Christa Fröhlich, Projektassistentin Vesperkirche, Nathalie Gaus, Projektleiterin Vesperkirche und Martin Strecker, Geschäftsführer Kreisdiakonieverband (von links) Foto: /Helmut Pangerl

Im Februar 2024 gibt es wieder Essen für alle in der Friedenskirche in Ludwigsburg. Das neue Projektteam um Nathalie Gaus durfte sich zum Start über eine Überraschung im Briefkasten freuen.

Einen vollen Teller mit leckerem, dampfendem Essen vor sich, die Familie oder Freunde um sich herum – das ist leider nicht immer die Normalität. Laut dem Statistischem Bundesamt konnten es sich im Jahr 2022 immerhin 11,4 Prozent der Deutschen finanziell nicht leisten, jeden zweiten Tag eine Mahlzeit mit Fleisch, Fisch oder einer gleichwertigen Proteinzufuhr zu essen. Auch Einsamkeit spielt im Land eine immer größere Rolle. Bei Jung und Alt.

Neue Leitung nach 14 Jahren

Die Vesperkirche Ludwigsburg sorgt seit 14 Jahren jedes Frühjahr dafür, dass drei Wochen lang jeder eine warme Mahlzeit in Gesellschaft genießen kann. Genauso lange organisierten Pfarrerin Gisela Vogt und Sozialarbeiterin Bärbel Albrecht die Aktion in der Friedenskirche. Beide verließen im Sommer ihre Stellen. Gisela Vogt in den Ruhestand, Bärbel Albrecht wechselte innerhalb des Kreisdiakonieverbandes von Ludwigsburg nach Ditzingen.

Die Nachfolge für Albrecht kam im Juli mit der Diakonin und Sozialpädagogin Nathalie Gaus. Mit der Projektassistentin Christa Fröhlich organisiert sie nun die 15. Vesperkirche. „Die Pfarrstelle befindet sich aktuell im Besetzungsverfahren. Ich gehe nicht davon aus, dass der neue Pfarrer zur Vesperkirche da sein wird“, erklärt Gaus.

Es geht um Begegnung und Gemeinschaft

Bei der Vesperkirche geht es nicht nur darum, bedürftigen Menschen eine warme Mahlzeit zu verschaffen. Sie soll ein Raum für Begegnung sein. Menschen, die wenig haben und satt werden wollen, treffen auf Menschen, die Interesse an neuen Begegnungen haben. „In der Vesperkirche werden Werte wie Solidarität und Gemeinschaft gelebt. Ganz unterschiedliche Menschen sitzen an einem Tisch und können hinter die Fassade des Anderen blicken. Das passiert im Alltag nicht. Damit werden Vorurteile abgebaut“, sagt die 30-Jährige.

Um so ein großes Projekt auf die Beine stellen zu können, braucht es viele helfende Hände. Von Januar an ist die Diakonin und Sozialarbeiterin fast ausschließlich mit der Organisation beschäftigt. „Wir arbeiten mit etwa 700 Ehrenamtlichen zusammen. Diese zu koordinieren und Rückfragen zu beantwortet, braucht einfach viel Zeit.“ Eine Woche lang werden die Kirchenbänke ausgebaut, ein schützender Boden verlegt und neu aufgestuhlt. Spenden von Firmen und Privatpersonen im Kreis werden abgeholt und eingelagert.

500 Mittagessen am Tag

Das Essen kocht die Karlshöhe in Ludwigsburg. Auf dem Speiseplan stehen neben einer vegetarischen Suppe und Salat jeweils ein vegetarisches Hauptgericht und eins mit Fleisch. Samstags wird ausschließlich vegetarisch gekocht. „Wir haben pro Tag 500 Mittagessen bestellt. Bei Bedarf können wir spontan nachbestellen. Außerdem benötigen wir täglich 40 Kuchen, die von Freiwilligen gespendet werden“, sagt Gaus. Ob Sach-, Geldspenden oder ehrenamtliche Mitarbeit, ohne Spenden könnte die Vesperkirche nicht existieren. „Ich finde es faszinierend, wie viele Ressourcen die Menschen doch noch geben können. Trotz der zugespitzten Lage mit Krieg oder Inflation.“

Großzügige Spende

Ein anonymer Spender sorgte bei der Diakonin zudem für eine große Überraschung. „Ich bekomme täglich viele Briefe. Vor etwa sechs Wochen war aber ein besonderer dabei“, sagt Gaus. Im Umschlag waren 10 000 Euro in 500-Euro-Scheinen. „Ich bin total erschrocken. Auf dem Briefumschlag stand einfach das Wort ‚Vesperkirche’. Wir wissen bis heute nicht, woher der Brief war.“

Neben dem gemeinsamem Mittagessen, gibt es jeden Tag um 12.45 Uhr das Wort zur Mitte des Tages. „Hierfür laden wir Pfarrer und Diakone aus dem Landkreis ein, einen kurzen Impuls zu halten.“

Die Vesperkirche 2024

Informationen
Der Eröffnungsgottesdienst findet am 11. Februar mit Pfarrer Klaus Käpplinger statt. Danach ist die Vesperkirche bis zum 3. März 2024 täglich ab 11.30 Uhr geöffnet. Zwischen 11.45 und 13.45 Uhr gibt es Mittagessen, bis 14.15 Uhr Kaffee und Kuchen. Die Verpflegung, inklusive Getränke, kostet 1.50 Euro. Um 12.45 Uhr ruht der Betrieb für einige Minuten. Es ist es Zeit für das Wort zur Mitte des Tages. Am 3. März geht die Vesperkirche mit einem Gottesdienst zu ende.

Rahmenprogramm
Während der Öffnungszeiten werden auch weitere Dienstleistungen wie eine Ambulanz, Friseur, Fußpflege oder Handmassage angeboten. Am 26. Januar 2024 findet um 19.30 Uhr ein Benefizkonzert mit dem Bosch Jazz Orchestra statt. Am 22. Februar wird der Film „Die einfachen Dinge“ gezeigt.