Ein E-Scooter-Fahrer zischt vorbei – die Behörden reagieren auf Unfallgefahren. Foto: dpa/Christoph Soeder

Volksfest, Alkohol, E-Scooter – eine spannende Mischung mit erhöhter Unfallgefahr. Stuttgart ist bei den Miet-Elektrotretrollern jedoch nicht so streng wie München.

Stuttgart - Schon wieder ein schwerer Unfall, und erneut hat ein E-Scooter-Fahrer zu tief ins Glas geschaut. Diesmal ist es ein 42-Jähriger, der in der Nacht zum Sonntag auf dem Schwabenplatz in Vaihingen schwer verletzt gefunden wird. Was genau passiert ist, bleibt ungeklärt – der Mann konnte wegen seiner starken Alkoholisierung keinerlei Angaben machen. „Diejenigen, mit denen er zuvor unterwegs war, haben erklärt, dass der Betroffene zuvor reichlich Alkohol konsumiert hat“, sagt Polizeisprecher Tobias Tomaszewski. Ein Promilletest ist nicht möglich, ein Notarzt und der Rettungsdienst bringen den Mann ins Krankenhaus.

Schon seit Wochen fallen zunehmend E-Scooter-Fahrer auf, die sich mit Promillewerten weit oberhalb der absoluten Fahruntüchtigkeit auf die elektrischen Tretroller schwingen. Mit Werten sogar um die zwei Promille. Am Freitag startet auf dem Cannstatter Wasen das Volksfest – und bei dieser Gelegenheit könnten sich besonders viele Besucher berauscht mit Elektrokraft auf den Heimweg machen wollen.

München zieht die Daumenschrauben an

In München hat die Stadt zum Start des Oktoberfests auf den Trend bereits reagiert – und zusätzliche Verbotszonen für E-Scooter-Fahrer ausgerufen. Der äußere Sperrring, der generell für den Verkehr rund um die Theresienwiese gilt, markiert zudem ein Fahr- und Parkverbot für die Tretroller.

Mehr noch: Von 17 Uhr an bis zum nächsten Morgen gibt es in einem Radius von bis zu einem Kilometer zusätzlich ein Ausleihverbot. Die per Satellit und Mobilfunk steuerbare Technik sorgt für eine Wegfahrsperre. Wer seinen Roller in der Zone abstellen will, kann das Ausleihen nicht beenden – die Gebühr läuft weiter. Um dies zu vermeiden, gibt es fünf Sammelparkplätze.

Sinn und Zweck des erweiterten Bannstrahls rund um die Münchner Wiesn: Betrunkene Rollerfahrer sollen die Fußgänger nicht gefährden, und Fußgänger sollen nicht über achtlos abgestellte Roller stolpern. Das abendliche Sonderverbot gilt sogar bis zum Bahnhofsviertel einschließlich Sendlinger Tor, Stachus und Hackerbrücke.

In Stuttgart noch „sehr vereinzelte Situationen“

Doch so extrem wie in München wird in Stuttgart nicht gehandelt. „Ein Fahrverbot gibt es zwar auf dem Volksfestgelände“, sagt Jörg Klopfer vom Veranstalter in.Stuttgart, „aber auf den Straßen und Zufahrten drumherum rollt ganz normal der Verkehr, das gilt auch für die E-Scooter.“

Für die Stadt Stuttgart ist das aber kein Freifahrschein. Gerade nach den gehäuften Beschwerden über kreuz und quer geparkte Scooter gebe es schwerpunktmäßige Kontrollen des städtischen Vollzugsdienstes: „In etwa 20 Fällen wurden E-Scooter-Fahrer ermahnt, verwarnt oder vereinzelt auch mit einem Bußgeld belegt“, sagt Stadtsprecher Martin Thronberens. Das Abstellen in öffentlichen Grünflächen etwa kostet 35 Euro. Es gebe nur „sehr vereinzelte Situationen“, bei denen wegen akuter Gefährdung oder gravierender Behinderung Sofortmaßnahmen ergriffen werden müssten: „Da werden die Anbieter kontaktiert oder die E-Scooter schlicht zur Seite geräumt“, so Thronberens.

Wegfahrsperre mit Alkoholquiz

Über den Effekt der Verbotszonen in München kann die dortige Polizei noch wenig sagen. Verstöße seien keine bekannt, sagt der Münchner Polizeisprecher Markus Oehme. Doch wie soll man mit Sündern umgehen? „Es ist natürlich schwierig, solche Verstöße zu sanktionieren“, sagt Oehme.

Lime, einer der E-Scooter-Vermieter, hat in München eine Art Idiotentest in die Handy-App eingebaut, mit der ein Roller freigeschaltet wird. Neben Fragen zur Fahrtüchtigkeit gibt es auch ein Quiz für Nüchterne – „auf die witzige Art, nicht nur mit erhobenem Zeigefinger“, sagt eine Sprecherin. Dieser Münchner Wiesn-Test soll voraussichtlich auch für den Wasen geschaltet werden.