Wohnen wird immer teurer – die Stadt will mit ihrer WBL dagegen halten. Foto: dpa

Gut 1400 Personen stehen in Ludwigsburg Schlange für günstigen Wohnraum. Die städtische Gesellschaft WBL will welchen schaffen – und gerät darüber in Streit mit privaten Investoren.

Ludwigsburg - Die Immobilienpreise explodieren, die Nachfrage ist gewaltig. Allein auf der Warteliste der Wohnungsbaugesellschaft Ludwigsburg (WBL) stehen 1400 Personen, die händeringend eine Bleibe suchen. Daher hat der Gemeinderat beschlossen, künftig bei Baugebieten 30 Prozent der städtischen Flächen für Mehrgeschosswohnungen für die stadteigene Gesellschaft zu reservieren – mit der Vorgabe, dass 15 Prozent für sozial Schwache reserviert werden. Auch private Bauträger müssen einen entsprechenden Anteil an Sozialwohnungen vorhalten.

Das hat die Bauträger nachhaltig verärgert. So sehr, dass sie über eine Interessengemeinschaft ein Gutachten bei der Stuttgarter Kanzlei Donde Mayen & Partner in Auftrag gegeben haben, in dem der Stadt Rechtsverstöße vorgeworfen werden. So haben die Firmen Wüstenrot Haus- und Städtebau, Pflugfelder, Strenger sowie Betz Baupartner ihre „große Sorge“ zu Protokoll gegeben. Sie sehen einen „unzulässigen Markteingriff“, weil die WBL Grundstücke günstig bekommen soll.

Die WLB will einen größeren Anteil vom Kuchen

Dies hat der WBL-Geschäftsführer Andreas Veit auf der Bilanz-Pressekonferenz am Freitag zurückgewiesen. „Ich kann die Sorgen der privaten Bauträger verstehen“, sagt er. Doch die Wohnungsbau-Gesellschaft wolle nur einen „etwas größeren Anteil am Kuchen“, um bezahlbaren Wohnraum in der Stadt zu schaffen. Andreas Veit: „Wir sind der einzige Akteur am Markt, der preisgünstige Wohnungen baut.“

Sein Co-Geschäftsführer, der Sozialbürgermeister Konrad Seigfried, betont, dass er die rechtlichen Bedenken nicht teilt und sieht in der Expertise einen „gravierenden Fehler“. Vergünstigte Grundstücke gebe es nur, wenn sozialer Wohnungsbau betrieben werde, das gelte aber für alle Bauträger, nicht exklusiv für die WBL. Zudem bittet Seigfried die Privaten, der Stadt das vollständige Gutachten zur Verfügung zu stellen: „Sonst können wir es nicht beurteilen.“ Rechtlich sieht sich die Stadt auf der sicheren Seite, und politisch hält man die neue Leitlinie des Gemeinderates für einen Beitrag zur Daseinsvorsorge. Andreas Veit sagt: „Es gibt hier Wohnungsnot.“

Jägerhof-Kaserne soll neue Siedlung werden

Die Bedeutung der eigenen Gesellschaft für den Immobilienmarkt wird durch Zahlen untermauert: Seit dem Jahr 2007 sind in Ludwigsburg insgesamt 1426 Wohnungen gebaut worden, davon 231 von der WBL, davon wiederum ein Viertel für sozial Schwache. „Wir finanzieren dies mit dem Verkauf von Eigentumswohnungen“, erklärt Andreas Veit. Dieses Modell hat man sich ausgedacht, weil der klassische, vom Land geförderte Sozialwohnungsbau angesichts des überhitzten Marktes nicht mehr funktioniere. „Faires Wohnen“ nennt Veit diese Ludwigsburger Lösung – die zudem den Vorteil habe, dass man regelmäßig überprüfen könne, ob die Mieter auch tatsächlich noch bedürftig seien. Alle zwei Jahre müssen sie dies nachweisen, sonst steigt die Miete automatisch.

Insgesamt hält die WBL rund 2300 Mietwohnungen und verlangt im Schnitt eine Kaltmiete von 6,69 Euro pro Quadratmeter, der Marktpreis liegt bei 8,36 Euro. Im vergangenen Jahr hat die Gesellschaft 231 Einheiten neu gebaut. Veit: „Wir tragen zur Preisdämpfung auf dem Markt bei.“

Die Bilanz liest sich positiv, im vergangenen Jahr wurden 5,6 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet – die etwa in die Sanierung der Wohnungen in Grünbühl und Sonnenberg investiert werden. Ein wichtiges Projekt für die Zukunft ist zudem der Kauf der Jägerhof-Kaserne – hier sollen 170 Wohnungen und Gewerbe entstehen, eine kleine, feine Siedlung also. Diese soll dann komplett die WBL entwickeln.