Landessozialministerin Altpeter hat einen „Zukunftsplan Jugend“ entwickelt, zu dessen Trägern auch die Sportjugend im Land zählt. Foto: Fotolia

Die Landesregierung will die Kinder- und Jugendsozialarbeit reformieren. Aber wie? Das Problem: An viele Heranwachsende kam man bisher nicht heran. Das soll sich nun ändern.

Stuttgart - Wer sich in Sportvereinen, Jugendzentren oder anderen örtlichen Initiativen engagiert, kennt das Problem: Da werden Veranstaltungen organisiert und Projekte angeboten, aber erstens kommen meistens die Gleichen, und zweitens werden oftmals die nicht erreicht, die man gerne erreichen würde. Grün-Rot will das ändern – mit einem „Zukunftsplan Jugend“. Am Dienstag stimmte die Landesregierung einem entsprechenden Konzept von Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) zu.

Ihr Ziel: die Kinder- und Jugendarbeit (KJA) sowie die Jugendsozialarbeit (JSA) neu zu positionieren. Doch wer soll damit konkret erreicht werden? „Neue Zielgruppen sind das Ziel“, sagte Altpeter und meint damit genau jene Jugendliche, die von der Kinder- und Jugendhilfe und der Jugendbildung bisher nur bedingt oder gar nicht erreicht wurden. Sie nennt als herausragendes Beispiel Heranwachsende mit Migrationshintergrund. „Unser Ziel ist es, allen Kindern und Jugendlichen gleichermaßen gute Zukunftschancen zu eröffnen“, ergänzte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne).

Wie sieht dieser Plan inhaltlich aus? Im „Zukunftsplan Jugend“ werden 16 Leitlinien festgehalten, die eine nachhaltige Kinder- und Jugendpolitik anstreben. Dazu zählt Altpeter unter anderem die Entwicklung und Umsetzung eines zwischen Jugendorganisationen und Schulen abgestimmten Bildungskonzepts. Aber auch die Kooperationen zwischen Jugendeinrichtungen und Vereinen sollen mehr als bisher unterstützt werden. Die Leitlinien, so die Ministerin, seien in Arbeitsgruppen entwickelt worden. Altpeter sprach am Dienstag von einem „Beteiligungsprozess der ganz großen Art“. Es gehe nicht darum, „Strukturen zu zementieren“, sondern „Projekte vor Ort“ konkret zu unterstützen. Dabei will die Landesregierung bewusst einen anderen Weg als bisher gehen. Altpeters Motto: Wenn Jugendliche nicht in die Vereine kämen oder sich von den Angeboten nicht angesprochen fühlten, müssten die Initiativen eben zu den Jugendlichen gehen – „eine aufsuchende Jugendarbeit“, wie es die Ministerin nannte.

„Zukunftsplan Jugend“ als „ein Meilenstein“

Um die Maßnahmen voranzutreiben, versprach Altpeter eine finanzielle Unterstützung. 2012 seien für diesen Bereich aus dem Landeshaushalt insgesamt 12,7 Millionen Euro geflossen, in diesem Jahr kommt eine Million Euro noch dazu, von 2014 bis 2016 sind es dann jährlich 16 Millionen Euro. „Wir bieten den Trägern der außerschulischen Bildung damit finanzielle Verlässlichkeit“, betonte Altpeter: „Damit lässt sich einiges bewegen.“ Der „Zukunftsplan Jugend“ sei deshalb „ein Meilenstein“.

Zu den Trägern der Initiative gehören neben mehreren Ministerien unter anderem auch der Städtetag, der Gemeindetag, der Landkreistag, die Baden-Württembergische Sportjugend, der Landesjugendring, die Landesarbeitsgemeinschaft Offene Jugendbildung, die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit, die Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit/Streetwork und das Netzwerk Schulsozialarbeit. Ein Drittel der zusätzlichen Mittel soll in neue Stellen der Bildungsreferenten fließen, die anderen zwei Drittel sollen in die Projekte investiert werden. Altpeter sagte, Vereine und Organisationen könnten sich wegen entsprechender Anträge an das Ministerium wenden. „Wir wollen konkret helfen“, so Altpeter, die im Rahmen der Maßnahme auch erreichen will, die Förderverfahren zu vereinfachen und zu vereinheitlichen.

Um die Verwendung der Mittel zu kontrollieren, kündigte die Sozialministerin die Einrichtung eines Runden Tisch an, an dem neben den beteiligten Organisationen auch der Ministerpräsident teilnehmen werde. „Der Runde Tisch dient der Diskussion zentraler Themen der Kinder- und Jugendarbeit und der Jugendsozialarbeit“, so Altpeter. Das Gremium soll einmal jährlich tagen. Darüber hinaus werde es eine Lenkungsgruppe sowie Zwischenberichte geben.