Weihnachten 1919 fiel in Waiblingen ins Wasser. Dieses und andere Hochwasser führten dazu, dass die Rems begradigt wurde. Dazu informiert im Mai ein Vortrag. Foto: Stadtarchiv Waiblingen

Land unter – das kam in Waiblingens Vergangenheit öfter mal vor. Was unternommen wurde, um den Fluss zu zähmen, ist ein Thema in der Vortragsreihe, die der Heimatverein unter dem Titel „Eine neue Heimat 1945-1955“ fortführt.

Sie hießen „Flamingo“, „Alpenglühen“ oder „Elfenreigen“ und waren sehr begehrt: Die farbenprächtigen Edelnelken der Gärtnerei Münz, später auch deren Orchideen, machten Waiblingen einst als „Blumenstadt“ weltweit bekannt. Mit einer Schubkarre soll Emil Münz seine ersten Nelkensetzlinge aus einem Garten in Fellbach auf sein 1896 neu erstandenes Grundstück in Waiblingen transportiert haben.

Im Laufe der Jahre wurde aus dem Waiblinger Kleinunternehmen Deutschlands größter Schnittblumenbetrieb. Als die Firma Ende September 2000 ihre Produktion einstellte, schrieb eine Fachzeitschrift: „Dies ist das Ende eines deutschen Vorzeigebetriebs im Zierpflanzenbau, der über lange Jahre mit seiner Unterglasfläche an der Spitze stand.“

Mehr über die Geschichte der Firma Münz kann man bei einem Vortrag des Waiblinger Stadtarchivars Andreas Okonnek erfahren. Auf Einladung des Heimatvereins Waiblingen spricht der Historiker am Donnerstag, 20. Juni, von 19 Uhr an im Forum Mitte, das sich passenderweise in der Blumenstraße 11 befindet, über die Gärtnerei, die sogar den russischen Zarenhof belieferte.

Wohnungsnot im Jahr 1946

Der Vortrag ist einer von mehreren Veranstaltungen im neuen Vortragsprogramm des Heimatvereins, das dieses Mal unter dem Motto „Eine neue Heimat 1945-1955“ steht. Der erste Referent der Vortragsreihe, Gerd Kuhn, kommt bereits am Donnerstag, 29. Februar, nach Waiblingen. Der Wohnsoziologe und Stadtforscher beleuchtet dann ein Thema, das derzeit viele Menschen beschäftigt, aber längst nicht nur ein Phänomen unserer Zeit ist: die Wohnungsnot.

Gerd Kuhn nimmt bei seinem Vortrag die Situation in Waiblingen vor 77 Jahren in den Blick: Im Februar 1946 trafen dort die ersten Vertriebenentransporte aus der Tschechoslowakei, aus Ungarn und Jugoslawien in den örtlichen Durchgangslagern ein. Die Aufnahme der Waiblingen zugewiesenen Flüchtlinge steigerte die ohnehin schon bestehende Wohnungsnot noch weiter, denn bereits während des Zweiten Weltkrieges hatten in Waiblingen Evakuierte und „Fliegergeschädigte“, die insbesondere aus Stuttgart kamen, Zuflucht gesucht.

Ein neuer Stadtteil wird aus dem Boden gestampft

Um die Zukunft der Demokratie machen sich dieser Tage viele Menschen durchaus berechtigt Sorgen. Die Historikerin und Autorin Sonja-Maria Bauer schildert am Donnerstag, 21. März, von 19 Uhr an den demokratischen Neuanfang und die politische Integration der Neubürger nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und berichtet über das überraschende Ergebnis der ersten freien Wahl, die im Januar 1946 stattfand.

Um diese vielen Neuankömmlinge unterbringen zu können, stampfte man in Waiblingen in den 1950er Jahren mit der Rinnenäckersiedlung einen ganz neuen Wohnort aus dem Boden. Der Architektur- und Bauhistoriker Klaus J. Loderer berichtet am Donnerstag, 25. April, über die Architektur der neuen Siedlung, die an der Gemarkungsgrenze zu Kernen errichtet wurde. Loderer geht zudem der Frage nach, ob die Siedlung als Modell für heute dienen kann.

Die Rems wird „korrigiert“

Immer wieder hat die Rems in der Vergangenheit Waiblingen unter Wasser gesetzt. An Weihnachten 1919 zum Beispiel, aber auch im März 1956 herrschte Land unter. Dieses Hochwasser der 1950er Jahre trug mit dazu bei, dass die Begradigung des Flusses in Angriff genommen wurde – hielt man diese Maßnahme doch für das geeignete Mittel, um Hochwasserstände zu vermeiden, denn so sollten die Wassermassen möglichst schnell abfließen. Am 23. Mai schildert der Waiblinger Archivar Matthias Gandlau von 19 Uhr an, wie diese „Flusskorrektur“ vonstattenging.