Frau E. wäre beinahe der Strom abgestellt worden. Foto: Imago//Michael Gstettenbauer

Frau E. hat viel Gewalt in ihrer Ehe erfahren. Nach der Trennung musste ihr Mann in Haft, weil er gegen das gerichtlich erlassene Kontaktverbot verstieß. Wegen ihm hat Frau E. Schulden.

Manchmal erfasst Frau E. eine große Müdigkeit und Verzweiflung. Wie vor einigen Tagen. „Ich habe da gesessen und geweint“, sagt die Anfang 40-Jährige. Sie hätte sich am liebsten im Bett verkrochen. „Mama, du musst stark bleiben, wir sind in Deutschland, wir sind nicht im Irak – und wir helfen Dir!“, habe ihre Tochter zu ihr gesprochen. Die 18-Jährige sei ihre größte Stütze, sagt Frau E. Auf jedes ihrer fünf Kinder ist sie stolz, aber auf die Tochter besonders.

Die junge Jesidin sei sehr ehrgeizig und zielstrebig – und sie ist froh, dass ihre Familie 2015 aus dem Irak nach Deutschland geflohen ist. Dort hätte sie sicher nicht mehr zur Schule gehen können. Dort wäre sie nicht auf dem Weg zum Abitur. Vielleicht wäre sie stattdessen schon verheiratet, wie es ihre Mutter war, als sie so alt war wie sie. Das hat sie der Sozialpädagogin von der Neuen Arbeit erzählt, die ihre Mutter betreut.

Er ließ seinen ganzen Frust an seiner Frau aus

Frau E. war 19 Jahre alt, als sie das erste ihrer fünf Kinder auf die Welt brachte. Ihr Jüngstes ist sieben, das Älteste erwachsen, lebt aber noch bei ihr. Ihr Mann sei schon früher gewalttätig gewesen, habe sie sogar geschlagen, als sie schwanger war. Aber als sie nach Deutschland kamen, wurde es noch schlimmer. Seinen ganzen Frust ließ er an ihr aus. Offenbar fühlte er sich machtlos und wollte sich zumindest ihr gegenüber mächtig fühlen. Er verbot ihr, alleine das Haus zu verlassen. Sie sei regelrecht eingesperrt gewesen. Als sie noch im Flüchtlingsheim wohnten, durfte sie nicht mal ungestraft in den Gemeinschaftsgarten gehen. Auch nach dem Umzug in eine Sozialwohnung wurde es nicht besser. Als sie eine Schulung besuchen wollte, verbot er es ihr.

Eine Scheidung sei in ihrem Kulturkreis nicht üblich, sagt Frau E. Doch schließlich nahm sie all ihren Mut zusammennahm und trennte sich von ihrem Mann, um ihr Leben und das ihrer Kinder zu schützen – auch wenn das bedeutete, dass schlecht über sie, das Opfer, geredet werden würde. Ein Gericht erließ wegen der häuslichen Gewalt ein Näherungsverbot. Ihr Mann musste sogar in Haft, weil er dagegen verstieß.

Sie geht regelmäßig zur Therapeutin

Frau E. ist inzwischen in psychotherapeutischer Betreuung, um ihr Trauma aufzuarbeiten. Beim ersten Treffen habe sie die Therapeutin gefragt, ob sie ihr nicht einfach ein Medikament verschreiben könne, das sie alles vergessen lässt. Es fällt ihr schwer, über das Erlebte zu sprechen. Auch im Forum Frauen der Neuen Arbeit behält sie den anderen gegenüber ihre Geschichte lieber für sich. Frau E. nimmt an einer Stabilisierungsmaßnahme teil, zu der auch noch mal ein Sprachkurs gehört. Das Ziel ist, dass sie anschließend eine Teilzeitausbildung startet. Am liebsten würde sie mit Kindern arbeiten.

„Sie ist eine sehr herzliche, freundliche Person, die schon sehr viel mitgemacht hat“, so beschreibt die Sozialarbeiterin der Neuen Arbeit, die Frau E. betreut, ihre Klientin. Gemeinsam haben sie ebenfalls schon einiges hinter sich – und auch vor ihnen stehen noch einige Herausforderungen. Der Ex-Mann von Frau E. hatte sich immer – allerdings nicht wirklich gut– um die Finanzen und Verträge gekümmert. Das Konto, das er angab, läuft auf den Namen von Frau E. Unter anderem hat er gleich bei zwei Stromanbietern Verträge abgeschlossen. Mithilfe der Sozialarbeiterin konnte das inzwischen geklärt werden. Aber ein Posten muss noch beglichen werden. An einen der Anbieter muss Frau E. rund 300 Euro nachzahlen. Die Neue Arbeit hat sich wegen des Betrags hilfesuchend an die Aktion Weihnachten gewandt mit der Bitte um eine Spende für die Mutter.

So können Sie helfen

Konten
Die Aktion Weihnachten freut sich über jede Spende. Wenn Ihr Name als Spender veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, IBAN DE04 6005 0101 0002 3423 40, oder Schwäbische Bank, IBAN DE85 6002 0100 0000 0063 00. Sachspenden können wir aus logistischen Gründen leider nicht annehmen. Wenn Sie mehr über die Aktion Weihnachten erfahren wollen: Hier finden Sie alle Artikel zur Benefizaktion.