Beim Weindorf-Treff: Diana Hörger, Caroline Golter, Georg Bruder, Jiska, Elliott Carlton Hines, Tom Hörner (von links). Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Ihre Stimme ist ihr Kapital. Die Gäste beim Weindorf-Treff müssen immer den Ton treffen. Doch manchmal ist auch wichtig, wie die Krawatte sitzt.

Es gibt unzählige Diäten. Keine Kohlehydrate, viel Eiweiß, nur Fleisch, Essen wie in der Steinzeit, am Ende ist nur der Geldbeutel leichter. Elliott Carlton Hines hat aber eine Diät, die todsicher funktioniert. Fünf Kilo hat er in sechs Wochen abgenommen, zweimal sogar, erzählt er am Dienstagabend beim Weindorf-Treff von SWR 4, den Stuttgarter Nachrichten und der Stuttgarter Zeitung in der BW-Bank Kulturlaube.

Mit dem Popo wackeln

Das Problem für uns normalbegabte Menschen: man muss ziemlich gut singen können. Denn abgenommen hat der Bariton Hines bei Proben für Opernvorführungen. Anders als früher, als der Sänger dastand wie angeklebt und seine Arie schmettert, muss man heute über die Bühne toben. „Es ist sehr körperlich“, sagt Hines. Er muss schauspielern – und tanzen. „Twerken“, wie SWR-Moderatorin Diana Hörger sagte. Klingt spannend. Aber was ist das? Ausgiebig mit dem Hintern wackeln.

Wo ist die Krawatte?

Das wiederum darf Georg Bruder keinesfalls. Er präsentiert seit vier Jahren um 19.30 Uhr die Nachrichten im SWR-Fernsehen. Natürlich in aller gebotenen Ernsthaftigkeit. Mittlerweile braucht es als Beweis für diese Seriosität die Krawatte nicht mehr. Was Bruder ein erkleckliches Maß an Korrespondenz erspart. Die meisten Zuschriften bekommt er „zum Aussehen“. Moderne Anzüge sind so geschnitten, dass sie sich über dem Bauch nicht zuknöpfen lassen. Also ergab es sich manchmal, dass die Spitze der Krawatte ebendort herauslugte. Also betätigte sich Georg Bruder als Schneider. Häkchen dran ans Jackett, es ließ sich schließen, der Schlips war ordnungsgemäß verdeckt.

Warum ist der „Hotzenplotz“ kriminell?

Was er so sagt und fragt, natürlich gefällt das auch nicht jedem. Das Problem kennt jeder, der in der Öffentlichkeit steht. Net bruddelt, isch g’nug g’lobt. So mancher bruddelt halt doch. „Speziell während der Pandemie war das sehr ausgeprägt“, erinnert sich Bruder, „den einen waren wir zu lax, den anderen zu kritisch.“ Es allen recht zu machen, das schaffte auch Otfried Preußler nicht. Seinem „Räuber Hotzenplotz“ bescheinigten die Bilderstürmer der 68er unter dem Titel „Wie man Kinder vermurkst“, dass im „Hotzenplotz“ Kriminalität kein „gesellschaftliches Problem“ sei.

Der Bariton darf auch mal nett sein

Die Nazizeit, sein Schicksal als Soldat und als Kriegsgefangener in Russland, als Vertriebener behandelte er in „Krabat“. Sein „Hotzenplotz“ sollte ein „Kasperltheater zwischen zwei Buchdeckeln“ sein. Dafür braucht es ein Kasperle. Die gibt es in der ganzen Welt, eines aus Texas ist aber ein besonderes. Elliott Carlton Hines gibt ihn im Opernhaus in der Inszenierung von „Hotzenplotz“. Die Figur kannte er von Zuhause nicht, aber er hat sie lieben gelernt. Vielleicht auch, weil er als Bariton sonst immer die Bösewichter singen muss. Die Tenöre dürfen ja als Liebhaber schmachten, die rauen Typen, die landen bei Hines. Wer glaubt, Oper sei langweilig, der muss mal wieder hin, da wird mehr gemeuchelt als in einem „Tatort“.

Musik statt Sprachtherapie

Über klassische Musik muss Jana Franziska Binder niemand was erzählen. Die halbe Verwandtschaft ist bei den Wiener Philharmonikern. Der Papa spielt Schlagzeug, die Mama Biggi Binder sang jahrzehntelang bei den schwäbischen Folk-Rockern Wendrsonn. Der Stammbaum gebe wahrscheinlich noch mehr her. Um es kurz zu machen, Jiska wie sie sich nennt, hat „nicht den Weg der Steuerfachgehilfin eingeschlagen“ wie Tom Hörner von den Stuttgarter Nachrichten/Stuttgarter Zeitung spöttisch vermutete, natürlich spielt sie Bass und singt. Vor einer Woche erst hat sie ihren Job als Sprachtherapeutin gekündigt, hat jüngst die Platte „At The Duck Pond“ herausgebracht. Mit ihren eigenen Songs. Sie lässt sich nicht mal aufhalten, wenn sie versehentlich ein Engagement annimmt, für das ihre Bandkollegen keine Zeit haben,  weil sie unterwegs sind. Also hängt sie sich ans Telefon, organisiert einige Musiker, gespielt wird trotzdem.

Gemeinsam singen

Caroline Golter, die württembergische Weinkönigin hätte sie auch fragen können. Die beiden gingen auf die selbe Schule in Winnenden. Und Golter kennt sich nicht nur mit Wein aus, sondern auch mit Musik. Für den Turngruppenwettstreit arrangiert sie den A-capella-Auftritt ihres Teams. Da muss man nämlich nicht nur turnen, sondern auch singen. Aber sie ist überhaupt sehr vielseitig. Im Ehrenamt ist sie beim Roten Kreuz. Ihr eigener Wein ist dabei hilfreich, ein Euro geht pro Flasche in ein soziales Projekt. Trinken für einen guten Zweck, neudeutsch nennt man das win-win. Trotzdem darf an dieser Stelle der Gesundheitstipp nicht fehlen – alles in Maßen. Wie bei den Diäten. Es sei denn, man ist Bariton.