Macht im ZDF-Wetterstudio ihren absoluten Traumjob: Katja Horneffer. Foto: ZDF/Torsten Silz [

Seit 30 Jahren sagt die Meteorologin Katja Horneffer das Wetter für Zuschauer des ZDF voraus. Wie der Klimawandel ihre Arbeit beeinflusst, warum Vorhersagen immer wichtiger werden, und wie man es mit der Zuverlässigkeit ihrer Prognosen halten darf, erzählt Horneffer im Interview.

Seit 30 Jahren verrät heute die 55-jährige Meteorologin Katja Horneffer den Zuschauern im Anschluss an die „heute“-Nachrichten im ZDF, ob es am nächsten Tag warm, regnerisch, sonnig oder kalt wird.

Frau Horneffer, vor 30 Jahren sagten Sie beim ZDF erstmals das Wetter an. Können Sie sich noch daran erinnern, wie an diesem Tag das Wetter war?

Durchaus, das war ein schöner Dienstag mit sommerlichen Temperaturen. Es war sehr angenehm, wenn ich mich recht erinnere. Für mich persönlich war es natürlich ein aufregender erster Arbeitstag als neue Meteorologin beim ZDF – ich hatte ja noch überhaupt keine Routine in dem Job.

Ist Routine sehr wichtig?

Erfahrung ist enorm wichtig, wenn man Wetterprognosen macht, vielleicht wichtiger als alles andere. Es ist für mich auf jeden Fall ein großer Vorteil, dass ich das schon so lange mache. Auch das Publikum profitiert von gelungenen Prognosen, denke ich (lacht).

Kann man das Wetter heute genauer voraussagen als vor 30 Jahren?

Wetter ist per se ein chaotisches System, und es ist völlig klar, dass wir es nie für die nächsten 20 Tage hundertprozentig vorhersagen können. Was aber besser geworden ist, sind mittelfristige Prognosen. Also, was wir früher nur zuverlässig für zwei, drei Tage vorhersagen konnten, das können wir jetzt für fünf, sechs Tage leisten. Das liegt daran, dass die Computer leistungsfähiger geworden sind, und auch die Wettermodelle sind deutlich präziser als vor 30 Jahren – und es gibt von ihnen auch mehr. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit für gute Vorhersagen.

Sind Wetterprognosen, die über zwei, drei Tage hinausgehen nicht unseriös?

Zwei, drei Tage sind möglich, aber auch für die nächsten vier Tage sind wir in der Lage, eine ordentliche Wetterprognose zu machen. Für die Tage danach können wir hier in Mitteleuropa in der Regel immerhin noch einen Trend bestimmen. Wenn Sie von mir wissen wollen, ob es in fünf Tagen eher sonnig oder eher regnerisch ist, dann kann ich Ihnen das mit ziemlicher Sicherheit beantworten. Wenn Sie von mir aber wissen wollen, wie in Berlin oder München die genaue Höchsttemperatur sein wird, kann ich Ihnen das schon nicht mehr so zuverlässig sagen.

Wie oft liegen Sie prozentual ausgedrückt falsch?

In 90 Prozent der Fälle liegen wir sehr gut und in zehn Prozent liegen wir auch mal ein bisschen daneben. Komplette Fehlprognosen gibt es so gut wie nie, würde ich sagen.

Kompliziert der Klimawandel die Prognosen?

Kommt darauf an. Da wir jetzt wegen des Klimawandels immer häufiger stabile Wetterlagen haben, lässt sich das Wetter oft sogar leichter vorhersagen als früher, es ändert sich einfach nicht. Die öfter auftretenden Extremwetterlagen, die ja das größte Problem am Klimawandel sind, machen Vorhersagen auf der anderen Seite anspruchsvoller – und vor allem wichtiger. Wobei ich sagen muss, dass uns Extremwetterlagen heute meistens weniger überraschen als vielleicht noch vor zehn, 20 Jahren.

Haben Sie Angst vor dem Klimawandel?

Angst oder gar Panik sind mir fremd, was dieses Thema betrifft, gleichwohl gibt natürlich auch mir der Klimawandel zu denken. Wir wissen, dass der Mensch für die Klimaveränderungen verantwortlich ist, und wir wissen mittlerweile auch, was wir dagegen tun können. Ich möchte, dass wir uns konstruktiv mit diesem Menschheitsproblem auseinandersetzen und uns fragen, was ganz konkret getan werden muss – Stichwort Begrünung etwa.

Werden Sie auf der Straße oft erkannt?

Na klar, und erst kürzlich hatte ich eine lustige Situation: Ich war mit meinem Sohn unterwegs, und plötzlich sagt eine Dame zu mir, ob ich wüsste, dass ich eine Doppelgängerin im Fernsehen habe. Das ist keine Doppelgängerin, hab ich ihr geantwortet, das bin ich selber (lacht). Doch, das kommt schon öfter vor, dass mich die Leute erkennen – und natürlich nach dem Wetter fragen.

Welches Wetter mögen Sie persönlich am liebsten?

Warm und sonnig. Meine Wohlfühltemperatur ist so um die 25 Grad, mehr als 30 brauche ich nicht. Ich liebe strahlenden Sonnenschein und bin ein richtiger Sommermensch. Mein Lieblingsmonat ist der August, nicht nur weil ich in diesem Monat geboren bin, sondern weil da meistens die ganz große Hitze schon vorüber, es aber noch sonnig ist.

Muss man auch ein bisschen Showtalent für Ihren Job mitbringen?

Man darf auf jeden Fall keine Angst haben, vor größeren Gruppen zu sprechen. Es muss einem Spaß machen, dass einen alle anschauen – und man muss es aushalten, dass man beurteilt wird. Das gilt auch für Äußerlichkeiten wie Haare, Kleidung und solche Dinge, die von Zuschauern und vor allem von Zuschauerinnen registriert und kommentiert werden (lacht).

Und wie lange möchten Sie noch Wetterprognosen im Fernsehen abgeben?

Solange ich darf. Ich mach das wahnsinnig gerne, das ist mein absoluter Traumjob.

Meteorologin mit Herzblut

Vita
 Den Ausschlag für die Meteorologie habe nach dem Abitur ein Buch gegeben, sagt Horneffer. Eigentlich habe ihr Schwerpunkt in der Schule nicht auf Physik und Mathematik, sondern auf Sprachen gelegen. Meteorologie studierte sie dann von 1987 bis 1993 in Bonn, schloss mit dem Diplom ab und wurde 1996 in Hamburg promoviert.

ZDF
 Die 55-Jährige ist Leiterin des Wetterteams im ZDF. Sie moderiert das Wetter in den Nachrichtensendungen „heute“ und „heute-journal“ und führt durch 3-D-Wettererklärräume im virtuellen Nachrichtenstudio.