Die Reisewelle am Stuttgarter Flughafen ist an diesem Pfingstwochenende enorm (Symbolfoto). Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Landesverkehrsminister Winfried Hermann sagt, billige Flugangebote seien verantwortungslos. Die FDP meint, er disqualifiziere sich mit der Aussage als Aufsichtsratschef des Stuttgarter Flughafens.

Stuttgart - Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sieht die wachsende Zahl der Flüge auch vom Flughafen Stuttgart skeptisch. „Das herkömmliche Flugzeug ist sehr klimaschädlich“, schreibt er in seiner Antwort auf einen Antrag des Verkehrsexperten der FDP im Landtag, Jochen Haußmann. Wegen der „drohenden Schäden“ müsse der Luftverkehr seine Klimabelastung stark reduzieren.

Bereits vor einem Monat hatte Hermann, der auch Chefaufseher des Stuttgarter Flughafens ist, Lockangebote für Billigflüge als „unanständig und verantwortungslos“ kritisiert. Wie er jetzt aber einräumt, gibt es keine Definition von sogenannten Billigfluggesellschaften. Auch das Luftverkehrsrecht unterscheide nicht zwischen herkömmlichen Linien- und Billigfluggesellschaften.

Haußmann wirft Hermann deshalb vor, seine Aussage sei „unüberlegt, unklug und für den Flughafen Stuttgart geschäftsschädigend“ gewesen. Als Aufsichtsratschef habe er sich disqualifiziert. Er rate zu weniger Überheblichkeit und sei froh, dass es auch Angebote für Menschen gebe, die aufs Geld schauen müssten.

Auch das Land muss bei Reisen aufs Geld schauen

Auch die Minister können Billigflieger nicht einfach umgehen. Laut Finanzministerium gilt das Wirtschaftlichkeitsprinzip. Das Reisebüro, mit dem das Land kooperiert, sei nach der Erfüllung bestimmter Wünsche wie Uhrzeit oder Umbuchungsoption verpflichtet, das günstigste Angebot auszuwählen. Auch deshalb findet die FDP Hermanns Aussagen „ambivalent“.

Die Frage, wie oft und mit welcher Airline die Amtsspitze des Verkehrsministeriums fliegt, beantwortete Hermann nur mit dem Hinweis, dass man aus dienstlichen Gründen auf Flugreisen angewiesen sei und die CO2-Emissionen durch eine Zahlung kompensiere. Ob diese Abgabe den CO2-Ausstoß ungeschehen machen könne, müsse jeder für sich selbst beantworten, so Haußmann.