Auch Frau B. ist zwischenzeitlich im Frauenhaus untergekommen. Foto: dpa/Maja Hitij

Die 40-Jährige ist froh, von ihrem Ex-Partner los zu sein. Er verletzte sie so schwer, dass sie ins Krankenhaus kam. Der Mann wurde dafür später verurteilt.

Frau G. hat schon viele Schicksalsschläge verkraften müssen. Ihre Mutter starb an den Folgen eines Autounfalls. Da war sie selbst 23 Jahre alt. Zwei Jahre später musste sie auch um ihren jüngeren Bruder trauern. Er ertrank in einem See, in dem es unterirdische Strömungen gab – vor ihren Augen. Doch sie war zu weit weg, um ihn retten zu können. Dieses Bild, wie er immer wieder untertauchte, vergesse sie nie, sagt Frau G.. Später hat sie zwei ungeborene Kinder verloren. Eines von einem Mann, den sie liebte. Und eines von einem Mann, der sie krankenhausreif prügeln sollte.

Frau G. ist in einem Nachbarland Deutschlands aufgewachsen. Nach Stuttgart kam sie 2014. Sie hatte in ihrer Heimat Köchin gelernt und arbeitete auch hier in verschiedenen Restaurantküchen, meist als Beiköchin. „Ich liebe es, in der Küche zu arbeiten“, sagt die 40-Jährige. In der deutschen Küche mache ihr niemand etwas vor: Maultaschen, Spätzle, das könne sie alles selbst machen. Für andere. Für sich kocht sie nicht.

Warum hat sie es überhaupt so lange bei ihm ausgehalten?

Frau G. lebt seit zwei Jahren in einem Sozialhotel in einem kleinen Zimmer. Sie muss sich Bad und Küche mit 14 Personen teilen. Die Zustände seien ihr zu unhygienisch. Dort bereite sie nichts zu. Sie habe eine Mikrowelle auf dem Zimmer, sodass sie sich etwas warm machen kann. Zuvor war sie im Frauenhaus. Ihr Partner hatte sie so brutal zusammengeschlagen, dass sie beinahe das linke Augenlicht verloren hätte. Als sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde, kehrte sie nicht mehr in die alte Wohnung zurück. Endlich schaffte sie den Absprung von diesem Mann, der „zwei Gesichter“ hatte.

Warum sie es überhaupt so lange bei ihm ausgehalten habe, fragt sie sich heute. Er sei sehr eifersüchtig gewesen, sie habe Angst vor ihm gehabt. „Er wollte, dass ich meinen Blick senke, wenn andere Männer mir entgegenkommen“, erzählt sie. Doch nach den Schlägen sei er immer wie ausgewechselt gewesen, habe sich entschuldigt und beteuert, dass er sie nie wieder verletzen werde. Bis zum nächsten Streit. Als sie von ihm schwanger wurde, sei sie verzweifelt gewesen. Sie verlor das Kind nach wenigen Wochen. In diesem Fall war sie froh drüber. „Ich habe Gott gedankt.“ Für seinen letzten, den heftigsten Gewaltausbruch musste er büßen. Sie hat vor Gericht ausgesagt. Er sei zu einer Haftstrafe verurteilt worden, sagt sie.

Seit einem Jahr ist sie wieder trocken

Noch während dieser kaputten Beziehung sei sie dem Alkohol verfallen. Wodka ist ein gutes Betäubungsmittel. Wenn sie betrunken war, habe sie weniger gespürt. Bis vor einem Jahr hing sie an der Flasche. Doch seit einem Jahr ist sie trocken. „Ich denke, ich bin auf dem richtigen Weg“, sagt Frau G.. Und das bestätigt auch Verena Bachert vom Sozialunternehmen SBR gGmbH, die die Klientin nicht nur heute kennt – sondern auch weiß, in welchem Zustand sie vor zwei Jahren war. Aktuell arbeitet Frau G. in einer Kreativ- und Holzwerkstatt des Trägers. Sie hat auch eine Digitalschulung durchlaufen. „Mein Leben ist hart gewesen, aber ich kämpfe, ich stehe jeden Morgen auf und kämpfe“, sagt Frau G.. Weil sie Rückenbeschwerden hat, sei sie viel in Bewegung. „Dann habe ich keine Schmerzen.“ Zur Werkstatt geht sie zu Fuß – sechs Kilometer pro Strecke.

Da sie sich wieder ganz gut stabilisiert hat, will Frau G. sich nach Ende der Maßnahme erneut in der Gastronomie bewerben. Für die Stellenrecherche und die Bewerbungen braucht sie einen Laptop. Den Kauf wollen wir ermöglichen.

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