Sehr glücklich: Chefkoch Felix Herp und Inhaber Jan Tomasic vom Hegel Eins feiern ihren Stern bei der Michelin-Verleihung in Karlsruhe. Foto: /Anja Wasserbäch

Das Restaurant Hegel Eins darf sich jetzt mit einem Michelin-Stern schmücken. Damit gibt es in Stuttgart nun sieben derart ausgezeichnete Lokale. Die Speisemeisterei bleibt die einzige Zwei-Sterne-Adresse. Nur in der Region gingen zwei Sterne verloren.

Seit fünf Jahren hat Jan Tomasic darauf hingearbeitet, jetzt ist der Betreiber vom Restaurant Hegel Eins belohnt worden: Am Dienstag ist das Stuttgarter Lokal mit einem Stern im Guide Michelin ausgezeichnet worden. „Es ist völlig verrückt“, lautete seine erste Reaktion nach der Verleihung in Karlsruhe. Als er das Lokal im Linden-Museum 2007 übernahm, war Haute Cuisine nicht sein Ziel. Erst mit dem Koch Daniel Mästling und seinem Nachfolger Felix Herp ging es in diese Richtung. „Über die Auszeichnung sind wir sehr glücklich“, sagte er. Auch die anderen Stuttgarter Sterne-Köche können zufrieden sein: Alle behalten im Guide Michelin für 2023 ihre Auszeichnungen. Nur in der Region gibt es zwei Abstriche. So manche Stuttgarter werden sich außerdem über einen Stern freuen, der in Weingarten bei Ravensburg angesiedelt ist.

Eine Klasse für sich ist das Délice

„Es ist wunderbar“, freute sich auch Evangelos Pattas über die erneute Vergabe des begehrten Sterns für sein Restaurant Délice. Das Stuttgarter Lokal bietet seit 1996 mit nur einem Jahr Unterbrechung Kochkunst auf diesem Niveau. Der Inhaber und Sommelier und sein Koch Andreas Hettinger betreiben es zu zweit. Der Stern sei ein Geschenk – und harte Arbeit zugleich. „Ihn zu bekommen, ist das Eine, ihn 30 Jahre lang zu halten, ist eine andere Klasse“, findet er. Und damit meint er auch seine Kollegen in Stuttgart und der Region, die seit Jahren und Jahrzehnten diese Leistung erbringen.

Dazu gehört natürlich Vincent Klink, der sich seit 1993 – mit zwischenzeitlichem Verlust – diese Würdigung für die Wielandshöhe erkocht. Der Inhaber und Ex-VfB-Profi Michael Zeyer hält sein Restaurant 5 seit elf Jahren auf dem hohen Niveau, seit Längerem mit Koch Alexander Dinter, das Hupperts und der Zauberlehrling stiegen 2019 auf. Ben Benasr vom Ritzi, der letztjährige Newcomer, verteidigte seinen Aufstieg ebenso wie Stefan Gschwendtner seinen zweiten Stern mit der Speisemeisterei. „Es ist eine großartige Auszeichnung, für die wir sehr dankbar sind“, sagte Evangelos Pattas. Ohne Stern wäre es für das Délice schwierig zu überleben. Das kleine Lokal befindet sich in einem Keller und weit weg von Laufkundschaft. „Wir müssen in unserer kleinen Welt etwas Besonderes bieten“, erklärte er.

Elf Sterne in der Region Stuttgart

„Eine Küche voller Finesse“ – dafür steht ein Michelin-Stern – bestätigten die Tester in der Region Stuttgart elf Restaurants. Auch bei ihnen fällt die Kontinuität auf, viele Köche servieren seit Jahren und sogar Jahrzehnten Haute Cuisine. Dazu zählen Franz Feckl in Ehningen, die Krone in Waldenbuch, Oettinger’s Restaurant in Fellbach, Bachofer in Waiblingen, Malathounis in Kernen sowie das Gourmetrestaurant Nico Burkhardt in Schorndorf. Im Kreis Ludwigsburg gehören der Adler in Asperg, das Restaurant von Benjamin Maerz in Bietigheim-Bissingen und das Lamm im Ortsteil Rosswag von Vaihingen an der Enz dazu. Im Kreis Göppingen kann auf Schloss Filseck in Uhingen und der Burg Staufeneck in Salach hervorragend gespeist werden. Dass der Region auch drei Sterne verloren gegangen sind, liegt daran, dass das Goldberg in Fellbach, für das Philipp Kovacs zwei Sterne erkocht hatte sowie das Nova in Herrenberg geschlossen wurden.

Glücklich dürfte seit der Michelin-Verleihung auch ein ehemaliger Stuttgarter Koch sein: Marco Akuzun ist mit seinem 2021 in Weingarten bei Ravensburg eröffneten Restaurant Markos nun ebenfalls in die Riege der Ein-Stern-Lokale aufgestiegen. Im Top-Air am Stuttgarter Flughafen hielt der Spitzenkoch seit 2013 diese Auszeichnung – und viele Stammgäste aus der Region haben ihm auch nach dem Umzug noch die Treue gehalten.

„Sauber zu arbeiten und zufriedene Gäste“ sind jetzt die neuen Ziele von Jan Tomasic. Das Hegel Eins war einst ein klassisches Museumsbistro und verfügt nur über eine kleine Küche. Dass es seine Köche geschafft haben, „solche Menüs zu zaubern, ist eine grandiose Leistung“, lobte er das Team um Felix Herp.