Johan Audel Foto: dpa

Der lange verletzte Franzose will in der kommenden Saison endlich zeigen, was er kann.

Stuttgart - Wenn über Neuzugänge beim VfB Stuttgart geredet wird, fällt sein Name nie - weil Johan Audel eigentlich auch gar keiner ist. Nach einem Jahr voller Verletzungen ist die Vorbereitung auf die kommende Saison aber auch für den Franzosen ein Neustart.

Es sind noch immer keine Kickstiefel, die Johan Audel am Freitagvormittag trägt, sondern Joggingschuhe, wie sie beim VfB Stuttgart nur Spieler tragen, die noch nicht im Kreise der Mannschaft trainieren können. Und doch senden sie positive Signale. Die Schuhe sind grün - und Johan Audel ist wieder voller Hoffnung.

Noch aber ist der 27-Jährige kein vollwertiges Mitglied der Profitruppe des VfB. Weil er sich noch immer nicht erholt hat von diesem Missgeschick, das ihn ausgerechnet an seinem Geburtstag ereilt hatte. Am 12. Dezember 2010 prallte Audel im Training mit Sven Ulreich zusammen - und zog sich eine Art Totalschaden im rechten Knie zu: Kreuz-, Innenband- und Außenbandriss. Und weil er schon vor dieser schlimmen Verletzung an der Narbe einer früheren Blessur hatte operiert werden müssen, sagt Bruno Labbadia nun: "Im Prinzip war er ein Jahr lang verletzt." Was zur Folge hat, dass der jetzige Trainer des VfB die Fähigkeiten von Johan Audel im Prinzip gar nicht kennt.

Als der Franzose vor einem Jahr vom FC Valenciennes nach Stuttgart kam, hieß der Trainer der Roten noch Christian Gross. Zu Audels Neustart gehört also auch, dass er Labbadia erst einmal von sich überzeugen muss. Der Coach sagt zwar, er habe sich per DVD-Studium Audels Qualitäten vor Augen geführt, der Außenstürmer aber weiß: "Ich muss dem Trainer zeigen, was ich draufhabe." Zunächst allerdings muss er das tun, was er schon mehrere Monate lang tun musste: sich in Geduld üben. "Wir werden ihn ganz sanft ranführen", sagt Labbadia.

Johan Audel hat das akzeptiert, auch wenn er sagt: "Es ist nicht leicht, wenn du mit dem Kollegen aus der Kabine läufst, dann aber in eine andere Richtung abbiegen musst." Sooft es geht, hat er sich daher trotz des individuellen Trainingsplans im Kreis der Mannschaft aufgehalten. Und immerhin: Die Rückkehr ins Teamtraining ist nicht mehr weit entfernt, Audel steht längst wieder auf dem Rasen. "Das erste Bundesliga-Saisonspiel", sagt der 27-Jährige, "kommt für mich aber wohl noch zu früh."

Noch also kann Johan Audel nicht zeigen, weshalb ihn der VfB vor einem Jahr verpflichtet hat. Und noch muss er auch damit leben, dass seine Karriere erst einmal ins Stocken geraten ist. Als er nach Stuttgart kam, wollte er sich für die französische Nationalmannschaft empfehlen, die schwere Verletzung aber "hat meine Entwicklung gebremst", sagt Audel. Aber nicht gestoppt: "Ich will mich wieder präsentieren."

Während Audel verletzt war, hat sich allerdings einiges getan beim VfB, nicht nur auf dem Trainerposten. Für die Position, auf der Johan Audel am liebsten spielt, auf der linken Außenbahn, haben die Roten im Winter Shinji Okazaki und nun Ibrahima Traoré verpflichtet. Audel ist die Nummer drei, sieht sich aber nicht in aussichtsloser Position. "Der Trainer braucht eben viele Optionen", sagt er, "ich rechne mir Chancen aus." Oder anders gesagt: Johan Audel hat wieder Hoffnung. Das beweisen nicht nur die grünen Schuhe.