Hundekothaufen in der Fellbacher Hirschstraße nerven Anwohner und Passanten. Foto: Schäfer

Anwohner im Fellbacher Rathaus-Carrée sind sauer: Seit einiger Zeit gibt es immer wieder „Tretminen“ auf dem Gehweg vor ihrer Wohnanlage. Wie gehen Kommunen mit dem Hundekot-Problem um?

„Igitt, ist das eklig“, sagt eine Passantin und wechselt eilig vom Gehweg auf die Straße. Rechtzeitig hat sie die Hinterlassenschaft eines Vierbeiners bemerkt, die besonders groß in der Fellbacher Hirschstraße auf dem Trottoir thront. „Das kann gar kein Hund sein“, sagt gar ein anderer Passant angesichts des eindrucksvollen Haufens.

Der Ärger der Passanten ist groß, aber spürbar noch größer bei dem Hausmeisterehepaar Wolfgang und Doris Slama. Sie kümmern sich seit 15 Jahren darum, dass es rund um die Wohnanlagen Hirschstraße 4 und 6 sowie die Cannstatter Straße 9/1 geordnet zugeht. Zu den Wohngebäuden gehört auch ein Innenhof mit Garten. Dort schneiden sie den Rasen, pflegen die Rosen und haben auch Frühblüher gesetzt, sodass dort derzeit gelbe Osterglocken leuchten.

Wer ist am Ende der Leine für die Hinterlassenschaften verantwortlich?

„Wir legen Wert darauf, dass die Anlage sauber ist“, sagt Doris Slama. Doch seit rund zwei Wochen sind sie und ihr Mann aufgewühlt: Über einen großen Teil der Hirschstraße verteilt liegt immer wieder Hundekot. Die beiden haben sich auch schon auf die Lauer gelegt, frühmorgens, um herauszufinden, wer am Ende der Leine dafür verantwortlich ist, dass es diesen haufenweisen Ärger gibt, erzählen sie. Doch das sei nicht gelungen sagt das Hausmeisterehepaar.

Nur selten werden Hundehalter ertappt, nur selten gibt es daher Geldbußen

„In der Tat ist es eher selten der Fall, dass Hundehalter auf frischer Tat ertappt werden“, sagt Stephanie Rauschenberger von der Abteilung Ordnungswesen der Stadt Waiblingen. In den vergangenen Jahren habe es „vereinzelte Fälle“ gegeben, bei welchen Betroffene ertappt wurden, dass sie das Geschäft, das ihr Hund verrichtet hatte, nicht beseitigt haben. In diesen Fällen sei auch ein Verfahren eingeleitet worden, so Rauschenberger. Dass Herrchen und Frauchen sehr selten erwischt werden, zeigt auch die Statistik in Fellbach: Bisher habe noch keiner Bußgelder wegen der Hinterlassenschaften seines Hundes zahlen müssen, so das städtische Presseamt. In Fellbach beträgt das Bußgeld 50 Euro. In Waiblingen könne dieses zwischen fünf und 1000 Euro liegen – da jeder Fall individuell betrachtet werden müsse.

„Hotspots“ von Plätzen, wo sich die Beschwerden wegen Hundekots häuften, gebe es in Fellbach keine, auch seien Spielplätze und Streuobstwiesen nicht davon betroffen. In Waiblingen würden sich Beschwerden über die stinkenden Häufchen meist bei öffentlichen Spielplätzen und den angrenzenden Rasenflächen oder Grünanlagen wie Liegewiesen häufen. Meist seien es öffentliche Grünbereiche, die mit Hunden aufgesucht werden. Je kürzer das Gras, desto weniger Zecken und Probleme mit Hundekot gebe es. „Meldungen bei Streuobstwiesen sind eher selten“, sagt Stephanie Rauschenberger. Es gebe rund 80 Hundekottütenspender, an denen die Tüten für die Hinterlassenschaften gezogen werden können. Eine Entsorgung sei an jedem Mülleimer möglich, da es sich bei Hundekot um Restmüll handle. In Fellbach stehen rund 90 Hundekottütenspender bereit sowie im gesamten Stadtgebiet mehr als 350 Mülleimer, davon speziell elf für Hundekot. In Schorndorf gibt es 81 Hundekottütenspender und mehr als 600 Mülleimer, so das Presseamt.

Ein signifikanter Anstieg von mehr Hunden in der Stadt sei nicht zu verzeichnen

Gibt es mehr Hunde in der Stadt und daher auch mehr Hundekot? Aktuell sind in Waiblingen 2157 Hunde angemeldet. „Ein signifikanter Anstieg ist hier nicht zu verzeichnen“, teilt Rauschenberger mit. In Fellbach seien 1472 Hunde gemeldet (Stand 2023), das entspreche nur einem leichten Anstieg in den vergangenen Jahren.

Wie das städtische Presseamt in Fellbach berichtet, habe man im Sommer 2023 eine Versuchsphase mit zusätzlichen Mülleimern, die nur für Hundekot dienen, durchgeführt. Diese habe sich bewährt, deshalb seien im September 2023 im Stadtgebiet an den Brennpunkten elf dieser speziellen Müllbehälter installiert worden. Im vergangenen Jahr sei eine Beschwerde über Hundekot im Grünstreifen, eine wegen Hundekot auf dem Gehweg und mehrere Beschwerden, vor allem nach dem Wochenende, über Hundekotbeutel auf den Mülleimern, sobald sie voll waren, eingegangen.

„Es gibt immer wieder Beschwerden über Hundekot im öffentlichen Raum. Über den städtischen Schadensmelder gehen jährlich rund zehn Meldungen ein, die Hundekot und fehlende Hundekotbeutel betreffen. Vereinzelt auch Meldungen über volle Papierkörbe wegen Hundekotbeuteln“, berichtet Rauschenberger. Eine Zunahme der Beschwerden sei nicht ersichtlich.

Das Fellbacher Hausmeisterehepaar überlegt, eine Kamera zu installieren

Ähnlich vermeldet es die Stadt Schorndorf: Die Beschwerdelage wegen Hundekots habe sich in den vergangenen Monaten nicht verändert, teilt Dominique Wehrle vom Presseamt mit. Der Bußgeldrahmen liege bei 2500 Euro. Dieser könne bei einem vorsätzlichen Verstoß verdoppelt werden. Eine Regelbuße gebe es in diesem Fall nicht. Aus diesem Grund werde immer der Einzelfall geprüft. In den vergangenen Monaten seien keine Personen deswegen angezeigt worden, Hotspots gebe es nicht. Allerdings gebe es häufiger Beschwerden auf Feld- und Gehwegen, da diese häufiger von Hundehaltern frequentiert werden, sagt Wehrle.

Wolfgang und Doris Slama haben bei der Stadt Fellbach auch eine Beschwerde gemeldet. Ihr Leidensdruck ist groß. „Das muss hier unbedingt aufhören“, sagen sie. Was sie auch störe, seien die vielen Kippen, die in den Baumbeeten in der Straße landen. „Wir gießen die Bäume extra bei Trockenheit, und vor zwei Jahren haben sie auch neue Baumbeete bekommen.“ Im Innenhof, das ist privates Gelände, überlegen sie sich eine neue Maßnahme: Ein kleines Gitter haben sie vergangenen Jahres angebracht, um Hunde abzuhalten. „Wenn das nicht aufhört, planen wir, eine Kamera zu installieren.“

Wege im Kampf gegen Hundekot

DNA-Test
 In Südtirol will man seit Anfang des Jahres mit einem neuen Anti-Hundehaufen-Gesetz den unliebsamen Hinterlassenschaften entgegenwirken. „Das Gesetz schreibt vor, dass für alle Hunde ein DNA-Test vorzulegen ist“, sagt Landesrat Arnold Schuler von der Südtiroler Volkspartei in einem Bericht der Tagesschau. Die genetischen Daten aller in Südtirol registrierten 40 000 Hunde würden in der Datenbank für Vierbeiner hinterlegt. Dadurch könne festgestellt werden, welcher Haufen von welchem Hund stammt. So könnten Halter zur Kasse gebeten werden. Es soll dadurch künftig auch leichter möglich sein, Verantwortliche zu ermitteln, wenn Hunde Menschen beißen oder Nutzvieh reißen.

Hundekot-Sauger
 Dass das Thema emotionalisiert, zeigen zahlreiche Ideen. Auch moderne Technik wird eingesetzt. In Nürnberg gibt es einen Hundekot-Sauger, eine Art Staubsauger, der die Häufchen einsaugt.