Schwedische Stilikone: Saab 900 Cabriolet. Foto: picture-alliance / obs/frm

Zehn Jahre ist es her, dass Saab seine Pkw-Produktion in Schweden eingestellt hat. Das Lieblingsauto deutscher Architekten reihte sich damit ein in die Liste von Marken, die aus dem Verkehr gezogen wurden.

Kinder der 70er-Jahre haben ein ganz besonderes Verhältnis zu einem Auto mit Namen Ro 80. Nicht weil es damals so etwas wie das fahrende Sinnbild der gehobenen deutschen Mittelschicht war. Vielmehr begegnete einem in der Grundschule unweigerlich ein Mittelklasse-Witz zu diesem Fahrzeug. „Wie heißt das doppelt schnelle Nachfolgemodell des Ro 80? Gekocht 160!“ Weniger bekannt als dieser Gag war dagegen, dass die Bezeichnung „Ro“ für „Rotationskolben“ stand.

Im Lauf der Zeit hat sich nicht nur Humor und Modellnamen verändert, sondern auch das deutsche Straßenbild. Dort taucht der Neckarsulmer Ro-80-Autohersteller NSU schon lange nicht mehr auf – so wie viele andere Marken, die irgendwann von der Bildfläche verschwunden sind.

Borgward, die Bremer Institution

Da wäre zum Beispiel ein weiterer deutscher Klassiker: Borgward. Die von Carl F. W. Borgward gegründete gleichnamige Firma stellte von 1939 an Pkw sowie Lkw in einem ausdrucksstarken Design her. Das Unternehmen entwickelte sich so zum größten Arbeitgeber in Bremen. Vor der Insolvenz 1963 zählte Borgward rund 15 000 Mitarbeiter. 2005 versuchte der Enkel des Firmengründers, die Marke wiederzubeleben. 2014 wurden die Markenrechte dann aber doch nach China verkauft.

Besonders deutlich ist deutsche Geschichte an zwei weiteren Marken abzulesen. Waren der Trabant aus Zwickau und seine Eisenacher Kollege Wartburg in der DDR konkurrenzlos, wurden sie nach der Wende von der technische weit überlegenen West-Konkurrenz förmlich überrollt. Kurze Zeit später war für die ehemals Volkseigenen Betriebe Schluss.

Der Vergangenheit gehört auch der einst so beliebte, aber oft falsch ausgesprochene Karmann Ghia (mit hartem „G“) an. Das schnittige Produkt entsprang dem von Wilhelm Karmann in Osnabrück gegründeten Unternehmen, das später Teil der Volkswagen AG wurde. 100 Jahre nach der Gründung folgte 2009 die Karmann-Insolvenz.

Zu den verschwundenen Autoklassikern gehört auch Saab, über viele Jahre hinweg besonders beliebt bei Leuten, die in kreativen Berufen ordentlich Geld verdienten. Ein schwedisches Auto als gekauftes Merkmal für Individualität, sozusagen. Das kann man sich seit dem Produktionsstopp vor gut zehn Jahren nur noch mit einem Saab-Gebrauchtwagen zulegen. Ähnlich erging es der englischen Traditionsmarke Rover. Die Herstellungsrechte für zwei Modelle hat sich das chinesische Unternehmen SAIC gesichert, die mittlerweile den Namen Roewe tragen. Ersatzlos gestrichen ist dagegen die französische Marke Simca. Auch die Übernahme von Talbot und der spätere Verkauf an Peugeot konnten das Aus 1978 nicht abwenden.

Weniger bleibende Erinnerung hinterließen asiatische Marken, die vom deutschen Markt abgezogen wurden. Dazu gehören der koreanische Daewoo und Proton aus Malaysia. Für beide gilt: aus den Augen aus dem Sinn. Das was man von anderen verschwundenen Marken nicht behaupten kann. Beispiel Lancia. Die 2014 eingestellte italienische Marke arbeitet übrigens an einem Comeback.