Ein bestätigter Wolfsriss im März hat im Landkreis Unruhe gestiftet. Foto: dpa/Lino Mirgeler

Dass ein Wolf im April bei Weil der Stadt erneut ein Reh gerissen hat, kann nicht bestätigt werden. Aktuell gebe es keinen Grund zur Sorge, so das Forstamt.

Der zuletzt als Verdachtsfall gemeldete Riss eines Rehs bei Weil der Stadt-Merklingen lässt sich nicht gesichert auf einen Wolf zurückführen. Das teilt die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) mit. Demnach sei es „nicht möglich, eine Aussage über die Todesursache zu treffen“, es lägen jedoch keine typischen Merkmale vor, die für die Einwirkung durch einen Wolf sprechen, so die Einschätzung der Behörde.

Das tote Reh war am 26. April als Verdachtsfall gemeldet worden, nachdem die zuständige Jagdpächterin das Tier aufgefunden hatte. Im März war schon einmal ein totes Reh mit Verdacht auf einen Wolfsriss gemeldet worden, ebenfalls aufgefunden auf Weil der Städter Gemarkung – damals hatte die Untersuchung einen Wolf als Verursacher bestätigt.

Jäger melden keine neuen Hinweise

Dass man bei dem im April getöteten Reh überhaupt einen Wolfsriss vermutet hatte, lag daran, dass nach kürzester Zeit auffällig viel Fleisch an dem Tier gefehlt habe, berichtet der Leonberger Kreisjägermeister Bodo Sigloch. „Es könnte aber auch ein recht großer Hund gewesen sein“, sagt er. Bei Sigloch sind seit dem Fund im April keine neuen Hinweise mehr auf die Anwesenheit eines Wolfs im Landkreis eingegangen.

„Wenn uns ein Verdachtsfall gemeldet wird, erfolgt eine erste Inaugenscheinnahme durch den Wildtierbeauftragten Bastian Junghans“, erklärt Reinhold Kratzer, Leiter des Böblinger Forstamts. „Bestätigt er den Verdacht, geht Probenmaterial zur Untersuchung an die FVA.“ Im jüngsten Fall konnte die FVA keine Tierart sicher bestimmen, durch die das Reh zu Tode gekommen ist.

Dass dies nicht außergewöhnlich ist, zeigen die Zahlen des vergangenen Jahres: 2022 wurden über das Wolfsmonitoring der FVA insgesamt 835 Meldungen mit Wolfsverdacht registriert, nur 112 davon konnten letztlich sicher einem Wolf zugeordnet werden. Aus dem Landkreis Böblingen gab es 2022 acht Meldungen, die entweder als „falsch“ oder „unsicher“ beurteilt wurden.

Keine Gefahr für Menschen

„Grundsätzlich stellen Wölfe keine Gefahr für den Menschen dar“, so der Wildtierbeauftragte Bastian Junghans. „Wölfe meiden gewöhnlich eine direkte Begegnung mit Menschen, und weil sie diese schon von weitem wahrnehmen, ist eine Begegnung zwischen Mensch und Wolf - auch in Wolfsgebieten - eine Seltenheit.“ Sollte es dennoch zu einer Begegnung kommen, gelte dasselbe wie bei anderen wehrhaften Tieren auch: Abstand halten, Respekt wahren und das Tier keinesfalls bedrängen. Man sollte sich durch laute Geräusche wie Klatschen oder Reden bemerkbar machen und sich langsam entfernen. „Aktuell gibt es keinen Grund zur Sorge“, so Reinhold Kratzer. Nach wie vor habe man nur einen bestätigten Fall, nämlich den vom März. Man nehme alle Hinweise ernst und gehe ihnen nach.

Unruhe stiftet der Verdacht auf einen Wolf besonders bei den ansässigen Landwirten und Tierhaltern. Es gibt verschiedene Herdenschutzmaßnahmen, etwa Hunde oder Elektrozäune, vom Land mitfinanziert werden diese aber nur im Fördergebiet Wolfsprävention Schwarzwald, zu dem Weil der Stadt nicht gehört. Umgesetzte Grundschutzmaßnahmen sind die Voraussetzung dafür, einen finanziellen Ausgleich für nachweislich durch einen Wolf gerissene Nutztiere zu erhalten.