Das Idyll täuscht: Die Genossenschaft mit dem Vorstandsvorsitzenden Immanuel Gröninger steckt in gewaltigen Schwierigkeiten. Und das nicht erst seit gestern. Foto: Werner Kuhnle

Die Weingärtnergenossenschaft in Großbottwar steckt in Schwierigkeiten. Ein Beitritt zur WZG könnte helfen – doch die Mitglieder wollten mangels Informationen darüber nicht abstimmen.

Es war als Befreiungsschlag für eine Winzergenossenschaft gedacht, die seit Jahren unter wechselnden Führungsmannschaften torkelt, fast als ob sie zu viel von dem eigenen Wein konsumiert hätte. Doch der Befreiungsschlag blieb aus. Die Mitglieder der Bottwartaler Winzer wollten am Mittwoch nicht darüber abstimmen, ob ihr Wein künftig bei der WZG in Möglingen gekeltert wird. Der Punkt wurde auf ihr Drängen wegen noch fehlender Informationen von der Tagesordnung genommen.

Der Vorstandsvorsitzende der Weingenossen, Immanuel Gröninger, sagt, dabei sei es vor allem um die künftige Organisation einzelner Abläufe gegangen. Von anderer Seite ist zu hören, es hätten noch nicht einmal die Geschäftsberichte aus den Jahren 2021 und 2022 vorgelegen. Was daran liege, dass man den Prüfern gekündigt habe, ohne Ersatz zu haben. Immanuel Gröninger bestätigt, dass die Generalversammlung im Jahr 2021 beschlossen habe, den Prüfungsverband zu wechseln. „Das hat so nicht funktioniert“, räumt er ein. Denn die neuen Prüfer hätten die Zeit dafür nicht eingeplant gehabt, sodass sie erst im November letzten Jahres gekommen seien und man da noch das Jahresende habe abwarten wollen.

Die Zeit drängt

„Die Bilanz ist erstellt, nur noch nicht geprüft“, versichert Gröninger. Er geht auch davon aus, dass nicht nur die künftige Organisation in den nächsten Wochen detailliert geklärt wird, sondern vor einer erneuten Abstimmung auch die Geschäftsberichte vorliegen – trotz der Urlaubszeit. Das muss auch so sein; die Uhr läuft unerbittlich. Denn bevor die Trauben im Herbst in der Genossenschaft angeliefert werden, muss klar sein, wo deren Saft weiterverarbeitet wird.

An der WZG soll es jedenfalls nicht liegen, versicherte deren Pressesprecher und Marketingvorstand Uwe Kämpfer, der selbst bei der emotionalen Sitzung am Mittwoch nicht dabei war. „Unsere Mitglieder sind jederzeit herzlich willkommen, auch die Bottwartaler Winzer sind das weiterhin, unabhängig davon, wofür sie sich entscheiden.“ Dies vermutlich umso mehr, als die Weingärtner Stromberg-Zabergäu ihre Mitgliedschaft bei den Möglingern gekündigt haben und sie zum 1. Januar 2025 verlassen werden.

Vermehrte Konkurrenz durch ausländische Weine

Diesen Schritt waren auch die Großbottwarer im Jahr 2012 gegangen, zwei Jahre später allerdings „nach einem Wechsel der handelnden Personen“, so Kämpfer, wieder eingetreten. Mehr Ruhe eingekehrt ist dadurch nicht in der Genossenschaft – im Gegenteil.

Dabei wäre das gerade in der jetzigen Situation dringend nötig. Denn wie andere Weinmacher auch leiden die Bottwartaler unter der wirtschaftlichen Lage, bei der die Menschen noch mehr als zuvor aufs Geld achten und verstärkt zu preiswerten ausländischen Weinen greifen. Dass Steillagen sich ohnehin wirtschaftlich nicht rechnen, ist auch kein Geheimnis. Und so konnte den Mitgliedern der Bottwartaler Weingenossenschaft zuletzt noch nicht einmal das Traubengeld regelmäßig ausgezahlt werden.

Ein Plan B muss noch ausgearbeitet werden

Durch die engere Zusammenarbeit mit der WZG werde sich das ändern, ist Gröninger überzeugt: „Das Traubengeld wird dadurch höher und vor allem sicherer.“ Doch wenn die Weine künftig nicht mehr im Bottwartal, sondern in Möglingen ausgebaut werden, werden sich einige Mitarbeiter nach neuen Jobs umsehen müssen.

Wie die erneute Abstimmung im Frühherbst ausgehen wird, dazu wagt Gröninger keine Prognose: „Es wird sicher einige geben, die damit nicht einverstanden sind, aber ich hoffe, die Mehrheit stimmt zu.“ Sollte das nicht der Fall sein, gebe es einen Plan B, der aber noch nicht detailliert ausgearbeitet sei. Auch er soll bis zur Versammlung vorliegen.