Viele Kinder lernen Gitarre. Alexander interessiert das Instrument. Foto: imago//Meinert, Franz

Alexander lebt in der Familie einer Sozialpädagogin. Sie hat eine Erziehungsstelle. Der Junge wurde sehr jung in Obhut genommen, verbrachte mehrere Jahre in der Wohngruppe. Er hat viel Potenzial – und einen besonderen Wunsch.

Alexander (Name geändert) war zwei Jahre alt, als seine älteren Schwestern vor Hunger den Notruf wählten. Der Vater lebte nicht mehr zu Hause, die Mutter kümmerte sich nicht um ihre Kinder. Die drei wurden vom Stuttgarter Jugendamt in Obhut genommen, kamen alle in Wohngruppen. Dort wechseln die Fachkräfte oft. Alexander konnte sich nie wirklich binden. Das bekam ihm nicht gut. Einmal soll er die anderen Kinder aus seiner Wohngruppe dazu angestiftet haben auszureißen und auf einen weit entfernten Spielplatz zu gehen. Er war noch kein Schulkind, da galt er in der Einrichtung schon als nicht mehr tragbar.

Im Sommer vor zwei Jahren zog er aus der Wohngruppe aus und in das Haus der Familie einer Sozialpädagogin, die bei der Evangelischen Gesellschaft angestellt ist. Um Alexanders Anonymität zu wahren, nennen wir sie hier Andrea K. Sie hat eine sogenannte Erziehungsstelle. Das ist eine besondere Form der Heimerziehung. Ihr Arbeitsauftrag ist, Alexander ein Zuhause zu geben.

Sie will ihn ins Bett bringen, und er zieht sich die Schuhe an

Oft handele es sich um „schwer traumatisierte“ Kinder, die sich in der Gemeinschaft der Wohngruppe nicht einfügen konnten, denen ein familiärer Rahmen aber guttäte, für die eine Erziehungsstelle gesucht werde, heißt es bei der Evangelischen Gesellschaft. Weil die Aufgabe sehr anspruchsvoll ist, können sich die Erziehungsstellen rund um die Uhr an einen Fachdienst wenden.

Andrea K. beschönigt ihre Aufgabe nicht, die durchaus an die Substanz gehe. Das Zusammenleben sei turbulent, sagt die Sozialpädagogin, die noch zwei Töchter hat, die die weiterführende Schule besuchen. Alexander geht auf eine Grundschule in der Region Stuttgart. Er ist zum Glück dort kein Einzelgänger, sondern hat viele Freunde und auch Spielkameraden in der Nachbarschaft. Mit seiner raschen Auffassungsgabe fällt er im Unterricht durchaus positiv auf. Mathematik fällt ihm zum Beispiel leicht. Er spielt auch sehr gut Schach, sportlich ist er zudem. Aber einfach hat es seine Klassenlehrerin nicht mit ihm. Sie muss ihn oft verwarnen, weil er sich schlecht an Regeln halten kann. Beim letzten Schulbesuch entdeckte Andrea K. Alexanders Namen an der Tafel: darüber ein Gewittersymbol. Auch zu Hause sei er „ein Regelbrecher“. Sie nennt ein Beispiel: Kürzlich habe sie gesagt, es gehe jetzt ins Bett – da habe er sich die Schuhe angezogen. So etwas kann ermüdend sein, zumal ihre Art Arbeit keinen Urlaub vorsieht.

Es gibt kein Budget für den Gitarrenunterricht

Schöne Momente gibt es aber auch. Kürzlich saßen sie zusammen, und sie sagte zu ihm, sie könnte sich ihn gut als Lehrer vorstellen, zum Beispiel in Mathematik und Sport, seinen Lieblingsfächern. „Da fing er an zu strahlen“, sagt sie und erinnert sich, dass er bei seinem Einzug noch „Gangster“ werden wollte. „Er hat so viel Potenzial“, sagt die Sozialpädagogin.

Andrea K. versucht, ihn zu bestärken. Die K.s sind eine musikalische Familie. Und auch Alexander würde gerne nicht nur den anderen zuhören, sondern auch selbst ein Instrument lernen: und zwar Gitarre, wie einer seiner Freunde. Andrea K. glaubt an die heilsame Wirkung von Musik und ist sich sicher, dass das Musizieren Alexander helfen kann auf seinem Weg. Die Evangelische Gesellschaft hat einen Antrag bei der Aktion Weihnachten gestellt mit der Bitte, die Kosten für das Leihinstrument und den Unterricht zu übernehmen. Die Benefizaktion will Alexander den Wunsch erfüllen.

So können Sie helfen

Konten
Die Aktion Weihnachten freut sich über jede Spende. Wenn Ihr Name als Spender veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, Iban DE04 6005 0101 0002 3423 40, oder Schwäbische Bank, Iban DE85 6002 0100 0000 0063 00. Sachspenden können wir aus logistischen Gründen leider nicht annehmen.