaster (Baukosten: knapp drei Millionen Euro) teilweise zu Bruch. Die Verwaltung hatte vorher Hoffnung gemacht, dass der Belag auch den Linienbussen standhält. Nun erklärt das Tiefbauamt, der Belag sei schneller kaputtgegangen als erwartet. Allerdings seien dort auch doppelt so viele Busse unterwegs wie gedacht. Hier seien die Granitsteine „unter gutachterlicher Beteiligung“ auch noch in Mörtel gelegt worden.

Von dünnem Stein und Mörtel kam die Verwaltung zuletzt mehr und mehr ab, da auch in Fußgängerzonen manchmal schwere Fahrzeuge rollen. Heute setzt das Tiefbauamt oft auf dicke, 14 Zentimeter hohe Pflastersteine über Splitt. Am Marktplatz hat man so breite Fugen gelassen, dass auch dort Splitt eingebracht werden konnte. Das soll der Verschiebung der Steine vorbeugen, über die oft schwere Fahrzeuge rollen. Dadurch blieben in den Fugen aber leider Kippen liegen und manchmal Absätze von Stöckelschuhen hängen, sagt Mutz.

Tiefbauamt verweist auf erfolgreiche Projekte

Gerade der Marktplatz und der Bereich beim Hans-im-Glück-Brunnen sind in seinen Augen gelungene Projekte von aufwendigen Umbauten. Viel stehe noch an, man sei etwas in Verzug, bemühe sich aber sehr, die angepeilten Bereiche Zug um Zug umzubauen. Die Innenstadt vertrage allerdings auch nicht zu viele Baustellen. An komplette Erneuerungen müsse man nach circa 25 Jahren Betrieb denken. „In der Zeit davor halten wir uns mit Sanierungen zurück und reparieren nur die Schadstellen.“ Doch auch dies versuche man, wie zuletzt in der Lautenschlagerstraße, Zug um Zug abzuarbeiten.

Aber müsste das im Herz der Stadt zu Wahrung von Stuttgarts Ansehen nicht schneller gehen? An dem Thema, räumt Mutz ein, „müssen wir noch mal arbeiten“. Aber für derartige Einsätze gebe es nur wenige Mitarbeiter. Ausscheidende Kollegen seien kaum zu ersetzen. Zudem: Mittlerweile habe man in Stuttgart Beläge in Hunderten von Formaten und optischen Ausführungen. Man könne nicht für alles Ersatzelemente vorhalten. Deshalb appelliert Mutz auch an alle Beteiligten: „Wir sollten nicht für jeden Platz eine neue Platte erfinden.“ Und bei der Steinauswahl: „Wir sollten noch stärker darauf achten, dass wir nicht Kompromisse beim Belagsmaterial machen, weil wir eine bestimmte optische Gestaltung wollen.“