Bernd Dürr designt Leuchten aus Musikinstrumenten, diese sind auch auf dem Waiblinger Weihnachtsmarkt im Angebot. Foto: Gottfried Stoppel

Bernd und Sabine Dürr sind auf vielen Märkten im süddeutschen Raum als Anbieter präsent, erstmals machen sie mit selbst hergestellten Artikeln in Waiblingen Station. Ihre früheren Berufe haben sie aufgegeben.

Der stattliche Weihnachtsbaum mit seinen schönen, roten Sternen leuchtet in der Dunkelheit, im Hintergrund hört man Musik und Beifall vor der Bühne. Eine heimelige Stimmung, doch es ist richtig kalt an diesem Abend. Sabine Dürr steht in ihrem Weihnachtsmarktstand, eingepackt in eine dicke Winterjacke, und gibt einem Mann ausführlich Auskunft, der sich für die bunten Stücke aus Wollfilz interessiert. Auch Maßanfertigungen seien möglich, sagt sie. Es sind Sitzauflagen in vielen Farben. Selbst gemacht, wie alles, was an dem Stand von Sabine und Bernd Dürr verkauft wird.

Die beiden sind das erste Mal auf dem Waiblinger Weihnachtsmarkt. Im vergangenen Jahr waren sie zwar in den Startlöchern erzählt Sabine Dürr. Sie hatten aufgebaut, mussten dann aber wieder alles einpacken, da die Budenstadt wie die anderen Weihnachtsmärkte wegen der Coronalage kurzfristig abgeblasen wurde. „Wir werden wahrgenommen“, sagt Sabine Dürr nun. Der Platz auf dem Markt sei gut, es komme Laufkundschaft. Für sie sei es jedenfalls keine Option gewesen, im Waiblinger Schlosskeller auszustellen. Dort wurde in einem Pop-up-Weihnachtsladen von 25. November bis 11. Dezember unter dem Titel „Art-verwandt“ wieder Kunsthandwerk geballt in dem stimmungsvollen Kellergewölbe präsentiert. „Unser Stand ist dafür viel zu groß“, sagt Sabine Dürr. Sechs Meter lang ist die Front ihrer Hütte, der Aufbau dauere zwei Tage, der Abbau ebenso lang. Da komme ihnen die längere Dauer des Weihnachtsmarktes durchaus entgegen.

Bewusster Wechsel in die Selbstständigkeit

Noch bis zum bis Dienstag, 20. Dezember, läuft der Waiblinger Weihnachtsmarkt. Er ist einer von zahlreichen Märkten, die die beiden Kunsthandwerker gebucht haben. Auf ihrer Homepage sind schon einige weitere gelistet fürs nächste Jahr – unter anderem in Bad Wörishofen, beim Bio-Gemüsehof Hörz in Filderstadt, dann sei auch der Remstäler Kunsthandwerkermarkt in Urbach am 29. und 30. April eine wichtige Adresse. „Ein toller Markt, eine Besonderheit seit mehr als 30 Jahren“, sagt Sabine Dürr. Rund hundert Markttage bestreiten die beiden im Jahr, erzählt die agile Frau. Wobei durch die Coronapause in den beiden letzten Jahren ein Großteil der Veranstaltungen ausfallen musste. Umso mehr freuen sie sich, wieder aktiv teilnehmen zu können. „Wir haben uns bewusst für die Selbstständigkeit entschieden“, sagt Sabine Dürr auf die Frage, wie viel Arbeit es bedeutet, um vom Kunsthandwerk leben zu können, „und wir haben keinen Tag bereut.“ Ihr Mann hat 2015 den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt, sie im Jahr 2017.

Beide über 50, haben sie beruflich ganz neue Weichen gestellt. Bernd Dürr ist Maschinenbauingenieur, sie war als Disponentin tätig. Ihr Mann habe sogar noch eine Zusatzausbildung im Elektrofach draufgesattelt mit Blick auf die Herstellung der Designerlampen. „Was wir machen, ist unsere Leidenschaft“, sagt Sabine Dürr. Da spiele es weniger eine Rolle, wie viele Stunden man im Einsatz sei. In ihrer „Freihändig-Werkstatt“ in Aalen im angrenzenden Ostalbkreis stellen sie alles selbst her, was sie in Waiblingen anbieten. Sabine Dürrs Metier ist Textiles und Filzprodukte – Schals, Röcke, Gürtel, Stulpen und manches mehr. Das Nähen habe sie sich mit Unterstützung einer Schneiderin selbst beigebracht. Bernd Dürr designt Leuchten mit verschiedenen Instrumenten. Von einer Saxofon-Stehleuchte bis zu Lichtquellen aus Schalmeien reicht seine Bandbreite. In ihrer Heimatstadt Aalen hänge eines der Kunstwerke mit vielen Instrumenten in der Musikschule, sagt er.

Seit Herbst 2021 hat Bernd Dürr zudem einen Kunstraum in Oberstdorf im Allgäu eröffnet. Auch dort da gibt es „musikalische Lampen“ in allen Facetten.

Weihnachtsmärkte bis kurz vor dem Fest

Budenstädte
 Der Waiblinger Weihnachtsmarkt auf dem von Fachwerkgiebeln gesäumten Marktplatz läuft noch bis Dienstag, 20. Dezember. Geöffnet ist täglich von 12 bis 20.30 Uhr. Der Fellbacher Weihnachtsmarkt wiederum lädt bis 22. Dezember ein. Öffnungszeiten sind Montag bis Mittwoch von 16 bis 21 Uhr und von Donnerstag bis Sonntag von 12 bis 21 Uhr. Der Schorndorfer Weihnachtsmarkt läuft noch bis 21. Dezember, er hat täglich von 11 Uhr bis 21 Uhr offen.

Kunsthandwerk
 Der Remstäler Töpfermarkt in Urbach findet am 29. und 30. April 2023 statt. Dort werden auch Bernd und Sabine Dürr mit ihrer „Freihändig-Werkstatt“ teilnehmen.