Bundesarbeitsminister Hubertus Heil war auf Stippvisite in Stuttgart – unter anderem im Bosch-Werk Feuerbach und bei der SPD-Landtagsfraktion. Foto: dpa

Die Bundesregierung will Unternehmen bei der Qualifizierung ihrer Mitarbeiter für die Jobs von morgen finanziell unterstützen, um den Strukturwandel zu schaffen. Warum Arbeitsminister Hubertus Heil auch auf Fachkräfte aus dem Ausland setzt.

Stuttgart - Die Bundesregierung will Unternehmen finanziell unterstützen, um Mitarbeiter für die Arbeitwelt von morgen zu qualifizieren. Durch neue Antriebsformen und die Digitalisierung ist der Veränderungsprozess vor allem in der Automobilindustrie gewaltig. „Ein rasanter Strukturwandel, der einem manchmal den Atem verschlägt“, sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) bei einer Stippvisite im Bosch-Werk in Feuerbach, wo er Einblick in die Produktion hatte und sich mit Betriebsräten austauschte. Qualifizierung sieht er als zentrales Thema.

„Die gute Nachricht ist: Deutschland geht die Arbeit nicht aus“, sagte Heil. Doch dürften bis 2025 rund 1,6 Millionen Arbeitsplätze wegfallen. Andererseits würden 2,3 Millionen neue Arbeitsplätze entstehen. Es werde vielfach aber eine andere Arbeit sein. Mit einem neuen Gesetz, das bis Januar auf den Weg gebracht werden soll, will die Bundesregierung Arbeitsentgeltausfall und Weiterbildungskosten unterstützten, um Anreize zur Weiterqualifizierung zu schaffen. Egal ob Facharbeiter oder Ingenieur – alle würden in den nächsten Jahren neues Wissen und neue Fähigkeiten brauchen, und das müsse in den Betrieben umgesetzt werden, so Heil.

Zu Besuch bei Bosch und der SPD-Landtagsfraktion

Bosch hat bereits erste Projekte auf den Weg gebracht. So werden Mitarbeiter auf konkrete Stellen hin für E-Mobilität und Software qualifiziert – nicht zum Programmierer, aber so, dass sie grundlegendes Verständnis für die Themen haben. Auch ein Lehrgang zur Fachkraft Industrie 4.0 soll Mitarbeiter für die Zukunft fit machen. Das Bosch-Werk Feuerbach mit seinen gut 14 000 Mitarbeitern ist ein wichtiger Dieselstandort und vom Wandel hin zur E-Mobilität besonders getroffen. Rund 3700 Mitarbeiter produzieren hier unter anderem Dieseleinspritzpumpen und Komponenten für die Abgasnachbehandlung.

Bei seiner zweiten Station, beim Besuch der SPD-Landtagsfraktion, machte sich Heil auch für ausländische Fachkräfte stark. Er rechnet damit, dass das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz noch vor Weihnachten im Kabinett beschlossen wird. Die Unternehmerinitiative aus dem Südwesten „Bleiberecht durch Arbeit“ habe sehr geholfen. Der Initiative gehören mittlerweile über 130 Firmen an, die sich eine gesicherte Perspektive für gut integrierte Flüchtlinge mit einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz wünschen. „In der Tat versteht es kein vernünftiger Mensch, dass wir solche Leute nach Hause schicken und dann wieder mühsam Fachkräfte suchen“, so Heil. Das sei kein Ersatz für Fachkräfte im Inland, sondern eine dringend notwendige Ergänzung.