Christoph Niemanns ganz spezielles Porträt des Präsidenten Donald Trump. Foto: Stoppel/Archiv

Die Galerie Stihl feiert in diesem Jahr ihren zehnten Geburtstag. Am Sonntag endet die Ausstellung „Modern Times“. Ihr folgt am 27. Januar „Scharf geschnitten“ mit Exponaten zur hohen Kunst des Scherenschnitts.

Waiblingen - Wie mühelos aufs Papier geworfen wirken die „Sunday Sketches“ von Christoph Niemann, bei denen er Alltagsgegenstände aus einer ganz neuen Perspektive zeigt: ein Kamm wird zum Kühlergrill einer Luxuslimousine, zwei Bananen zu den Hinterläufen eines Pferds. Tatsächlich aber erfordern diese Skizzen große Geduld, so hat Niemann, einer der international gefragtesten Grafikdesigner, unserer Zeitung verraten. Noch bis Sonntag, 7. Januar, ist eine Werkschau des in Waiblingen geborenen Illustrators in der Galerie Stihl zu sehen: Titelbilder und Originalzeichnungen, Drucke, Fotobearbeitungen, Installationen und Apps sowie eigens für Waiblingen geschaffene Wandinstallationen. Letzte Gelegenheit also, sich die Ausstellung „Modern Times“ anzuschauen.

Scherenschnitte Luise Duttenhofers

Am 27. Januar eröffnet dann die erste Ausstellung im zehnten Jubiläumsjahr der Galerie an der Rems. „Scharf geschnitten“ lautet passenderweise ihr Titel, denn sie widmet sich der Kunst des Scherenschnitts. Luise Duttenhofer darf da nicht fehlen. Um 1800 war die im Jahr 1829 verstorbene Waiblingerin eine der berühmtesten Scherenschnittkünstlerinnen weit und breit. Sie erschuf Porträtsilhouetten, schnitt Landschaften, Tiere und Pflanzen, religiöse und mythologische Szenen, und führte die Perspektive in die Papiertechnik ein. Eine Könnerin dieses Fachs, bei dem die Kunst im Weglassen besteht.

Neben historischen Beispielen sind auch aktuelle Arbeiten zu sehen, bei denen die traditionelle Scherenschnittkunst nachwirkt. Raumplastische Gebilde von Lena von Gödeke etwa, Arbeiten des Südafrikaners William Kentridge, der das Schattentheater aufleben lässt, oder Werke der Schottin Georgia Russell, die mithilfe eines Skalpells Bücher, Landkarten und Fotos in dreidimensionale Objekte verwandelt.

Kunst im Zeichen der Mode

Meisterwerke der Modezeichnung stehen bei der zweiten Ausstellung dieses Jahres im Mittelpunkt. Sie eröffnet am am 19. Mai und läuft bis Mitte August. Die Exponate stammen aus der Sammlung der Münchner Galeristin Joelle Chariau, die seit Jahrzehnten Mode-Illustrationen sammelt. Die chronologisch aufgebaute Ausstellung zeigt Zeichnungen von Altmeistern wie Georges Lepape, einem Meister des Art déco, oder René Gruau, um den sich ab Mitte des 20. Jahrhunderts die Modemagazine rissen und der eng mit Christian Dior zusammenarbeitete. Zu sehen sind aber auch Werke von zeitgenössischen Künstlern wie François Berthoud, Mats Gustafson oder Aurore de la Morinerie, die für berühmte Modehäuser wie Hermès oder Issey Miyake tätig ist.

Fotografien Edward Munchs

Um das druckgrafische Werk des Norwegers Edvard Munch dreht sich die dritte Ausstellung, die von Ende September an bis Anfang des kommenden Jahres läuft. Dieses greift die Themen auf, die den Künstler auch in seinen Gemälden stark beschäftigt haben: grundlegende Erfahrungen wie Krankheit und Tod, Liebe und Eifersucht. Neben bekannten Grafiken sind in Waiblingen auch Munchs Porträts von Autoren wie Strindberg oder Ibsen zu sehen. Außerdem werden die wenig bekannten Fotografien des Künstlers gezeigt, der sich in seinen späteren Lebensjahren intensiv mit der Fotografie und dem Film beschäftigte.