Wer die Großheppacher Herzog-Porträts malen ließ, ist nicht bekannt. Foto:  

Auf den ersten Blick sehen die beiden Serien von Gemälden identisch aus – doch die Hälfte von ihnen birgt ein Geheimnis. Der Weinstädter Stadtarchivar erklärt, was es mit der neuen Ausstellung auf sich hat.

Weinstadt - Wer die neue Sonderausstellung „Vier Herzöge und eine Königin“ im Württemberg-Haus in Beutelsbach betritt, der fühlt sich sofort von allen Seiten beobachtet. Vier altehrwürdige Herren richten im Hauptraum ihre strengen Blicke auf den Besucher – und das jeweils gleich doppelt. Genau das sei die Besonderheit der Schau, erklärt der Weinstädter Stadtarchivar Bernd Breyvogel. Passend zum Gartenschau-Motto „Weinstadt, die Wiege Württembergs“, das sich die Stadt gegeben hat, um auf ihre landesgeschichtliche Bedeutung aufmerksam zu machen, hat er die Ausstellung kuratiert.

Eine Hälfte der Bilder kommt aus Stuttgart – die andere aus dem Schloss Großheppach

Die Bilder zeigen Eberhard I., den letzten Grafen und von 1495 an ersten Herzog von Württemberg. Ulrich, der den Bürger- und Bauernaufstand Armer Konrad blutig niederschlug. Christoph, der die Reformation im Land endgültig etablierte. Und schließlich Ludwig, einen der größten Kunstmäzene seiner Zeit und Erbauer des Neuen Lusthauses in Stuttgart. Die Porträtreihe von den vier Herzögen gilt als eine der bedeutendsten der Kunstgeschichte, ihre Originale befinden sich noch im Landesmuseum Stuttgart. Im Württemberg-Haus hängen den Gemälden jetzt direkt gegenüber vier beinahe identische Bilder: die gleiche Gemäldeserie, aber aus dem Schloss Großheppach, sowie originale Urkunden der Herzöge aus den Dorfarchiven der Weinstädter Teilorte.

Die Porträt-Reihe aus dem Großheppacher Schloss sei zuvor noch nie in einer öffentlichen Ausstellung gezeigt worden, betont Breyvogel. „Hier gibt es erstmals die Möglichkeit, die acht Bilder nebeneinander zu sehen.“ Der Stadtarchivar meint, dass bei genauerem Betrachten Unterschiede zu erkennen seien. Das lasse daran zweifeln, dass die Gemälde aus derselben Werkstatt stammen. Klären könne dies aber nur eine genauere wissenschaftliche Untersuchung. „Bemerkenswert aber ist vor allem, dass diese aufwendigen Porträts in ihrer Größe und Qualität zweimal existieren.“

Aber weshalb? Und wer war der Auftraggeber der zweiten Reihe? Über Antworten auf diese Fragen könne nur spekuliert werden, sagt Breyvogel. Zwar ist das Schloss etwa zu jener Zeit erbaut worden, in der Herzog Ludwig die Porträts seiner Vorfahren malen ließ, letzteres geschah im Jahr 1589. Das lege die Vermutung nahe, dass der württembergische Kanzler Martin Eichmann sich für sein Schloss noch mal die gleiche Gemäldeserie fertigen ließ, wie sie sein Dienstherr besaß. Aber mit fast 2,90 Metern Höhe finden die Bilder dort ausschließlich im Treppenhaus ausreichend Platz. „Dieses ist jedoch erst im späten 19. Jahrhundert angebaut worden.“ Was Eichmann als Auftraggeber wiederum in Frage stellt.

Andere Exponate kamen auf ungewöhnlichem Weg ins Museum:

Vermächtnisse des Hochadels finden sich mit ehemaligen Besitzstücken der Königin Olga im zweiten Ausstellungsraum, darunter etwa ein Seidenschirm mit einem reich verzierten Griff, ein Fächer aus Straußenfedern und eine Morgenhaube ihrer Majestät. Sie alle stammen aus dem Fundus der Heimatstube Endersbach. Noch interessanter als die Exponate selbst ist allerdings die Geschichte, wie diese dort hingekommen sind. Denn die Königin hat die Weinbaugemeinde wahrscheinlich allenfalls von der Durchfahrt mit der Remsbahn gekannt, meint Breyvogel.

Zu verdanken sind die für ein Dorfmuseum herausragenden Exponate einer im Jahr 1874 geborenen Endersbacher Wengerterstochter: Frieda Freifrau von Zündt, geborene Bauer, die 1924 zur ersten Ehrenbürgerin des späteren Weinstädter Teilorts ernannt wurde, bevor sie 1965 in Freudenstadt starb. Nach einem Sprachstudium in London war sie als Hauslehrerin am russischen Zarenhof tätig und machte sich später als eifrige Kunstsammlerin einen Namen. Dabei vergaß sie ihren Heimatort Endersbach offensichtlich nie. Unter anderem stiftete sie zur Einrichtung des dortigen Heimatmuseums eben jene königlichen Gegenstände aus ihrer Sammlung historischer Textilien.