Eine Ecstasy-Pille „Blue Punisher“, aufgenommen im Labor des Drugchecking Projekts Berlin. Foto: drugchecking Projekt Berlin/dpa

Der Tod einer 13-Jährigen nach dem Konsum einer Ecstasy-Pille "Blue Punisher" hat im Juni bundesweit für Erschütterung gesorgt. Nun ist klar: Das Mädchen starb tatsächlich an der Überdosierung in dieser Pille.

Vier Monate nach dem Drogentod einer 13-Jährigen aus Altentreptow in Mecklenburg-Vorpommern ist die Todesursache geklärt. Die Schülerin starb an einer Hirnschwellung, die zu einer Hirnschädigung führte, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Neubrandenburg am Dienstag (17. Oktober).

Das belege das Gutachten der Rechtsmediziner, das jetzt vorliegt. Die Hirnschwellung sei durch den hoch dosierten Wirkstoff in der Ecstasy-Pille „Blue Punisher“ (auf deutsch: blauer Bestrafer) ausgelöst worden.

13-Jährige starb Mitte Juni

Die 13-Jährige soll die Droge Mitte Juni in Altentreptow genommen haben. Sie war bewusstlos in eine Klinik gebracht worden und starb Ende Juni. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Zusammenhang gegen einen 17-jährigen Tatverdächtigen, der diese Pillen verkauft haben soll. Ihm wird illegale Abgabe von Betäubungsmitteln mit Todesfolge vorgeworfen.

Im gleichen Zeitraum mussten damals zwei weitere 14 und 15 Jahre alte Mädchen an der (Mecklenburgischen Seenplatte nach Einnahme dieser Ecstasy-Pillen mit Gesundheitsproblemen in Kliniken, überstanden diese aber. In dem Zusammenhang wird gegen mehrere weitere Verdächtige ermittelt, die unter anderem solche Pillen an Konsumenten abgegeben haben sollen – auch an Minderjährige.

Die Polizei warnt weiter vor den „Blue Punisher“-Pillen. Diese Drogen seien vermutlich weiterhin im Umlauf, sagte eine Polizeisprecherin. Nach dem Todesfall im Juni seien jüngere Leute aber etwas vorsichtiger geworden.

Was ist „Blue Punisher“?

Als „Blue Punisher“ wird eine Variante von Ecstasy-Tabletten bezeichnet. Herkunft und Wirkstoff können davon unabhängig variieren. Zuletzt waren solche Pillen durch eine offenbar sehr hohe Konzentration und somit als besonders gefährlich aufgefallen.

Die Pille ähnelt einem Diamanten mit eingraviertem Totenkopf, der an das Logo des Charakters „The Punisher“ der bekannten Marvel-Comics angelehnt ist. „Blue-Punisher“-Pillen sind in einigen Teilen Deutschlands seit längerem verbreitet.

Laut BKA können Tabletten mit „Punisher“-Logo aus unterschiedlichen Quellen stammen und eine völlig unterschiedliche Zusammensetzung haben. So hätten auch Untersuchungen gezeigt, dass die Gehalte der chemischen Verbindung MDMA (die Abkürzung steht für 3,4-Methylendioxy-N-Methylamphetamin) von 58 bis 211 Milligramm pro Pille reichten.

So verbreitet ist „Blue Punisher“ in Deutschland

Nordrhein-Westfalen: Nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) in Nordrhein-Westfalen wurden bereits 2021 insgesamt 4246 Tabletten mit dem speziellen Prägemotiv sichergestellt, 2022 waren es 2761 Tabletten. In diesem Jahr wurden neun Tabletten konfisziert.

Hessen: In Hessen sind laut LKA in Wiesbaden im vergangenen Jahr „Blue-Punisher“-Pillen „im unteren zweistelligen Bereich“ sichergestellt worden, sagte eine Sprecherin des Landeskriminalamtes in Wiesbaden.

Niedersachsen: Wie das LKA in Hannover mitteilt, ist die Droge dort ebenfalls seit längerem bekannt. Regelmäßig würden Tabletten dieser Art unter dem Oberbegriff Ecstasy auf Wirkstoffgehalte untersucht. Erkenntnisse über Todesfälle oder schwere Erkrankungen in Zusammenhang mit „Blue Punisher“ liegen dem LKA in Niedersachsen bisher nicht vor. Mit Blick auf die Konsumenten seien es erfahrungsgemäß vor allem junge Menschen, die Ecstasy nehmen.

Sachsen: Auch in Sachsen ist die Droge im Umlauf. Der Kriminaltechnik seien in diesem Jahr bisher rund 200 Tabletten vorgelegt worden, teilt das LKA mit. Auch hier sei festgestellt worden, dass der Gehalt des Wirkstoffs MDMA trotz des gleichen Aufdrucks „Punisher“ stark geschwankt habe. Darin liege die Gefährlichkeit dieser Pillen.