Aufessen war die oberste Maxime während einer Kinderkur. Viel an Verantwortlichkeiten ist bei den ehemaligen Trägern der ehemaligen Kinderverschickungsheime noch aufzuarbeiten. Foto: dpa/Christoph Sandig

Der Verein Aufarbeitung Kinderverschickungen Baden-Württemberg hat sich nach dreieinhalb Jahren aufgelöst. Das Sozialministerium will aber das System Kinderkur weiter lückenlos aufarbeiten. Warum schmeißt der Verein dann hin?

Es ist eine Osterüberraschung, mit der niemand gerechnet hat: Der Verein Aufarbeitung Kinderverschickungen Baden-Württemberg (AKVBW) hat sich zum 31. März aufgelöst. Gegründet im Herbst 2020 beendet der bis zuletzt hochprofessionell arbeitende Verein nach dreieinhalb Jahren seine Arbeit. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Vorstandsvorsitzende Andrea Weyrauch Ansprechpartnerin für die Politik und die Träger der ehemaligen Kindererholungsheime im Land. Bundesweit gibt es nach Schätzungen bis zu zehn Millionen Betroffene, die als Kinder von den 1950er bis in die 1980er Jahre während der Zeit ihrer Kinderkur schlimme körperliche und seelische Erfahrungen gemacht haben. Das Land Baden-Württemberg war in dieser Zeit einer der großen Player in dieser „Fürsorgeindustrie“, wie Sozialminister Manfred Lucha das Phänomen früh in einem Interview mit unserer Zeitung beschrieben hat.