Protestaktion von S 21-Gegnern gegen das Fällen von Bäumen im Mittleren Schlossgarten am Schwarzen Donnerstag, dem 30. September 2010 Foto: Werner Kuhnle

Nach kontroverser Debatte bewilligt der Leonberger Gemeinderat 10 000 Euro für das Projekt des Künstlers Michael Lange. Der Bildhauer will aus den Stämmen von zehn Bäumen, die für Stuttgart 21 gefällt wurden, ein Kunstwerk schaffen.

Leonberg - Am Tag danach ist der Künstler eine Mischung aus zufrieden und immer noch aufgeregt: „Ich kann damit leben“, sagt Michael Lange, um sich sogleich zu korrigieren: „Nein, ich freue mich!“ Doch ob die Freude des Leonberger Bildhauers über einen Beschluss des Gemeinderates von langer Dauer ist, muss sich noch weisen. Zwar hat es Lange geschafft, einen städtischen Zuschuss für sein Kunstwerk aus zehn Bäumen zu bekommen, die vor fünf Jahren der S-21-Baustelle in Stuttgart weichen mussten. Doch reichen werden die bewilligten 10 000 Euro nicht. Mindestens 25 000 Euro wird allein der Betonsockel kosten, auf dem die Holzstämme platziert werden sollen.

Das Kunstprojekt hat sich binnen einer Woche zum Politikum entwickelt, wurden doch am vergangenen Donnerstag die zehn Bäume am Rande des geplanten Standortes, dem Alten Golfplatz auf der Leonberger Heide, abgeladen. Seither liegen sie an der viel befahrenen Stuttgarter Straße.

Der Künstler beruft sich auf eine E-Mail des städtischen Kulturamtes vom Oktober, in dem ihm tatsächlich die Übernahme der 25 000 Euro in Aussicht gestellt wird. Voraussetzung aber war, dass Lange einen Statiknachweis für die Standsicherheit des Sockels vorlegt. Doch die Skizzen, die sich der Bildhauer von einem Statiker hat machen lassen, reichen der Stadt nicht aus.

Die Kommunalpolitik wie die Öffentlichkeit reagieren gespalten. Die einen spotten, die Holzstapel würden nicht einmal zum Verbrennen taugen. Andere sehen die Freiheit der Kunst in Gefahr. Entsprechend verlief am späten Dienstagabend eine Debatte im Gemeinderat. Um zu vermeiden, dass das sensible Thema zu Emotionen im Publikum führt, hatte OB Bernhard Schuler die Diskussion nicht öffentlich führen lassen. Und die muss heftig gewesen sein.

Die Äußerungen schwankten zwischen Verständnis dafür, dass ein Künstler nun mal kein Verwaltungsexperte sei, und der klaren Ablehnung des Projekts, heißt es aus Teilnehmerkreisen. Seien doch 25 000 Euro fast der komplette Jahresetat der Stadt für Ausstellungen. Michael Lange selbst hatte sein Projekt verteidigt: „Ich musste mich wehren.“ Das offenbar mit solch einer Vehemenz, dass nicht wenige Stadträte verwundert waren über den Auftritt des Bildhauers. Am Ende hat er den Saal verlassen. Ob freiwillig oder nach Aufforderung, darüber gibt es unterschiedliche Aussagen.

Fakt ist, dass sich der Gemeinderat in geheimer Abstimmung mit 17 zu 11 Stimmen für einen maximalen Zuschuss von 10 000 Euro ausgesprochen hat. Den Rest will Lange nun mit Hilfe von Sponsoren zügig zusammenbekommen. Denn die Zeit drängt. Spätestens am Freitag müssen die Bäume vom Rand der Stuttgarter Straße verschwinden. Diesen letzten Aufschub hat die Straßenmeisterei gewährt, die das Tempolimit an der Ablagestelle von 70 auf 50 reduziert hat.