Diese Wandmalerei aus Acrotiri in Thera (Santorini/Griechenland) zeigt ein minoisches Schiff aus der Bronzezeit. Foto: Imago/United Archives International

Vom 3. bis zum 1. Jahrtausend v. Chr. beherrschten die Minoer auf Kreta den Seeverkehr im östlichen Mittelmeer. Archäologen haben jetzt vor Antalya Wrack und Ladung eines 3600 Jahre alten minoischen Frachters entdeckt, der Kupferbarren für die Herstellung von Bronze an Bord hatte.

Vor der Küste der Türkei bei Antalya haben Archäologen ein mit Kupferbarren beladenes Schiffswrack aus der Bronzezeit entdeckt. Der rund 3600 Jahre alte Frachter ist der älteste seiner Art und stammt aus der Zeit der Minoer. Das Schiff hatte Kupfer aus Zypern Bord und sank in der Bucht von Antalya, als es gegen einen Felsen prallte, wie die Forscher jetzt berichten.

Palastanlage der Minoer in Knossos auf Kreta mit Delfinen-Wandmalereien im sogenannten Megaron der Königin.  Foto: Imago/H. Tschanz-Hofmann
Palastanlage der Minoer in ihrer ehemaligen Hauptstadt Knossos mit der Bastion. Foto: Imago/H. Tschanz-Hofmann
Rekonstruktion des Palasts von Knossos auf Kretae im Archäologischen Museum in Heraklion. Foto: Imago/ecomedia/Robert Fishman

Bronzezeitliche Kultur der Minoer 

Die bronzezeitliche Kultur Kretas wird nach dem mythischen König Minos als minoisch bezeichnet. Die minoische Kultur ist die früheste Hochkultur Europasud wird unterteilt in eine Frühminoische Zeit (2600 bis 1900 v. Chr.), Mittelminoische Zeit (1900 bis 1600 v. Chr.) und Spätminoische Zeit(1600 bis 1450 v. Chr.).

Das östliche Mittelmeer war bereits in der frühen Antike ein Zentrum der ersten Hochkulturen und von Seehandel zwischen der Ägäis, Kleinasien und dem Nahen Osten geprägt. Die Schiffe hatten Kupfer aus Zypern sowie Zinn aus Westeuropa und Zentralasien geladen, die sie in die Städte der Minoer auf Kreta, der Mykener in Griechenland, Hethiter in Kleinasien oder zu den Häfen Ägyptens brachten.

Von diesem Seehandel zeugt auch das vor rund 3300 Jahren vor der Südwestküste der Türkei gesunkene Schiffswrack von Uluburun, das ebenfalls Kupfer- und Zinnbarren an Bord hatte.

Kupferbarren liegen auf dem Meeresgrund verstreut

Unterwasserarchäologen beim Bergen der Kupferbarren und anderer Fundstücke aus dem Bronzezeit-Wrack vor Antalya. Foto: © Mateusz Popek/Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń/portal.umk.//pl
Die einst von ihm geladenen Kupferbarren sehen durch die starke Verkrustung heute aus wie rundliche Kalksteinbrocken. Foto: © Mateusz Popek/ Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń/portal.umk./pl

Die Kupferbarren sind verstreut an einem unterseeischen Abhang in 35 bis 50 Meter Tiefe. Die Forscher um Andrzej Pydyn von der Nikolaus-Kopernikus-Universität im polnischen Toruń hat inzwischen rund 30 dieser sogenannten Ochsenhautbarren gefunden und geborgen.

Als Ochsenhautbarren werden die Archäometallurgie eine für den Fernhandel während der Spätbronzezeit (zwischen 1600 und 1000 v. Chr.) im östlichen Mittelmeer geschaffene größere Barrenform bezeichnet. Sie dienten auch als Zahlungsmittel und wurden zumeist aus Rohkupfer oder seltener aus Bronze hergestellt.

Ältestes Schiffswrack dieser Art weltweit

„Die Barren gehören typologisch zu den frühesten bekannten, sie stammen aus dem 16. oder vielleicht sogar 17. Jahrhundert v. Chr.“, berichtet Pydyn. Damit steht fest: Das Schiffswrack von Antalya ist das weltweit älteste dieser Art. Es stammt aus der Mittelbronzezeit und ist damit rund 200 Jahre älter als das Wrack von Uluburun, das auf die Zeit um 1320 v. Chr. datiert wird.

Rekonstruktion des bronzezeitlichen Schiffs von Uluburun und seiner Frachträume. Foto: © Georges Jansoone/ CC-by-sa 3.0

„Dies ist nicht das erste oder größte Schiff dieser Art, das vor der Küste der Türkei gefunden wurde, aber wahrscheinlich das älteste“, berichten die Archäologen. Das Wrack von Uluburun und der ganz in der Nähe des aktuellen Funds entdeckte Bronzezeitfrachter von Kap Gelydonia stammen aus der Zeit der Mykener.

„Sie kontrollierten während der Spätbronzezeit die Schifffahrt und den Handel im östlichen Mittelmeerraum“, erklärt Pydyn. „Unser Schiff muss dagegen in Zeiten gesegelt sein, als die minoische Kultur noch vorherrschte.“

Zinnlagerstätten und Zinnfunde im östlichen Mittelmeerraum zur Zeit der mittleren und späte Bronzezeit. Foto: © Daniel Berger/CEZ /A

Seehandel mit Bronze, Kupfer und Zinn im östlichen Mittelmeer

Zur Zeit der Minoer stammte ein Großteil des im Mittelmeerraum für die Bronzeherstellung verwendeten Kupfers aus Zypern. „Zu dieser Zeit wurde Kupfererz nur an wenigen Orten im Mittelmeerraum abgebaut und die Nachfrage nach Kupfer war riesig“, erläutert Pydyn. Vor Antalya verlief in der Bronzezeit eine wichtige Seeroute von Zypern und der Levante in die Ägäis. Das jetzt deckte Schiffswrack war wahrscheinlich mit seiner Kupferfracht dorthin unterwegs.

„Das Kupfer, das wir aus dem Uluburun-Wrack kennen, ist außergewöhnlich rein, und ich vermute, dass das Kupfer aus unserem Wrack ähnlich ist, wenn auch deutlich älter“, ergänzt Pydyn. Die Form der Kupferbarren und ihr Alter belegten, dass die typischen Ochsenhautbarren schon vor 1500 v. Chr. auftauchten und damit früher als bisher gedacht. „Dies bestätigt das sehr frühe und komplexe Ausmaß des Kupferhandels.“