Herr K. liebt die Arbeit mit Holz. Er arbeitet in einer Schreinerei in der Region. Foto: /Stoppel

Herr K. war ganz unten – saß wegen Beschaffungskriminalität im Gefängnis. Heute arbeitet er als Geselle in einer Schreinerei. Wie hat er die Wende geschafft?

Herr K. sagt, dass er Glück gehabt habe. Doch es lag bestimmt nicht nur an Glück, dass er die Wende geschafft hat. Der 40-Jährige ist ganz unten gewesen. Er hat mehrere Todesfälle mitbekommen. In dem Wohnheim für wohnungslose Männer, in dem er in den vergangenen Jahren gewohnt hat, seien erst kürzlich zwei Menschen gestorben, weil sie sich mit gepanschten Drogen vergiftet haben. Viele in dem Wohnheim haben ein Alkohol- oder ein Drogenproblem. Für Herrn K. war dieser Ort dennoch derjenige, an dem er zurückgefunden hat ins Leben.

Als junger Mann war Herr K. sehr sportlich. Es gibt auf Youtube Filme von ihm, da zeigt er sagenhafte Tricks auf Inlineskates, springt über Rampen oder in der Stadt auf Treppengeländer, um diese elegant herunterzugleiten. „Skaten war alles für mich“, erinnert er sich. Das Skaten habe ihn lange auch davor bewahrt, in die Drogensucht zu rutschen. Er habe zwar ab und zu etwas probiert, es aber nie übertrieben. „Ich brauchte einen klaren Kopf.“

Dann sei er Vater geworden. Seine Freundin sei als Mutter überfordert gewesen. Sie habe selbst eine extrem schwierige Kindheit gehabt, in der sie sexuell missbraucht wurde. Auf den Kleinen konnte sie nicht gut aufpassen. Sie habe ihn oft auf der Arbeit angerufen – er schaffte damals auf dem Bau. Sie nahm Drogen. Er hörte auf zu skaten, um mehr für die Familie da sein zu können. Er glaubt, dass das ein Fehler war. Ihm fehlte der Ausgleich.

Die Vorladungen hat er nicht erhalten

Als sein Sohn sieben Jahre alt war, habe er das Jugendamt angerufen und gemeldet, dass sie das nicht schafften mit dem Elternsein. Eigentlich wusste er, dass er das Richtige tat – und kam doch damit nicht klar. Ab dann sei er selbst abgerutscht und (wie die Freundin) dem Heroin verfallen. „Ein paar Jahre war es richtig schlimm – mit Paulinenbrücke und auch Beschaffungskriminalität“, sagt Herr K. Er habe vier „kurze Aufenthalte“ im Gefängnis gehabt. Weil er wohnungslos war und die Briefe nicht erhalten hatte, sei er nicht zu Gerichtsterminen erschienen. „Da wurde ich per Haftbefehl gesucht.“

Nach dem letzten Haftaufenthalt vor sieben Jahren zog er in das besagte Stuttgarter Wohnheim. „Von da an ging es wieder bergauf“, erzählt Herr K. Denn dort gibt es eine Holzwerkstatt. Und da zeigte sich, dass Herr K. nicht nur ein Talent im Skaten hat, sondern auch handwerkliches Geschick besitzt. Er liebe es, mit Holz zu arbeiten, sagt er. Mit dem Arbeitserzieher verstand er sich sofort. Zudem erwies er sich in der Substitution als vorbildlicher Patient, aktuell wird das Mittel ganz ausgeschlichen. Der Arbeitserzieher glaubte an Herrn K.: Er empfahl ihn an eine Schreinerei in der Region. Herr K. wurde dort Auszubildender und anschließend übernommen. Er ist jetzt Geselle – und ein beliebter Kollege. Sein Gesellenstück (ein Sideboard) hat er schon in die neue Wohnung gebracht, die er dieser Tage bezogen hat. Die Zeit im Wohnheim ist vorbei.

Sein Sohn ist mit in die Wohnung eingezogen

Was ihn ebenfalls glücklich macht: Sein Sohn ist mit eingezogen. Den Kontakt habe er gehalten. Das ehemalige Kind ist nun 18 Jahre alt. Heute fragt sich Herr K., ob es wirklich richtig war, den Jungen weggegeben zu haben. Die Zeit im Heim habe natürlich Spuren hinterlassen. Mit Drogen habe sein Sohn zum Glück nichts am Hut, trinke nicht mal Alkohol. Aber er spiele viel Computer und hänge viel ab, macht sich Herr K. Sorgen.

„Ich war von Anfang an ehrlich zu ihm“, betont Herr K. – sein Sohn sollte die Schuld nicht bei sich suchen. Er habe ihm erklärt, dass sie als Eltern überfordert gewesen seien. Die beiden hätten ein gutes Verhältnis, eher kumpelhaft. „Jetzt soll er erst einmal ankommen.“ Sie hätten schließlich einiges nachzuholen. Aber er habe seinem Sohn schon klargemacht, dass das Arbeitsleben deutlich schöner sei als das auf dem Sofa.

Herr K. hat Schulden beim Jugendamt

Herr K. ist durch den Umzug finanziell gefordert. Er musste doppelt Miete zahlen und zahlt schon länger Schulden beim Jugendamt ab. Als Herr K. die Wohnung gefunden hat, gab es aber nur ein Problem: die Kaution von knapp 1000 Euro. Das Männerwohnheim hat sich deshalb an die Aktion Weihnachten gewandt. Die eigene Wohnung sei der letzte Schritt, der bei Herrn K. noch fehle.

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