Der Galerist Hans Mayer ist am 31.12. 2022 gestorben Foto: Andreas Endermann

Hans Mayer hat als Galerist die jüngere Kunstgeschichte mitgeschrieben. In Düsseldorf ist der Grandseigneur in der Silvesternacht 82-jährig gestorben.

Perfekt gekleidet, von ausgesuchter Höflichkeit und doch auf der Suche – Hans Mayer zu begegnen, war immer Anlass zur Freude. „Hans“, so sagt es der dem Galeristen seit der „Orte“-Serie 1999 verbundene Stuttgarter Maler Ben Willikens, „stand ständig unter Strom“. Und: „Hans schlug oft Funken, die zur Inspiration führten.“

Beginn 1965 in Esslingen

Schon der Start des gebürtigen Ulmers ist fulminant. Esslingen, Bachstraße 32 – das ist die erste Galerie-Adresse. Ein ehemaliges Sarglager. Am 10. April 1965 lässt Hans Mayer den Industriekaufmann hinter sich – und wie! Die „Frankfurter Rundschau“ schreibt nach der Eröffnung der dem Bauhauslehrer Josef Albers geltenden Premiere von der „umfangreichsten Albers-Ausstellung, die je auf unserem Kontinent zu sehen war“. Dass John Cage zur Eröffnung spielt, unterstreicht ebenso den Anspruch wie das breite Interesse des Neu-Galeristen.

50 Jahre später steht Hans Mayer auf der Kölner Kunstmesse Art Cologne im Blitzlichtgewitter. Nun längst Grandseigneur des deutschen Kunsthandels erhält er den Art Cologne Preis – und Götz Adriani, Gründungsdirektor der Kunsthalle Tübingen und Hans Mayer über Künstler wie Joseph Beuys und Andy Warhol verbunden, erinnert in seiner Laudatio an die von Mayer gelebte Vielfalt. „Niemals“, sagt Adriani im April 2015, „scheute Hans Mayer davor zurück, die Grenzziehung zwischen High und Low zu durchbrechen und seinen Kunstbegriff im Sinne von Beuys durch Musik, durch Rock und Pop, durch Literatur, Theater und Tanz, durch Architektur, Fotografie, Design und Mode interdisziplinär zu erweitern“.

Hans Mayer 2008 auf der Art Basel vor einer Plastik von Niki de Saint Phalle Foto: dpa

Wie in Esslingen dann auch in Krefeld, wo Hans Mayer die bald schon legendäre Achse mit Denise Renée in Paris begründet – um im November 1971 noch einmal weiterzuziehen und seine von Max Bill konzipierte Galerie am Düsseldorfer Grabbeplatz zu eröffnen – mit einem Liveauftritt von The Who.

Begnadeter Mittler

Welche Wirkmacht Hans Mayer von Düsseldorf aus entfaltet, macht Hans J. Baumgart, Begründer der Sammlung Daimler deutlich: „Hans Mayer war ein begnadeter Mittler. Sein Gedächtnis war phänomenal, um wahrhaft sprühende Einfälle war er nie verlegen. Highlights der DaimlerSammlung sind ihm zu verdanken, wenn ich nur an Arbeiten von Max Bill, Almir Mavignier, Georges Vantongerloo, Guilio Paolini oder Robert Longo denke“. Und Baumgart erinnert: „Die Cars-Bilder von Andy Warhol würde es ohne ihn nicht geben, allein damit war sein Galeristenname schon zu Lebzeiten unsterblich.“

Das Vermächtnis

In der Silvesternacht, am 31.12. 2022, ist Hans Mayer im Alter von 82 Jahren gestorben. Seine Neugier bleibt Ansporn.