Wildes Parken am Bahnhof Fellbach. Der Parkdruck entlang der Bahnlinie steigt. Foto: Patricia Sigerist

Im Gemeinderat Fellbach wird der Bau eines Parkdecks oder einer Parkgarage gefordert. Der Landtagsabgeordnete Jochen Haußmann will den Verkehrsminister dazu bringen, den P+R-Platz Sommerrain vom Fahrverbot auszunehmen.

Fellbach - Der Parkdruck rund um den Bahnhof und entlang der Bahnlinie steigt. Davon sind nicht nur Anwohner und Pendler, sondern mittlerweile auch die Stadtverwaltung überzeugt. Niemand weiß genau, ob dies am zu Jahresbeginn eingeführten Fahrverbot für Euro-4-Diesel in Stuttgart liegt. Vielleicht drängen die Autos auch vermehrt auf die Parkplätze, weil Firmen neu angesiedelt worden sind. Im Lechlerhaus an der Höhen- und Schaflandstraße hat die Firma Stihl 300 Arbeitsplätze bezogen, damit der Stammsitz in Waiblingen-Neustadt saniert werden kann. „Wir beobachten die Situation“, sagt Sabine Laartz, die Leiterin des Pressereferats in der Stadtverwaltung, „aber wir werden es dabei nicht bewenden lassen.“ Was die Stadtverwaltung unternehmen kann und will, ist aber noch nicht ausgemacht.

Haußmann sieht im April „starke Belastungen auf Fellbach zukommen, für die sich die Stadt besser wappnen sollte.“

Beobachter wie die Landtagsabgeordneten Ulrich Goll und Jochen Haußmann (beide FDP) vermuteten schon bisher, dass mehr Autos insbesondere auf die Park+Ride-Tiefgarage in der Schaflandstraße zurollen. Haußmann sieht im April „starke Belastungen auf Fellbach zukommen, für die sich die Stadt besser wappnen sollte.“ Er sieht Fellbach dann in einer doppelten Sonderrolle. Durch die Tarifreform des Verkehrsbunds Stuttgart (VVS) ist sie „die einzige Stadt außerhalb der Fahrverbotszone, die gleichzeitig zur neuen VVS-Innenzone Stuttgart gehört.“ Das heißt, Euro-4-Diesel-Pendler können hier einfahren, ihr Auto abstellen und mit einer Innenzone-Dauerkarte im öffentlichen Nahverkehr an ihren Stuttgarter Arbeitsplatz fahren. Diese hat massive Preisvorteile gegenüber einem Mehrzonen-Ticket. „Keiner kann im Moment sagen, wie sich das auf die Parksituation um den Bahnhof und die Lutherkirche auswirkt. Deswegen fordert Haußmann den Verkehrsminister Winfried Hermann auf, im gesperrten Stuttgart eine Ausnahme zu machen für die Fahrt auf den P+R-Platz Sommerrain. „Sicher ist nur, dass freie Fahrt für Euro-4-Diesel bis Sommerrain entlastend wirkt“, sagt Haußmann und beklagt, dass der Minister genau dies bisher nicht zusagt.

Ein verstärktes Parkchaos ist zu erwarten

Wie viele der 18 000 Fahrer von Dieselautos mit Euro 4 oder schlechter im Rems-Murr-Kreis tatsächlich den Umstieg in die S-Bahn anstreben, ist nicht bekannt. Sie könnten sich aber bemerkbar gemacht haben: „Wir glauben beweisen zu können, dass im Bereich Bahnhof und Schaflandstraße der Parksuchverkehr und der Mangel an Parkplätzen zugenommen hat“, sagt Sabine Laartz auf Anfrage unserer Zeitung. „In umliegenden Straßen sind die Parkplätze deutlich ausgelastet.“ Ein verstärktes Parkchaos ist auch für den Fall zu erwarten, dass die angekündigten Fahrverbote für Diesel der Euro-Norm 5 vom Herbst an tatsächlich realisiert werden. Immerhin gibt es im Rems-Murr-Kreis mehr als 28 000 Fahrzeuge dieser Kategorie.

Zum zweiten Fellbacher Problem aus der Sicht von Haußmann könnte werden, dass ab 1. April das Fahrverbot für Euro-4-Diesel auch für die Stuttgarter Autos in Kraft tritt. „Davon sind nach den neuesten Zahlen der Stadt Stuttgart noch etwas über 21 000 Fahrzeuge betroffen. Ich könnte mir vorstellen, dass ein großer Teil einfach umgeparkt wird, je näher an der Außengrenze der Fahrverbotszone je mehr“, sagt Haußmann. Auch da spielt wieder eine Rolle, dass Fellbach bei der VVS-Zoneneinteilung zur Stuttgarter Innenzone gehört: „Fellbach ist für Stuttgarter schnell und vor allem preiswert erreichbar. Gut erhaltenen Euro-4-Diesel dort abzustellen und mit VVS-Ticket zu kombinieren, dürfte sich für manchen rechnen. Wie viele das sind, kann aber im Moment noch keiner voraussagen.“

Selbstgebastelte Parkverbotsschild in der Schaflandstraße. Foto: Patricia Sigerist

Die offenkundig vermehrte Nachfrage nach Abstellmöglichkeiten für Autos hat sich schon für die Park+Ride-Tiefgarage im Gebäude der Krankenversicherung SDK in der Schaflandstraße ausgewirkt. Außer Mitarbeiter-Parkplätzen liegen dort 128 für Bahn-Nutzer. Die städtische Wohnungs- und Dienstleistungsgesellschaft WDF, die diesen unterirdischen Parkplatz betreibt, hat aufgrund der Nachfrage die Zahl der mit einem Monatsabo reservierten Parkplätze auf 100 begrenzt, damit es auch für Gelegenheitsnutzer noch eine Chance auf einen Stellplatz gibt. Inzwischen gibt es schon eine Warteliste für ein solches Abo. Für die Park+Ride-Plätze oberirdisch entlang der Schaflandstraße wird ebenfalls von einer Zunahme der Nachfrage berichtet. Im zum Bauknecht-Areal gehörenden Parkhaus Schmidener Weg ist bereits ein Großteil der Stellplätze an umliegende Firmen fest vermietet.

Derweil suchen viele Pendler auf der anderen Seite des SDK-Gebäudes ein Plätzchen entlang eines Feldwegs am Rand der ehemaligen Gärtnerei Schönemann. Das ist nicht erlaubt. Schon zahlreiche Strafzettel sind ausgestellt worden.

Im Gemeinderat Fellbach ist nun ein Ruf nach mehr Parkplätzen in der Bahnhofsgegend zu vernehmen. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Spieth sagt: „Ich mache mir große Sorgen, auch angesichts der neuen Gewerbegebiete. Die Autos stehen auf den Feldern und Feldwegen. Der Esslinger Weg wird zugeparkt. Wir müssen dringend was tun, da ja auch die SDK ein neues Gebäude plant.“

Im Baugebiet auf dem Schönemann-Areal erwartet Spieth wenig Parkplätze: „Wir müssen Erleichterung schaffen.“ Der FW/FD-Fraktionsvorsitzende Ulrich Lenk will die Eisenbahnstraße und das Gebiet südlich der Volkshochschule in die Überlegungen einbeziehen. „Auch dort fehlen Parkplätze. Es gibt einen ziemlich chaotischen Abholverkehr bei den gerade mal zwei Parkplätzen am Bahnhof – rein, raus.“ Laut Baubürgermeisterin Beatrice Soltys hat die SDK bei ihrem neuen Bauvorhaben zugesagt, eine große Zahl von Parkplätzen im Untergeschoss sicherzustellen: „Wir beobachten die Situation. Das Parkplatz-Thema steht ganz oben auf unserer Agenda.“