Der Radweg an der Steinheimer Sommerhalde Richtung Kleinbottwar bleibt vorerst gesperrt. Foto: Feuerwehren Affalterbach und Steinheim/Werner Kuhnle

Insgesamt waren im Kreis Ludwigsburg am Donnerstagabend 23 Feuerwehren mit mehr als 200 Einsätzen beschäftigt. Verletzte gab es nach bisherigen Informationen keine.

Plötzlich ging alles ganz schnell. Um 17.15 Uhr wurde es am Donnerstagabend plötzlich dunkel, kurze Zeit später brach das Unwetter über den Kreis herein. „Innerhalb von einer Viertelstunde hat es sich komplett zugezogen“, sagt der Steinheimer Bürgermeister Thomas Winterhalter, der just zu jener Zeit im Feuerwehrgerätehaus zu einem Gespräch mit Kommandant Björn Mania verabredet war.

Auch drei Stunden nach den ersten Vorboten des Unwetters waren die Kräfte der Steinheimer Feuerwehr und die Mitarbeiter des Bauhofes noch voll im Einsatz. Die Oberstenfelder Floriansjünger unterstützten mit einer Drehleiter.

Etwa 50 Einsätze sind es gewesen, berichtet der Rathauschef um kurz nach 20 Uhr. Wer in Steinheim unterwegs war, begegnete fast im Minutentakt einem Bagger oder einem Feuerwehrauto. Die Straßen nach Kleinbottwar sowie nach Murr waren gesperrt. Auch oberhalb von Burg Schaubeck gab es kein Durchkommen.

Am Steppikreisel stürzte ein Ast auf einen Lichtmasten, der quer an der Straße lag. Viele Dächer hat es abgedeckt. Dazu kommen zig Bäume und Äste, die abgebrochen und umgefallen sind.

Die Gewitterzelle sei aus Südwesten gekommen, erklärt der Hobbymeteorologe Yannick Garbe, und habe vor allem Steinheim getroffen. Von dort aus sei sie über Rielingshausen nach Backnang gezogen. Die Stadt im Rems-Murr-Kreis hat es ebenfalls heftig erwischt. Die orkanartigen Sturmböen hatten laut Garbe dort eine Geschwindigkeit von mehr als 100 Stundenkilometer. „Es war aber keine Windhose und kein Tornado, sondern sehr starke Fallwinde“, erklärt er. In Rielingshausen sei der Regen stärker gewesen als in der Nachbarstadt. „Da kamen in den 25, 30 Minuten bis zu 30 Liter auf den Quadratmeter runter.“

Noch mehr Einsätze hatten die Floriansjünger in Vaihingen zu stemmen. „Wir hatten 78 Einsätze“, berichtet Kommandant Thomas Korz. Als die erste Alarmierung kam, war Korz gerade dabei, im eigenen Garten die umherfliegenden Gartenmöbel zu sichern. Bis nach Mitternacht waren 149 Kräfte aus allen Abteilungen mit 23 Fahrzeugen unterwegs. Zur eigenen Drehleiter gab es Unterstützung mit Drehleitern aus Bietigheim und Ditzingen.

Wasserwand mit Orkanböen

Am heftigsten getroffen hat es laut Korz die Kernstadt und zwei der insgesamt neun Stadtteile: Aurich und Enzweihingen. Umgestürzte Bäume, überflutete Straßen, Kamine, die abzustürzen drohten – die Art der Einsätze im Kreis ähneln sich. „Der Regen war gar nicht das Problem, sondern der Wind. Wir mussten nur ein Gebäude auspumpen“, sagt Korz, der seit 35 Jahren bei der Feuerwehr ist, sich jedoch nicht an einen ähnlichen Einsatz erinnern kann. „Orkan Lothar hatte eine ähnliche Dimension, aber der zog sich über einen längere Zeit. Am Donnerstag passierte alles ganz schnell. Innerhalb weniger Minuten kam eine Wasserwand und die Orkanböen.“

Doch der Vaihinger Feuerwehrchef hat auch Positives zu vermelden. Bislang seien ihm keine Verletzten bekannt, sagt Thomas Korz. Und: Die Bevölkerung habe die Einsatzkräfte sehr viel und gut unterstützt, lobt der Vaihinger Kommandant. Auch die Zusammenarbeit mit der EnBW habe gut funktioniert. „Zwei Stromleitungen waren durch umgestürzte Bäume und Äste gefährdet. Die EnBW hat den Strom gleich abgeschaltet – die Bürger hatten meines Wissens aber dennoch Strom.“

Niemand verletzt

Anders in Teilen von Affalterbach, Marbach und Kirchberg sowie in einem kleineren Teil von Erdmannhausen. Dort gingen gegen 17.30 Uhr die Lichter aus. Der Grund: Ein Baum war wegen der Sturmböen in eine Freileitung gekippt. Durch Netzumschaltungen habe man den Großteil der Betroffenen bis auf wenige Haushalte nach etwa einer Stunde wieder mit Strom versorgen können, lässt die Syna GmbH wissen.

Zu insgesamt 14 Einsätzen wurde die Feuerwehr Affalterbach gerufen. Das Spektrum reichte wie vielerorts von leichten Schäden an Bäumen, die zu Verkehrsbehinderungen auf Kreis- und Gemeindestraße führten, über Fahrbahnverunreinigungen durch Überflutungen bis hin zu Sturmschäden an Wohngebäuden und ein durch einen umstürzenden Baum beschädigtes Auto, berichtet Kommandant Sascha Hänig.

In Marbach vergleichsweise ruhig

Im gesamten Kreisgebiet waren am Donnerstagabend laut Hans-Peter Peifer, dem stellvertretenden Kreisbrandmeister und Kommandanten in Ludwigsburg, rund 23 Feuerwehren bei 208 Einsätzen gefordert. Schwerpunkte seien Vaihingen, Tamm und das Bottwartal bei Steinheim gewesen. In Ludwigsburg habe es vor allem die Oststadt getroffen. „Insgesamt war es bei uns aber nicht so wild. Wir in Ludwigsburg hatten um die 30 Einsätze und sind mit einem blauen Auge davongekommen.“ Vergleichsweise entspannt war die Situation auch in Marbach. Die Truppe um Kommandant Alexander Schroth musste nur acht Mal ausrücken. Allerdings leisteten die Marbacher mit ihrer Drehleiter Überlandhilfe in Affalterbach. Die Ludwigsburger taten dasselbe in Murr.