ZF-Chef Sommer kann sich freuen: Der Konzern ist nach der TRW-Übernahme auf Kurs Foto: dpa

Nach dem Kauf des US-Riesen TRW gibt der Autozulieferer ZF weiter Gas. In diesem Jahr peilt der ZF-Konzern einen Umsatz von 35 bis 36 Milliarden Euro an. Das Wachstum aus eigener Kraft soll erneut etwa fünf Prozent betragen.

Stuttgart - „Wir schauen zuversichtlich in ein weiteres starkes Jahr 2016, was von Wachstum geprägt sein wird“, sagte ZF-Chef Stefan Sommer in Stuttgart. Mit der Übernahme von TRW habe man die Weichen für eine nachhaltig erfolgreiche Zukunft gestellt. Durch die Übernahme von TRW im vergangenen Jahr konnte ZF seine Produktpalette – bislang Fahrwerks- und Antriebstechnik – deutlich erweitern, unter anderem um Elektronik, Sensorik und Sicherheitstechnik. Damit hofft man, vor allem bei E-Mobilität und autonomem Fahren punkten zu können.

„Wir vernetzen die Mechanik intelligent mit Steuergeräten und Sensorik. So werden wir die Megatrends Sicherheit, Effizienz und autonomes Fahren noch besser mitgestalten können“, sagte Sommer und stellte klar: „Wir wollen aber nicht zum Softwareunternehmen werden.“

Noch machten konventionelle Produkte 90 bis 95 Prozent des Umsatzes aus. Auf lange Sicht dürfte der Anteil zu Gunsten der E-Mobilität auf die Hälfte sinken. Allerdings meinte Sommer, dass da mit Sicherheit „noch 20 Jahre ins Land ziehen, bevor man die alte Welt derart einholen kann.“

Auch künftig mechanische Produkte

In den ZF-Fabriken würden auch künftig mechanische Produkte hergestellt. Auch wolle man die Produktion an allen Standorten halten, sagt der ZF-Chef mit Blick aufs Inland. „Damit wir auch in Zukunft gut aufgestellt sind, müssen wir 2016 an unseren Hausaufgaben arbeiten und eine Ergebnisverbesserung erreichen“, sagte Sommer. Das gelte vor allem für die deutschen Standorte, deren Wettbewerbsfähigkeit weiter gesteigert werden müsse. „Wir brauchen mehr Flexibilität“, sagte der ZF-Chef, um die Standorte „wetterfest“ zu machen. Ziel sei, das Beschäftigungsniveau zu halten. Das gelte auch für Friedrichshafen, wo ZF zuletzt sogar massiv Leute eingestellt habe. Im Inland beschäftigt der Konzern mehr als 50 000 der weltweit 138 300 Mitarbeiter.

2015 war für ZF „ein herausragendes Jahr“, wie Sommer sagte. Der Konzern feierte 100-jähriges Bestehen und hat mit TRW die „größte und bedeutendste Übernahme der Unternehmensgeschichte erfolgreich abgeschlossen“. Durch den Milliardenzukauf hat sich der Konzernumsatz auf 29,2 Milliarden Euro erhöht. Ein Vergleich mit dem ZF-Vorjahresumsatz von 18,4 Milliarden Euro hinkt, weil TRW nur anteilig miteingerechnet ist. Auf die Amerikaner – ZF TRW wird im Konzern als fünfte Division geführt – entfielen im vergangenen Jahr 8,9 Milliarden Euro Umsatz. Das organische Wachstum betrug fünf Prozent. Mittelfristig will ZF den Umsatz im Schnitt um sieben Prozent steigern und stärker wachsen als der Markt.

Durch TRW stellt sich die regionale Umsatzverteilung des ZF-Konzerns nun ausgewogener dar. Europa dominiert noch, hat aber mittlerweile weniger als 50 Prozent Umsatzanteil. Auch das Ergebnis hat sich verbessert. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg um mehr als 500 Millionen Euro auf 1,6 Milliarden Euro. Das entspricht einer operativen Rendite von 5,4 Prozent. Zwischen fünf und sechs Prozent werden auch 2016 angepeilt. Nach Steuern blieb ein Gewinn von rund einer Milliarde Euro.

ZF-Manager zuversichtlich

Finanzchef Konstantin Sauer zeigte sich zufrieden, weil man beim Schuldenabbau vorangekommen ist. So konnte 2015 die Nettoverschuldung um 1,4 Milliarden Euro auf 7,4 Milliarden Euro abgebaut werden. Der Zinsaufwand lag im vergangen Jahr bei rund 450 Millionen Euro.

Fürs laufende Jahr gaben sich die ZF-Manager zuversichtlich. Europa werde moderat wachsen, so Sommer. Sorgen bereitet allerdings der schwächelnde russische Markt, wo ZF auch ein Joint venture für Nutzfahrzeuggetriebe hat. Für die US-Wirtschaft geht er insgesamt von einer positive Entwicklung aus, allerdings mit gedämpften Erwartungen. Der hohe Dollarkurs belaste die Exporte, was TRW treffe. Schwierig bleibt es in Südamerika, wo vor allem die Krise in Brasilien belastet. Für China gab sich Sommer zuversichtlich, auch wenn die Regierung dort von weniger als sieben Prozent Wachstum ausgeht. „Sechs bis sieben Prozent Wachstum in China als größter Markt für Pkw und Nutzfahrzeuge sind gesunde Werte“, sagte er. Künftig will ZF weiter diversifizieren. Bislang entfallen 93 Prozent des Umsatzes auf Pkw und Nutzfahrzeuge, der Rest auf Bau-, Landmaschinen, Marine, Luftfahrt, Sonder- und Schienenfahrzeuge sowie Windkraft.

Mit der Integration von TRW zeigte sich der ZF-Chef zufrieden. „Wir werden als ein Unternehmen wahrgenommen“, sagte er und sprach von einer hohen Marktakzeptanz. Erfolge gibt es vor allem beim Einkauf und Vertrieb. Derzeit sei man dabei, ein gemeinsames Führungs- und Managementsystem für den Konzern zu entwickeln. Sommer will dafür das Beste aus beiden Unternehmen zusammenführen – also aus der ZF- und der TRW-Welt. „Kulanz versus Konflikt balancieren wir sehr gut aus“, sagte Sommer.