VW-Chef Matthias Müllerr: Vom Diesel-Fan zum Diesel-Gegner? Foto: dpa

Volkswagen gehörte bisher zu den Unternehmen, die am lautesten für den sauberen Diesel warben. Nun hat Konzernchef Matthias Müller ansatzlos seine Meinung geändert. Steckt dahinter ein Kalkül?

Stuttgart -

VW-Chef Matthias Müller stellt sich gern mal gegen den Trend. „Die gegen den Dieselmotor laufende Kampagne ist heftig“, hat der Konzernchef gesagt. „Doch man tut dem Diesel unrecht.“ Ob Müller das wirklich so meint, ist aber unklar. Denn die Aussage ist bereits fünf Monate alt – und inzwischen hat Müller einen neuen Trend ausgemacht, gegen den er sich ebenso mutig stemmt wie gegen eine Verteufelung des Diesels. Plötzlich sieht er in den Besitzern seiner Diesel nicht mehr Opfer einer Kampagne, sondern Empfänger überhöhter Subventionen. Der Chef seines Nachhaltigkeitsbeirats spricht gar von einer „verfehlten Industriepolitik, die in Europa über Jahre betrieben worden ist“. Jede dieser Ansichten kann man haben, nicht aber beide zusammen.

Lange Jahre hat Volkswagen gut von den Gewinnen der Töchter Porsche und Audi gelebt. Doch die Mittel wurden weniger für neue Technologien verwendet als dafür, den teuren Ist-Zustand des Konzerns zu finanzieren. Dazu gehört etwa der hohe Anteil an Eigenfertigung zu den teuren Haustarifen.

Was geschieht mit den enttäuschten VW-Kunden?

Nun investiert VW in neue Technologien, scheint nach zwei Jahren Dieselskandal aber zu der Erkenntnis gelangt zu sein, dass man selbst mit einem sauberen Diesel nichts mehr zu gewinnen hat. Aus VW-Sicht ist daher die Forderung sinnvoll, Dieselkraftstoff zu verteuern – träfe das doch auch die Konkurrenz. Wenig Rücksicht nimmt Müller auch auf seine Kunden, die einst viel Geld für einen angeblich sauberen Diesel bezahlt haben und durch den Skandal schon genug gestraft sind. Ausgerechnet VW macht sich jetzt dafür stark, dass sie für ihr ohnehin teures Auto auch noch teureren Kraftstoff tanken müssen. Was immer Müller durch diesen Zickzackkurs gewinnen will – um Vertrauen kann es sich dabei nicht handeln.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de